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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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nächtlichen Stunde allerdings nicht – nur ein paar Meter entfernt wartete ein warmes Bett mit einer warmen Frau auf ihn. Er gab Andrews und Julian die entsprechenden Anweisungen. Er vertraute darauf, dass sie alles genau in seinem Sinne tun würden, denn schließlich würden sie selbst auch die halbe Nacht auf ihre Betten verzichten müssen. Zudem hatten die beiden Aufsichtsschüler sowieso noch einiges zu erwarten, weil sie die beiden Jungen hatten entkommen lassen. Und auch das würden Davey und Nick zu spüren bekommen, keine Frage.
    Mr Toms führte aus, was Mr Jones vorgeschlagen hatte – er steckte die beiden Jungen in die Wanne. Er beaufsichtigte die Sache so lange, wie das Wasser lief, die beiden sich auszogen und hineinstiegen. Als er zurück ins Bett kroch, war er sehr zufrieden mit sich. Komisch war das! Und richtig schlau! So komisch, so schlau, dass er ein richtig wohliges Gefühl bekam, als er sich an seine große, weiche, warme Frau kuschelte und sich leise in den Schlaf kicherte.
    Es wäre untertrieben zu behaupten, dass Nick und Davey froren. Die Kälte war ihnen durch die Haut, in die Muskeln und in die Leber, in den Magen, ins Herz und in die Knochen gedrungen. Als Mr Toms das Badewasser einließ, staunten beide und waren so überwältigt vor Dankbarkeit, dass sie sich kläglich bei ihm bedankten. Erst als Andrews verboten wurde, den Heißwasserhahn aufzudrehen, dämmerte ihnen, was Mr Toms vorhatte.
    »Den nicht!«, befahl Toms. Nick und Davey bekamen ihr Bad, das schon – aber ein eiskaltes.
    Mr Toms wartete, bis die beiden im Wasser waren.
    »Dann viel Spaß, Jungs«, sagte er, als das Wasser die Jungen wie die kalte Hand des Todes umschloss. Beide fingen sofort an, heftig zu zittern. Toms ging zu Bett, Andrews und Julian saßen auf dem Wannenrand und schauten zu, wie die Körper der Jungen erst rot anliefen, dann blau, dann blassblau und schließlich weiß wurden.
    »Das sieht aus wie ein Sonnenaufgang in der Arktis«, sagte Julian. Einmal versuchte Davey aus der Wanne zu steigen, mit langsamen, platschenden Bewegungen, wie ein sterbender Fisch, ohne jede Kraft, aber sie drückten ihm einfach den Kopf unter Wasser, bis er aufgab. Fünfzehn Minuten sollten sie die beiden in der Wanne lassen, und als die Zeit um war, mussten sie ihnen beim Aufstehen helfen.
    Sobald die beiden aus dem Wasser waren, machten sich die Aufsichtsschüler einen Spaß daraus, ihnen nasse Handtücher auf die nackte Haut zu klatschen. Nick und Davey drehten und wanden sich, doch sie waren vor Kälte ganz steif und hatten bald überall rote Striemen. Zum Glück war ihre Haut so kalt, dass sie nicht sehr viel spürten. Schlafanzüge bekamen sie nicht, ihnen wurden nur Handtücher zugeworfen, aber bevor sie sich richtig abgetrocknet hatten, mussten sie ins Bett. Nackt und halb nass rollten sie sich unter den dünnen Decken zusammen.
    Dort lagen sie ewig, die Decken eng um den Körper geschlungen, und mühten sich, warm zu werden. Ganz, ganz langsam kroch die Wärme zurück in das eisige Fleisch und die gefrorenen Knochen. Und langsam verebbte auch das heftige Zittern, das sie erschütterte.
    Nick spürte, dass er niesen musste. Das war ja zu erwarten gewesen. Er nieste dreimal wie eine Katze und schlief ein.
    Als er aufwachte, war es noch dunkel und ihm war noch immer kalt. Erschrocken blickte er sich um – was war los?
    Es war Andrews, der ihn in die Rippen stieß.
    »Hoch mit dir«, brummte er.
    »Was?«
    »Aufstehen.«
    Auf der anderen Seite des Schlafraums zerrte Julian Davey aus dem Bett.
    »Was willst du?«
    »Dich. Steh auf, los, dalli.«
    Unglücklich kroch Nick aus dem Bett, steif und erschöpft. Die Aufsichtsschüler trieben sie den Korridor entlang zum Bad, wo die Wannen noch voll Wasser standen. Davey blickte Julian entsetzt an.
    Julian zwinkerte. »Offenbar seid ihr immer noch nicht richtig sauber. Ist das nicht komisch?«, fragte er mit Unschuldsmiene.
    »Rein mit euch«, sagte Andrews müde. »Und morgen schlag ich euch die Fresse ein«, fügte er hinzu, als könnte er es eigentlich gleich tun, hätte aber keine Lust.
    So ging alles noch mal von vorne los. Diesmal, so direkt aus dem Bett, fühlte sich das Wasser noch kälter an. Nick hielt beim Hineinsteigen inne, er konnte sich einfach nicht überwinden. Da schubste ihn Andrews und tauchte ihn unter, Nick schnappte nach Luft und schluckte Wasser. Andrews hielt ihn eine gute Weile unter Wasser, bevor er ihn wieder atmen ließ. Nick planschte

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