Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
aufgefallen, dass die Menschen in diesem Jahrhundert überhaupt nicht wissen, wie man ein Geschenk würdevoll annimmt.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Wie wäre es mit danke?«, schlug Saint-Germain vor.
Josh grinste. »Nun ja. Also gut … Danke. Vielen Dank.« Noch während er redete, wusste er schon, welches Gerät er nehmen wollte. Einen kleinen, keine drei Zentimeter hohen Laptop mit einem Elf-Inch-Bildschirm.
Saint-Germain wühlte unter dem Tisch herum und brachte drei Netzteile zum Vorschein, die er neben die Computer auf den Boden legte. »Ich benutze sie zurzeit nicht. Wahrscheinlich werden sie nie mehr benutzt. Es sei denn, ich formatiere die Laufwerke neu und vermache die Geräte dann den Schulen hier. Nimm, welches du magst. Unter dem Tisch ist auch ein Rucksack dafür.« Er hielt inne, die blauen Augen blitzten, dann tippte er auf das Gerät, das Josh im Blick hatte, und grinste.
»Für diesen hier habe ich noch eine zweite Longlife-Batterie.
Mit ihm habe ich am liebsten gearbeitet.«
»Also, wenn du sie wirklich nicht mehr benutzt …«
Saint-Germain fuhr mit dem Finger über den Deckel des kleinen Laptops und zeichnete eine Spur in den Staub. Dann hob er die Hand, damit Josh die schwarze Fingerspitze sehen konnte. »Glaub mir, ich benutze sie nicht mehr.«
»Okay … Danke. Ich meine: vielen Dank. So ein Geschenk hat mir bis jetzt noch niemand gemacht.« Er hob den Computer auf und betrachtete ihn von allen Seiten. »Ich nehme den hier … wenn du wirklich sicher bist …«
»Ich bin mir ganz sicher. Er ist mit allem ausgestattet und er wechselt automatisch von europäischer auf amerikanische Stromstärke. Außerdem sind alle meine Alben drauf«, sagte Saint-Germain, »das wäre schon mal ein Neustart für deine Musiksammlung. Ein MPEG vom letzten Konzert ist auch dabei. Schau mal rein, es ist wirklich gut.«
»Mach ich.« Josh steckte den Stecker in die Steckdose, um die Batterie des Laptops aufzuladen.
»Lass mich wissen, was du davon hältst. Du kannst ganz ehrlich zu mir sein«, meinte Saint-Germain.
»Wirklich?«
Saint-Germain überlegte einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf. »Nein, nicht wirklich. Sag mir deine Meinung nur, wenn du mich gut findest. Ich mag keine negativen Kritiken, obwohl man denken könnte, dass ich mich nach fast dreihundert Jahren daran gewöhnt haben sollte.«
Josh öffnete den Laptop und schaltete ihn ein. Das Gerät surrte und der Monitor flimmerte. Er beugte sich vor und pustete vorsichtig Staub von der Tastatur. Als der Laptop hochfuhr, erschien auf dem Monitor ein Bild von Saint-Germain während eines Auftritts, umgeben von einem Dutzend Instrumenten.
»Du hast ein Foto von dir als Bildschirmschoner?«, fragte Josh ungläubig.
»Es gehört zu meinen Lieblingsfotos«, antwortete der Musiker.
Josh wies mit dem Kinn auf den Bildschirm und schaute sich dann im Zimmer um. »Kannst du die alle spielen?«
»Alle. Ich habe vor langer Zeit mit der Geige begonnen, bin dann übergegangen zu Cembalo und Flöte. Aber ich habe mich der Zeit angepasst und immer neue Instrumente dazugelernt. Im 18. Jahrhundert habe ich mich der neuesten Technologie bedient – habe die neuen Violinen gespielt –, und jetzt, fast dreihundert Jahre später, halte ich es noch immer so. In der heutigen Zeit Musiker zu sein, ist herrlich. Und mithilfe der Technik kann ich endlich alle die Töne spielen, die ich im Kopf habe.« Er strich über eine Tastatur und ein kompletter Chor ertönte aus den Lautsprechern.
Josh fuhr zusammen. Die Stimmen waren so rein, dass er sich unwillkürlich umdrehte.
»Ich lade Tonbeispiele auf den Computer, damit ich alles Erdenkliche für meine Musik verwenden kann.« Saint-Germain wandte sich wieder dem Bildschirm zu und ließ die Finger über die Tastatur tanzen. »Findest du nicht auch, dass das Feuerwerk gestern Morgen super Geräusche gemacht hat? Knistern. Knacken. Vielleicht ist die Zeit reif für eine neue Feuerwerksmusik.«
Josh betrachtete die gerahmten goldenen Schallplatten an den Wänden, die signierten Poster und CD-Hüllen. »Ich wusste nicht, dass es schon eine gibt.«
»Georg Friedrich Händel, 1749, Music for the Royal Fireworks . Das war vielleicht eine Nacht! Und erst die Musik!« Saint-Germain spielte eine Melodie, die Josh irgendwie bekannt vorkam. Vielleicht hatte er sie in einem Werbespot gehört. »Der gute alte Georg«, sagte Saint-Germain. »Ich habe ihn nie gemocht.«
»Die Hexe von Endor mag dich
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