Nicholas Dane (German Edition)
bisschen was im Haushalt zu machen?«, scherzte sie.
»Keine will bei mir wohnen. Keine ist so wie du.«
»Tut mir leid, Sonnschein.«
»Du hast jetzt deine Freiheit.«
Stella warf wütend die Hände hoch. »Hör bloß auf! Er lässt mich immerhin aus dem Haus, was du nie gemacht hast.«
Sonnschein versuchte eine andere Masche.
»Guck dich doch mal an! Guck dir dein Gesicht an! Und ich mein nicht nur die blauen Flecken. Du bist so was von fertig. Als wenn gleich das Dach über dir zusammenkracht.«
»Das is hier wahrscheinlich schon passiert.«
Sonnschein schüttelte bloß den Kopf. Stella blickte zu Boden.
»Ich liebe ihn«, sagte sie trotzig. »Und er … er braucht mich.«
»Er braucht dich! Wofür? Als Punchingball? Nein, ich weiß – du willst ihn ändern! Hast du das vor? Eins sag ich dir, Stella. Solche Typen wie Jones, die ändern sich nicht. Je mehr er dich liebt, umso mehr wird er dich schlagen, je mehr er dich schlägt, umso mehr hasst er dich, und je mehr er dich hasst, umso mehr liebt er dich. Bei manchen Männern gehören Liebe und Hass zusammen.«
Damit kam Sonnschein der Wahrheit sehr nahe. Aber Stella hatte im Moment anderes im Kopf als ihr eigenes Wohlergehen.
»Ich mach mir Sorgen um ihn, Sonnschein«, sagte sie.
Sonnschein lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Sorgen? Um ihn? Hä?«
»Seit diesem Ding mit der Apotheke …«
»Was war an dem Tag? Was hat er mit Nick gemacht? Der Junge dreht fast durch vor Angst. Ich seh ihn kaum noch. Er hat Angst, dass Jones vorbeikommt und ihn findet. Hat er Scheiße gebaut?«
Stella runzelte die Stirn. »Keine Ahnung. Sonnschein, ich glaub, Jonesy plant was Gefährliches. Ich glaub, ich glaub, er will jemanden umbringen.«
Kaum hatte Stella das gesagt, brach sie in Tränen aus. Sonnschein blickte sie verblüfft an. »O Mahn, Mord? Das passt gar nicht zu Jones. Der bringt einen um, wenn der ihm im Weg is, aber planen würde der so was nie. Wie kommste denn darauf?«
»Weiß nich … er ist so … keine Ahnung! Manley ist andauernd da und dann kommen immer diese anderen Typen und die sehen alle so finster aus. Und dann reden sie über Sachen, die ich nicht hören darf …«
Sonnschein schüttelte den Kopf. »Also plant er was, was du nicht wissen sollst. Und was ist daran neu?«
»Irgendwas stimmt nicht, Sonnschein. Irgendwas läuft da …«
»Es läuft immer was. Wer isses denn? Wen will er aus dem Weg schaffen?«
»Weiß ich nicht.«
»Wann?«
»Weiß ich nicht.«
»Warum?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Du weißt gar nichts.« Sonnschein lehnte sich zurück.
»Ich habe Angst um ihn.«
Sonnschein warf die Arme hoch. Jones war hässlich, brutal und blöde. Dass Stella diesen Mann ihm vorzog, beleidigte Sonnschein zutiefst.
Sie unterhielten sich noch eine Weile. Sonnschein holte so viel aus ihr raus wie möglich. Etwas war geschehen, aber Stella hatte keine Ahnung, was es gewesen sein konnte.
»Nick«, sagte er schließlich. »Frag Nick. Der weiß was.«
»Was denn?«
»Keine Ahnung. Mir sagt er ja nichts. Vielleicht redet er mit dir.«
Stella trocknete ihre Tränen. »Wo wohnt er?«
Sonnschein zuckte die Achseln. Keine Ahnung.
Stella nickte. Sie war Jones zu nahe. Wenn Nick Jones aus dem Weg ging, würde Sonnschein ihr ganz sicher nicht verraten, wo sie Nick finden konnte.
Sie trank ihren Kaffee aus und ging. Sonnschein legte den Kopf in die Hände und stöhnte leise vor sich hin. Er liebte sie immer noch. Er wollte, dass sie zu ihm zurückkam, und er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Früher oder später würde Jones zu weit gehen – er würde wieder im Knast landen, das stand fest. Dann wäre Sonnschein wieder im Spiel. Er wäre sich auch nicht zu schade dafür, Jones auf dem Weg in den Knast behilflich zu sein, wenn er nur wüsste, wie er ihn verpfeifen konnte, ohne dass es herauskam. Noch fiel ihm nichts ein.
Stella verließ das Gebäude in der Oldham Street und ging Richtung Zentrum, wo sie einkaufen wollte. Kaum hatte sie ein paar Schritte getan, war Davey an ihrer Seite. Im Gegensatz zu Sonnschein wusste Davey ganz genau, was an jenem Tag geschehen war. Nick hatte Davey erzählt, dass er Creal im Old Folks at Home beim Guinnesstrinken gesehen hatte und wie Jones auf Creal reagiert hatte.
Davey hatte ihm nachdenklich zugehört und genickt: »Du meinst«, hatte er gesagt, »Jones war einer von Creals Puppenjungs?«
Beide lachten und lachten, bis sie Seitenstiche bekamen. Die Vorstellung, das der
Weitere Kostenlose Bücher