Nicholas Dane (German Edition)
abgeschickt hatte, auch noch ihre Tage. Nie konnte sie sich merken, wann sie dran war. Als die Blutung einsetzte, wurde ihre Stimmung prompt besser, und plötzlich begriff sie voller Entsetzen, was los gewesen war.
»Das war das schlimmste PMS, das ich je hatte«, dachte sie und griff sich an den Kopf. Sich einzubilden, Leute würden einander umbringen wollen! Was denn noch?
Aber trotzdem – ob nun ein Mord geplant wurde oder nicht –, irgendetwas war im Busch. An dem Tag, an dem der Plan beschlossen worden war, hatte Jones richtig gute Laune gehabt, aber kurz darauf war er wieder unausstehlich. Wieder nahm er kaum Notiz von ihr, bis sie sich fast einen Streit herbeiwünschte, wenn es denn sein musste. Alles war besser, als so missachtet zu werden.
Jones war natürlich damit beschäftigt, weiter am Plan zu feilen. Er verbrachte viele Stunden bei Manley oder einem der anderen Verschwörer, wo sie Bier tranken und immer wieder alles durchgingen. Es schien unmöglich, dass etwas so Luftiges wie ein bloßer Plan tatsächlich gegen Blut und Knochen ankommen könnte, gegen die Hüter des Gesetzes oder gegen die Gerissenheit eines Mannes, der einst so viel Macht über sie gehabt hatte. Doch wie oft sie ihren Plan auch überprüften, sie fanden keine Schwachstelle. Solange sie zusammenhielten, solange keiner redete, konnte ihnen nichts passieren.
Also beobachteten die Verschwörer Woche für Woche jeweils zu zweit, immer abwechselnd, die beiden Pubs. Zwei Wochen lang tauchte Creal nicht auf. In der dritten Woche kam er dann. Es wurde telefoniert. Die drei anderen Verschwörer kamen und warteten in zwei Autos, um kein Aufsehen zu erregen – und dann fuhr das Opfer mit zwei Freunden im Auto davon. Keine Chance.
Jones war wütend. Dass er tatsächlich aus dem Haus gegangen war, um Creal auf der Straße abzufangen, hatte der Sache einen Anstrich von Wirklichkeit gegeben. Jetzt war er zum ersten Mal sicher, dass es geschehen würde. Er wollte Blut sehen.
»Geduld«, sagte Manley. Creals Schicksal war besiegelt. Es war nur eine Frage der Zeit.
In den nächsten Wochen geschah nichts. Stella vermutete inzwischen, dass vielleicht gar kein Verbrechen hinter der Geheimnistuerei steckte, sondern eine andere Frau. Jones interessierte sich nicht mehr für sie – was sollte denn sonst der Grund sein? Er verbrachte seine Zeit mit einer anderen, das war’s. Sie langweilte ihn. So stellte sie sich innerlich darauf ein, dass es zu Ende wäre. Aber dann, vier Wochen nachdem sie ihren Brief in den Kasten geworfen hatte, stand die Polizei vor der Tür. Es war an einem Donnerstag. Jones wurde gesucht. Wie üblich war er unterwegs.
Stella machte die Tür auf.
»Was soll er denn gemacht haben?«, wollte sie wissen.
»Was meinen Sie denn, was er gemacht haben könnte?«, fragte ein Polizist und sah sie aufmerksam an. Stella spürte ihre Knie zittern, als hätte sie sich einen Nerv eingequetscht. Verstohlen drückte sie ihre Hand gegen die Wand, um das Zittern zu verbergen. Es war zu spät! Hatte Jones es schon getan?
Die Polizisten durchsuchten das Haus, aber die Flinte und die Drogen waren außerhalb versteckt, so dass sie mit leeren Händen abziehen mussten. Und Stella war so schlau wie zuvor.
Folgendes war geschehen. Creal war mit Stellas Brief zur Polizei gegangen, und die hatten natürlich das Old Folks at Home beobachtet. Sie kannten Jones und Manley und die anderen drei von früher – alle hatten schon im Gefängnis gesessen. Diese fünf tauchten wochenlang in wechselnden Kombinationen auf, und es dauerte nicht lange, bis die Polizei herausgefunden hatte, dass alle fünf als Kinder in Meadow Hill gewesen waren. Haftbefehle wurden beantragt und ausgestellt. Manley und zwei andere wurden beim Old Folks at Home festgenommen, zur gleichen Zeit wurden bei allen fünf Männern Hausdurchsuchungen durchgeführt. Dabei wurde auch Jones geschnappt. Alle fünf wurden wegen Verabredung zum Mord in Untersuchungshaft genommen.
Fragen, Fragen, Fragen, die ganze Nacht lang. Jemand hatte sie verraten, das war klar. Wer? Keiner von ihnen, da war sich Jones sehr sicher. Sie wurden einen weiteren Tag festgehalten. Fragen, Fragen, Fragen.
Die Polizisten wussten, wie man Gefangene unter Druck setzt, und sie taten es. Die Männer wurden einzeln in sehr hell erleuchtete Zellen gesperrt. Sie wurden immer wieder aus dem Schlaf gerissen, sie bekamen nicht genug zu essen, nicht genug zu trinken, keine Zigaretten. Auch Schläge – die Polizei
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