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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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deinem Hirn ausgebrütet hast, weil du von deiner Untat ablenken willst. Aber damit kommst du nicht durch, Dane – hast du mich verstanden, Dane? Damit. Kommst. Du. Nicht. Durch. Im Gegenteil, es wird übel ausgehen für dich. Ich dulde keine haltlosen Beschwerden. Verstanden?«
    Nick hatte sehr gut verstanden.
    »Zunächst verbringst du zwei Wochen im Arrest. Du wirst Schläge bekommen. Ich halte zwölf Hiebe für angemessen. Am Tag darauf wirst du wieder geschlagen werden, und am folgenden Tag dann noch einmal, drei Tage hintereinander. Wenn du dich danach immer noch beschweren willst, kannst du darum bitten, zu mir vorgelassen zu werden. Und lass dir eins sagen. Wenn du dann zu mir kommst, solltest du sehr gutes Belastungsmaterial haben. Verstehst du das Wort? Beweise. Fakten. Denn wenn du die nicht liefern kannst, wird dir das, was dir jetzt bevorsteht, wie ein Scheißpicknick vorkommen. Verstanden?«
    Der Junge sagte nichts mehr, starrte ihn nur blöde an. Mr James wedelte mit der Hand und die beiden Aufsichtsschüler marschierten mit dem Übeltäter ab.
    Eine Schande. Das hatte man nun davon, wenn man zu diesen Kerlen freundlich war. Er hatte mit Creal bereits über die Jungen gesprochen, die der zu sich in die Wohnung holte. Schließlich bestand immer die Gefahr, dass irgend so ein widerliches Miststück versuchen würde, Kapital aus Creals Freundlichkeit zu schlagen. Aber für einen Mann wie Creal, über dessen Engagement Mr James nur staunen konnte, schienen derartige Anschuldigungen wohl einfach mit zum Job zu gehören.
    Mr James nahm sich vor, mit Creal über Nicks Vorwürfe zu reden, damit der sich darauf einstellen konnte.
    Als die Tür hinter den Jungen ins Schloss fiel, stieß Mr James einen bebenden Seufzer aus und stützte den Kopf in die Hände. So eine Geschichte konnte er jetzt wirklich nicht brauchen. Seine Frau hatte gerade eine gute Phase – so nannte sie das jedenfalls. Er sah das anders. Es stimmte schon, sie stand auf und tat allerhand. Aber was nur! Sie hörte laut Musik, tanzte durch den Garten, rannte in einem ziemlich knappen Morgenrock herum. Die Jungen liebten das natürlich. Sie fanden es wunderbar, dass der Heimleiter eine verrückte Frau hatte.
    Mr James ging zum Fenster und wartete ab, bis die Aufsichtsschüler den Delinquenten abgeführt hatten. Er wollte nach seiner Frau sehen, stieg die Treppe hinunter und machte sich auf den kurzen Weg über das Heimgelände zu seinem Haus. Als er um die Ecke bog und durchs Tor schritt, stieß er einen Laut des Entsetzens aus und brachte seinen fetten, schwabbeligen Körper zum Rennen. Für alle sichtbar stand seine Frau Janice, immer noch im Nachthemd, auf dem Fensterbrett des Wohnzimmers. Sie hatte den oberen Teil des Fensters geöffnet und versuchte durch Winken auf sich aufmerksam zu machen. Als Mr James aufs Haus zuwabbelte, stieß er auf Ben Jollie, den Platzwart, der neben seiner Schubkarre stand und mit ausdruckslosem Gesicht zu Janice hinüberstarrte.
    »Ich kümmer mich drum, Jollie«, schnaufte Mr James. Gott sei Dank hatte er daran gedacht, sie einzusperren. Als er es das letzte Mal vergessen hatte, war sie im Nachthemd auf dem Gelände herumgewandert und hatte allen erzählt, sie würde gegen ihren Willen gefangen gehalten, und hatte die Jungen ermuntert, gemeinsam mit ihr auszubrechen.
    Es sah so aus, als wollte sie aus dem Fenster klettern. Sobald sie merkte, dass ihr Mann auf sie zugeeilt kam, sprang sie vom Fensterbrett hinunter und verschwand im Innern des Hauses. Er fummelte mit dem Schlüssel im Schloss herum und stürzte durch die Tür. Dahinter erwartete sie ihn mit dem Feuerhaken in der Hand.
    »Rühr mich nicht an!«, befahl sie.
    »Janice, mein Schatz, was hast du denn?«, fragte er sanft.
    »Ich verlange meine Freiheit!«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Du hältst mich schon zu lange hier gefangen. Das muss ein Ende haben. Bill, ich verlange, dass du mich die Polizei anrufen lässt und mir meine Freiheit zurückgibst.«
    Mr James seufzte. Sie hatte wieder einmal ihre Medikamente nicht genommen. Das tat sie gelegentlich, sie versteckte die Pillen unter ihrer Zunge und spuckte sie aus, wenn er nicht hinguckte. Und dann drehte sie durch.
    Er seufzte, verschloss sorgfältig die Tür hinter sich, hatte ein wachsames Auge auf den zitternden Feuerhaken in ihrer Hand und machte sich an die langwierige Aufgabe, sie mit Worten zu beruhigen.

13
  Der Schutzraum
     
    Der Schutzraum des Heims befand sich im

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