Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
Vom Netzwerk:
Appetit.
    Später ging er zu Manley und erfuhr, dass sein Freund sich eine Menge Gedanken über Tony Creal gemacht hatte. Es war nicht das erste Mal, dass Manley sich mit diesem Thema auseinandergesetzt hatte, und im Laufe der Jahre hatte er einen für seine Begriffe ziemlich guten Plan entwickelt. Aber er hatte noch nie mit jemandem darüber gesprochen. Es war ein verwegener Plan, bei dem sie ein hohes Risiko eingingen und zudem die Hilfe von Männern mit eisernen Herzen benötigten … Also, falls Jones wirklich interessiert war …
    Jones war interessiert. In aller Ruhe und zunehmend überzeugter machten sie sich daran, den Mord an Tony Creal zu planen.
    Wie gesagt, es gab viele Männer, die sich sehnlichst wünschten, Tony Creal möge aus dieser Welt entfernt werden, und zwar nicht auf sanfte Art; aber nur wenige waren bereit, es selbst zu tun. Die nächsten Wochen brachten Manley und Jones damit zu, herauszufinden, welche Männer das waren.
    Sie verabredeten sich und schnitten das Thema eher beiläufig an. Zunächst plauderten sie ganz allgemein über den Zustand der Welt, wie schlimm doch alles sei, und dann ließ einer der beiden Verschwörer verlauten, er habe neulich im Old Folks at Home Du-glaubst-nicht-wen gesehen, der sich dort einen hinter die Binde gekippt habe.
    »Den Kinderficker Creal!«
    »Lass mich bloß mit dem in Ruhe! An den möchte ich nie wieder denken«, war eine häufige Reaktion, so dass an dem Punkt das Gespräch mitunter schon beendet war.
    Aber es kam auch: »Den würd ich umlegen, wenn ich könnte.« In diesen Fällen riss Jones die Augen auf und überlegte laut, ob so etwas machbar wäre.
    »Mal angenommen«, warf dann Manley ein, »jemand hätte eine Idee, wie man den lieben Tony wegputzen könnte, ohne dass jemand geschnappt wird, also, wenn sicher ist, dass keiner für Creals Tod zahlen muss, wärst du doch dabei, oder?«
    Und die Blicke trafen sich.
    »Du wärst doch dabei?«, wiederholte Jones.
    Manchmal guckten die Männer zur Seite. Manchmal lachten sie über eine so alberne Idee oder wechselten das Thema. Aber manchmal – in sechs Fällen, um genau zu sein – erfolgte Zustimmung.
    »Ich würde ihm sofort die Kehle durchschneiden«, sagte einer. »Wenn ich sicher sein kann, dass ich nicht geschnappt werde.«
    Mehr wurde nicht gesagt, es wurden keine Ideen ausgetauscht, keine Verabredungen getroffen. Nicht auf jedes zustimmende Nicken wurde eingegangen. Aber in manchen Fällen folgte einem Nicken ein weiteres Treffen. Da wurde wieder geplaudert, vielleicht bei einem Bier, und es wurde ein Plan entwickelt. Weder Jones noch Manley deuteten an, dass das mehr sei als eine Idee, mehr als ein bloßer Gedanke. Nur wenn derjenige, der genickt hatte, selbst sagte, der Plan sei so gut, dass man ihn ausführen solle, erfolgte wieder ein zustimmendes Nicken. Dann und erst dann wurde die Diskussion konkreter.
    Nach vierzehn Tagen hatten Jones und Manley drei Männer gefunden, die mitmachten. Jetzt waren sie zu fünft. Mehr als genug für einen Mord.
    Stella wurde natürlich vollkommen im Dunkeln gelassen. Jones entfernte sich immer mehr von ihr. Er schloss sich häufig mit Manley im Zimmer ein und führte mit ihm endlose Gespräche, bei denen Stella nicht dabei sein durfte. Wenn Stella und Jones alleine waren, wehrte er sie ab, schnauzte sie an, sie solle ihn in Ruhe lassen und ihm nicht hinterherlaufen. Er führte lange Telefongespräche, bei denen sie aus dem Zimmer geschickt wurde, und er machte Ausflüge, allein oder mit Manley, in jedem Fall ohne sie.
    Stella war nicht dumm. Irgendwas war im Busch, aber was? Die Liebe war für Stella wie für Jones zu einer schrecklichen Falle geworden. Alles, selbst die Schläge, schien ihr besser als diese Ferne. Der Gewalt folgte wenigstens immer Zärtlichkeit. Jetzt hatte sie nichts.
    Ihre Bemühungen, zu Jones durchzudringen, führten entweder zu einer beiläufigen Zurückweisung oder zu einem Wutausbruch. Als aus den Tagen Wochen wurden, fing sie an, Jones hinterherzuspionieren, sie lungerte auf der Treppe herum oder schlich sich leise aus dem Schlafzimmer zur Küchentür und lauschte. Doch Jones kam ihr auf die Schliche, und dann war damit Schluss. Von da an schickte er sie jedes Mal mit der höhnischen Bemerkung aus dem Haus, sie könne ja Sonnschein und die Jungs besuchen, die sie so gernehabe.
    So etwas hatte es noch nicht gegeben. Bislang hatte Jones Stella wie einen Schatz gehütet, er hätte ihr eher den Kiefer gebrochen, als dass er

Weitere Kostenlose Bücher