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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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war nicht zimperlich, wenn es um ihren Erfolg ging. Fragen, Versprechen, Beschuldigungen, Drohungen. Es sei aus, alle Komplizen hätten gestanden, das Gefängnis erwarte sie. Drei Tage und drei Nächte lang ging das so, aber es war, wie Manley vorausgesagt hatte. Die Verschwörer hielten dicht. Am Ende hatte die Polizei nicht mehr in der Hand als am Anfang – einen anonymen Brief und die Tatsache, dass die Männer in der Nähe des betreffenden Lokals gesehen worden waren.
    Sie wurden entlassen, ohne dass Anklage erhoben wurde.
    Wer konnte es gewesen sein? Als Jones wieder zu Hause war, tobte er im Wohnzimmer herum, trat gegen die Stühle, zerschlug die Möbel. Stella drückte sich ängstlich an die Tür und bat ihn aufzuhören. Wer war es? Seine Kumpels nicht – Jones hätte sein Leben für diese vier Männer verpfändet und die hätten dasselbe für ihn getan. Die waren es nicht! Wer sonst wusste von der Sache?
    »Vielleicht haben sie die Kneipe beobachtet?«, meinte Stella, um wenigstens irgendetwas zu sagen.
    Wieso wusste Stella von der Kneipe? Jones hielt inne. Wer sonst konnte davon wissen? Und dann begriff er. Der Junge. Dieser kleine Scheißverräter. Der konnte es gewesen sein. Keine Frage, dieser schmutzige kleine Puppenjunge wusste über Creal Bescheid. Nick hatte ihn ja selbst zu Creal geführt, hatte auf der Veranda gestanden und das Scheißarschloch angeglotzt, als wäre es ein Becher Sahne.
    Der Junge musste es gewesen sein. Niemand sonst wusste davon. Der kleine Scheißer wollte Tony Creal beschützen. So sehr liebte er den guten Tony Creal!
    Wo war er? Jones stürzte sich auf Stella und packte sie am Hals. Wo? Sie musste es wissen, sie war mit ihm befreundet. Jones wusste, dass Nick nicht mehr oft in der Oldham Street auftauchte. Das war also der Grund! Wo versteckte er sich?
    Stella rang nach Luft und schüttelte den Kopf. Jones schleuderte sie zur Seite und ging zur Tür.
    »Ich finde ihn so oder so«, knurrte er.
    Stella kannte ihren Geliebten. Wenn er Nick fand, würde er ihn töten oder ihm zumindest sonst was antun. Jones war verraten worden, und dafür würde jemand büßen. Aber doch nicht Nick – ihr Freund. Jones ignorierte ihr Weinen. Er schnappte sich einen kurzen Schlagstock, der mit Blei gefüllt war, und stürzte in blinder Wut los. Er war schon auf der Straße, da kam Stella zu Sinnen und rannte ihm hinterher.
    »Er war’s nicht«, brachte sie keuchend heraus. »Ich war’s.«
    Jones wandte sich zu ihr um.
    »Nicht ich selber«, begann sie. »Nur ein Brief. Ich wusste, dass du was vorhast … Ich wollte keinen Mord. Ich habe ihn nur gewarnt, mehr nicht.«
    Sie plapperte weiter, aber da hatte Jones schon eins und eins zusammengezählt.
    »Vielleicht haben sie die Kneipe beobachtet«, sagte er und starrte sie an.
    »Was?«
    »Du hast es doch gesagt. Welche Kneipe? Woher wusstest du, welche Kneipe es war?«, zischte Jones. Mit zwei Schritten war er bei ihr, schob sie ins Haus, knallte die Tür hinter sich zu. Er packte sie an der Kehle und schüttelte sie wie eine Ratte. Mit einer Hand hielt er ihren Hals fest, die andere ballte er zur Faust und schlug ihr wütend ins Gesicht und auf den Kopf, während sie röchelnd nach seinem Gesicht krallte. Blut spritzte ihm entgegen, und er warf Stella angeekelt zu Boden. Sie krümmte sich, umklammerte ihre Kehle, konnte nicht atmen, nicht um Gnade betteln. Jones trat ihr ins Gesicht, mit aller Gewalt, so kräftig er konnte, eins, zwei, drei Mal. Guck doch, wie sie da liegt, voller Tränen, Rotz und Blut! Ekelhaft, ekelhaft! Er geriet immer mehr in Rage, seine Wut steigerte sich ins Unermessliche. Er zog den bleibeschwerten Schlagstock aus der Manteltasche, beugte sich vor und schlug ihr damit vier oder fünf Mal über den Kopf. Vor seinen Füßen rollte Stella herum, als würde sie noch leben, ihr Arm flog zurück, ihr Gesicht war ein einziger Brei aus Blut und Hirn. Jones kreischte vor Entsetzen und Raserei. Wieso konnte so etwas Ekelhaftes da vor ihm liegen? Wie konnte es das wagen?
    Besessen vor Wut schlug Jones wieder zu, wieder und immer wieder, noch einmal und noch einmal, mit all seiner Kraft, bis Stellas Kopf nicht mehr zu erkennen war. Jones konnte nicht hinsehen, konnte aber auch nicht aufhören. Er bedeckte sein Gesicht und schlug gleichzeitig unablässig auf sie ein, als könnte er sie in die Hölle jagen oder raus aus seiner Welt – egal wohin, es sollte nur niemand, weder er noch sonst irgendjemand, etwas so Kaputtes, so

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