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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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die Sitze sauber bleiben, ja? Meine Kunden zahlen nich für’n dreck’jen Arsch. Also – deine Mum soll die Tour bezahlen, was? Tja, warum nich. Aber freuen wird die sich nich gerade. Ihr müsst schon ein paar Nummern sein, sonst wärt ihr ja gar nich da drinne gelandet, was? Aber trotzdem, deine Mum wird euch reinlassen. Familie, nich? Also gut – wohin soll’s gehen? Huch – was’n das?«
    Auf der anderen Straßenseite hielt ein Auto. Jemand stieg aus, schlug den Kragen zum Schutz vor dem Regen hoch und rannte durch die Pfützen auf das Taxi zu. Nick und Dave starrten angespannt durch die Scheiben, aber im Dunkeln, durch die nassen Scheiben und den Regen konnten sie nicht erkennen, wer es war.
    Der Mensch klopfte ans Fenster. Der Fahrer kurbelte die Scheibe runter und ein braunes Gesicht mit einem gekämmten roten Bart guckte in den Wagen.
    Den beiden Jungen rutschte das Herz in die Hose.
    »Sieh mal einer an. Auf frischer Tat ertappt«, sagte der Mann. Er schaute den Taxifahrer an. »Ich fürchte, Sie haben da ein paar Ausreißer in Ihrem Wagen.«
    »Na so was!«, sagte der Fahrer. Er drehte sich zu Nick und Davey um, verzog das Gesicht und zuckte die Achseln.
    Der Mann im Regen war Alex Jones, der Leiter der örtlichen Pfadfindergruppe. Einmal pro Woche betreute er eine Gruppe in Meadow Hill. Nick und Davey durften nicht teilnehmen – ihre Führung war nicht gut genug. Mr Jones hätte die beiden nicht erkannt, aber er kannte ihre Schlafanzüge.
    Dümmer hätte es nicht kommen können für Nick und Davey. Jones hatte seinen Vater in Sheffield besucht; am Snake Pass war mieses Wetter gewesen, ein umgekippter Lastwagen hatte ihn stundenlang aufgehalten. Er war nur eine Meile oder so von zu Hause entfernt, als er die beiden Jungen in Schlafanzügen ins Taxi steigen sah.
    Alex war ein anständiger Mann. Er wusste, dass in Meadow Hill vieles nicht in Ordnung war, allerdings nicht, wie viel. Wenn er es geahnt hätte, hätte er den Jungen eher geholfen, statt sie einzukassieren. So aber hatte er nur eine Option – sie sofort zurück ins Heim zu bringen.
    Die ertappten Jungen blickten ihn an, als wäre er eine wilde Bestie, aber sie machten keinen Versuch zu entkommen. Sie waren völlig durchgefroren – als er einem von beiden an die Schulter fasste, fühlte es sich beängstigend kalt an. Sie konnten sich eine Lungenentzündung holen. Und noch dazu bluteten beide. Sie sahen aus wie Ausreißer aus der Psychiatrischen Klinik Broadmoor und nicht wie zwei Jungs, die aus einem Kinderheim abgehauen waren.
    »Wie seht ihr denn aus!« Er deutete mit dem Kopf auf seinen Wagen, der auf der anderen Straßenseite stand. »Kommt, Jungs, ich bring euch zurück. Diese Nacht eignet sich wirklich nicht besonders gut zum Abhauen, oder?« Er lächelte ihnen so freundlich zu, wie er es vermochte, machte die Tür auf und wartete darauf, dass sie ausstiegen.
    Als er die Jungen im Heim ablieferte, taten sie ihm noch mehr leid. Bei ihrer Flucht hatten sie eine Scheibe eingeschlagen, und außerdem schien Mr Toms nicht besonders glücklich darüber zu sein, wegen der beiden Ausreißer ein zweites Mal aus dem Schlaf gerissen zu werden. Zweifellos würden die Jungen die Prügel ihres Lebens kassieren. Nun, die mochten sie verdient haben, trotzdem war es hart, mit anzusehen, wie sie tropfnass, zitternd, blau gefroren, blutend da standen und auf Gedeih und Verderb Mr Toms ausgeliefert waren, der, wie Alex genau wusste, so viel Mitgefühl hatte wie eine Schere.
    »Lassen Sie Nachsicht walten«, sagte er. »So wie die aussehen, haben sie schon allerhand durchgemacht. Sie brauchen vor allem ein heißes Bad, sonst holen sie sich den Tod.«
    »O ja, die kriegen ihr Bad, auf alle Fälle«, erwiderte Mr Toms. Er hatte die Jungen scheinbar fürsorglich am Nacken gepackt und blickte Mr Jones nach, der in sein Auto stieg und davonfuhr. Dann drückte Toms zu, bis die Jungen winselten.
    »Ihr kleinen Dreckskerle«, murmelte er, schob sie herum und führte sie zum Haus. »Dafür werdet ihr büßen.«
    »Das haben wir uns schon gedacht«, sagte Nick und wurde mit einem Schlag aufs Ohr zu Boden gestoßen.
    Mr Toms war ein Mann mit begrenztem Verstand und beschränktem Vorstellungsvermögen – genauer gesagt, er war eigentlich in allem beschränkt, außer wenn es um Gewalt ging, da war er zu allem fähig. Von alleine wäre er nie auf eine so schlaue Idee gekommen, auf die Mr Jones ihn gebracht hatte. Selbst ausführen wollte er sie zu dieser

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