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Nicholas Dane (German Edition)

Nicholas Dane (German Edition)

Titel: Nicholas Dane (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melvin Burgess
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hatte, ihr Leben auf die Reihe zu kriegen. Sie hatte eine Ausbildung begonnen und arbeitete Teilzeit, die Kinder kamen gut in der Schule mit. Sie war hochzufrieden mit sich selbst.
    Sie nickte. »Diesmal wird alles korrekt laufen«, sagte sie.
    Nick machte keine einzige Pause. Gabel zum Teller zum Mund. Gabel zum Teller zum Mund. Zuhören.
    »Ich kann’s jetzt mit allen Mrs Batts dieser Welt aufnehmen«, fuhr Jenny fort und schnipste ihre Asche ab. »Selbst wenn die alle Trümpfe in der Hand haben, heißt das noch lange nicht, man kann gar nichts tun. Als Erstes muss ein Gutachten erstellt werden. Diese Heime sind nicht für alle Kinder gleich geeignet – die hätten dich nach Muriels Tod niemals in so ein Heim stecken dürfen, denn das ist nicht für Waisenkinder. Natürlich musst du erst mal dorthin zurück, aber …«
    Sie blickte ihn an, um zu sehen, wie er das aufnahm.
    »Da ist es nicht besonders schön«, sagte Nick ruhig.
    Jenny zog ein Gesicht. »Das Problem ist, Nick, wenn wir nicht den offiziellen Weg gehen, dann werden sie immer hinter dir her sein, andauernd. Glaub mir. Keine Schule. Muriel wollte, dass du auf die Uni gehst, nicht? Ohne Schulabschluss kriegst du heutzutage nicht mal ’n Job als Schuhverkäufer. Es ist besser, du stellst dich der Polizei, als wenn sie dich schnappen. Die kriegen dich am Ende sowieso, das weißt du doch … Aber reden wir morgen darüber. Wir haben ein bisschen Zeit. Mein Haus beobachten die nicht. Du musst aber aufpassen, die Bullen haben eine Beschreibung von dir, vielleicht sogar ein Foto …«
    Grace kam mit dem Telefon in der Hand an die Tür, die Augen auf Nick gerichtet.
    »Für mich?« Jenny stand auf und nahm das Telefon. »Hallo … Kleinen Moment, Nick, ich muss kurz telefonieren …« Sie ging ins vordere Zimmer und dann die Treppe hoch, um Ruhe zu haben. Es war eine Kollegin, die etwas wegen der Arbeit besprechen wollte. Es dauerte nicht lange, nur wenige Minuten, aber als sie in die Küche zurückkam, war Nick schon weg. Jenny starrte auf den halb vollen Teller, dann zur Hintertür. Die war nur angelehnt. Sie riss sie auf und guckte hinaus. Nichts. Sie rannte in den kleinen Hof hinterm Haus. Das Tor war angelehnt. Sie machte es auf und blickte hinaus.
    Nichts. Wieder hatte Nick ihre Fürsorge verschmäht.
    »Du hättest dir wenigstens Geld geben lassen können!«, schrie sie. Aber sie bekam keine Antwort.
    Nick verbrachte eine weitere unbequeme, sorgenvolle Nacht in der Garage. Wenn die Polizei bei Jenny nach ihm fragte, dann würden sie ihn auch in dieser Gegend suchen. Er hatte Glück gehabt, aber ewig würde das nicht anhalten. Er musste woandershin.
    Bis in den Vormittag hinein lag er auf dem alten Sofa, döste und grübelte, dann ging er ein paar Straßen weiter, um zu sehen, ob Davey aufgetaucht war. Er hatte Glück. Davey stand mit seinen Brüdern vor dem Haus.
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich verpissen«, sagte einer der Brüder zu Nick.
    »Hey, das is mein Kumpel«, sagte Davey. »Mit dem bin ich schließlich aus Meadow Hill abgehauen!« Und schon ließen die Brüder Nick ein für alle Mal in Ruhe.
    »Wo warst du?«, fragte Nick.
    »Na, hier.«
    »Ich war hier. Du nich.«
    »Bin zu spät gekommen«, gab Davey zu.
    Sie grinsten sich an. Waffenbrüder – unzertrennlich.
    »Was haste gemacht?«, fragte Nick.
    »Dies und das«, sagte Davey zwinkernd, als hätte er in den Tagen, in denen sie sich nicht gesehen hatten, sonst was angestellt. Tatsächlich hatte er bei diversen Freunden übernachtet. Zu Hause war es zu gefährlich. Sein Dad hatte ihn früher wenigstens eine Weile geduldet, aber diesmal ganz und gar nicht. Er hatte sofort die Polizei angerufen, doch Daveys Mum hatte Davey gewarnt, und deshalb war er nicht allzu oft zu Hause gewesen.
    »Gibt was zu tun«, sagte Davey. »War bei meim Kumpel Sonnschein. Biste noch dabei?«
    »Klar.«
    »Na, dann. Gehn wir.«
    Und sie gingen.

23
  Sonnschein
     
    Davey führte ihn ins Zentrum, zu einem imposanten viktorianischen Backsteingebäude in der Oldham Street. Die Ziegel waren von jahrzehntelangem Schornsteinqualm schwarz verfärbt, die Fenster rußverschmiert, von der Tür blätterte die Farbe ab. Davey und Nick passierten den gewaltigen Haupteingang, bogen um die Ecke und kamen zu einer kleinen, schmuddeligen, grün gestrichenen Tür mit einer Gegensprechanlage. Davey drückte auf den Knopf. Sie warteten. Er drückte noch einmal. Sie warteten wieder.
    Irgendwann kam ein

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