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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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»Vielleicht auch nich.« Nick zog die Schultern hoch. »Du kommst schon klar«, sagte Davey hoffnungsvoll. »Ich war auch schon auf der Straße, das ist cool. Penn erst mal ein paar Nächte bei dein’ Freunden. Mach ich auch immer, wenn mein Dad von mir die Schnauze voll hat. Is eigentlich besser als zu Hause, echt ma«, fügte er nachdenklich hinzu. »Jedenfalls kannste alles, was de klaust, für dich behalten.«
    »Genau, und keiner kann dich rausschmeißen, wenn du mal was Falsches sagst.«
    »Und deine Kumpels sind auf deiner Seite. Bei deinen Kumpels weißte immer, was Sache is«, fügte Davey hinzu.
    Nick nickte. »Ich komm schon klar«, sagte er. »Wir sehen uns, ja? Und dann erzählen wir uns, wie’s läuft, ja?«
    Davey nickte. Vor ihnen, am Ende der Straße, sahen sie den Turm des Refuge -Versicherungsgebäudes mit den riesigen roten Lettern. Die Innenstadt von Manchester. Zu Hause! Einen kleinen Moment lang fühlte es sich so an. Jetzt wussten sie, wo sie waren.
    Sie gingen durch den Piccadilly Park und dann die Oldham Street entlang bis nach Ancoats. Hier mussten sie sich trennen.
    »Geh zu deinen Kumpels«, sagte Davey. »Auf die Kumpels kommt’s an, Alter.« Er klopfte Nick noch einmal auf den Rücken, bog nach links in seine Straße ab und überließ Nick sich selbst.
    Nick ging noch ein bisschen weiter, bis in die Nähe von seiner alten Adresse, wo es eine Reihe von Läden und Garagen gab. Einige davon standen noch immer leer, die Türen waren halb aus den Angeln gerissen. Er wusste, dass in einer Garage ein altes Sofa stand, es stand versteckt ganz hinten in der Ecke, wo es einigermaßen trocken war.
    Nicholas Dane legte sich aufs Sofa und schloss die Augen. Ihm fiel auf, dass er zum ersten Mal, seit er in die Fänge des Jugendamts geraten war, für sich war. Dann schlief er ein.

22
  Heimkehr
     
    Nick schreckte aus dem Schlaf hoch. Es war dunkel. Er hatte geträumt, wusste aber nicht mehr, was. Nur eine diffuse Angst war noch da. Es dauerte einen Augenblick, bis er sich wieder gefangen hatte und dachte: »Ich bin draußen!« Ihm war nicht so richtig klar, ob er sich freuen oder sich fürchten sollte. Jetzt war er wirklich auf sich gestellt und hatte alle, die was zu sagen hatten, gegen sich.
    Er war wieder zu Hause. Er hatte kein Zuhause. Er stand auf, ging zur Tür und schaute hinüber zur Wohnsiedlung. Es war Nacht geworden. In der Dunkelheit fühlte er sich sicher. Er wollte gucken, ob noch alles an seinem Platz war.
    Zuerst ging er zu dem Haus, in dem er gewohnt hatte. Er lungerte ein bisschen auf dem Parkplatz am Ende seiner Straße herum und blickte hinüber zu seinem Haus. Die Vorhänge hingen noch. Vielleicht war es leer, aber es fühlte sich nicht mehr so an, als gehörte er dorthin, und er traute sich nicht näher heran. Vielleicht war es voller Gespenster. Er blieb eine Weile dort stehen und beobachtete es, aber niemand kam heraus oder ging hinein. Nach ein paar Minuten brach er auf.
    Nick hatte keine Ahnung, wie spät es war, aber allzu spät konnte es nicht sein, denn die Straßen waren belebt und die kleinen Läden noch geöffnet. An der nächsten Ecke bog er ab und ging zu Simon, der einmal sein bester Freund war. Nervös klopfte er an die Tür – wie würden die reagieren? Er sah aus wie ein Penner, mal abgesehen von allem anderen.
    Aber zu seiner großen Erleichterung war es nicht einfach nur okay – es war super. Simons Mutter machte die Tür auf. Und die machte vielleicht ein Gesicht!
    »Nick! O mein Gott! Wie geht es dir? Dich haben sie doch ins Heim gesteckt? Deine arme Mum! Was für ein Elend. Ich konnte es einfach nicht glauben, und wir haben dich nicht einmal zu sehen bekommen, du warst einfach futsch, weg warst du.« Sie drehte sich um und brüllte »Simon!« und fuhr dann fort, ohne auch nur Luft zu holen. »Junge – hast du dich verändert. Was für Sachen hast du denn an? Kriegst du nicht genug zu essen?«
    Nick grinste und zuckte die Achseln. Sie zog ihn durch die Tür und bat ihn herein. Mrs Simon war eine kräftige Frau, die noch ihre Arbeitskleidung trug. Um in den Flur zu gelangen, musste sich Nick vorsichtig an ihren gewaltigen Brüsten vorbeidrücken. Im Wohnzimmer plärrte der Fernseher.
    »Simon macht Hausaufgaben – ich meine, er sieht fern. Immer noch der Alte, unser Simon.«
    Simon lag auf dem Sofa vor dem brüllenden Fernsehapparat und hatte neben sich auf dem Boden Schulsachen gestapelt. Als er Nick sah, rappelte er sich hoch und stand dann

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