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Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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gesehen. Sobald es die gab, waren wahrscheinlich die Spinnen zur Stelle … falls es sich bei den Netzebauern überhaupt um Spinnen handelte. Im Lauf der Jahrhunderte war Perenelle Älteren begegnet, die sich mit Spinnen verbündet hatten, einschließlich Arachne und der so geheimnisvollen wie Furcht erregenden Spinnenfrau. Doch soviel sie wusste, gehörten Dee und die Dunklen Älteren nicht dazu.
    Perenelle lief an einer offenen Tür vorbei, die den Rahmen für ein perfektes Spinnennetz bildete, als ihr ein schwacher, säuerlich bitterer Geruch in die Nase stieg. Sie ging langsamer und blieb schließlich stehen. Der Geruch war neu; es war nicht der der Sphinx. Sie ging zur Tür zurück, trat so dicht an das Netz, wie sie konnte, ohne es zu berühren, und lugte hinein. Es dauerte einen Moment, bis ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, und einen weiteren Augenblick, bis sie begriff,
    was sie sah.
    Vetala .
    Perenelles Herz begann, so heftig zu klopfen, dass sie spüren konnte, wie es gegen ihre Rippen schlug. Da hingen Wesen kopfunter von der Decke. Krallen, die ein Zwischending zwischen Menschenfüßen und Vogelklauen waren, hatten sich tief in den Stein gesenkt, und ledrige Fledermausflügel umhüllten ausgemergelte menschliche Körper. Die nach unten hängenden Köpfe waren wunderschön. Es waren Gesichter von Jungen und Mädchen, die noch keine zehn Jahre alt waren.
    Vetala .
    Perenelle formte das Wort nur mit den Lippen. Vampire vom indischen Subkontinent. Und im Gegensatz zu Scathach trank dieser Klan Blut und aß Fleisch. Doch was taten sie hier? Und, noch wichtiger: Wie waren sie hierhergekommen? Vetala waren immer an ein bestimmtes Gebiet oder einen Stamm gebunden. Perenelle wusste von keinem, der seine Heimat verlassen hätte.
    Langsam drehte die Zauberin sich um und schaute in die anderen offenen Türen entlang dem düsteren Korridor. Was lag noch alles verborgen in den Zellen unter Alcatraz?

S ONNTAG, 3. Juni

K APITEL E INUNDZWANZIG
    S ophies spitzer Schrei riss Josh aus einem tiefen, traumlosen Schlaf. Er rollte sich aus dem Bett, kam schwankend auf die Füße und versuchte, sich in vollkommener Dunkelheit zu orientieren.
    Sophie schrie erneut, ein schier unmenschlicher, schrecklicher Laut.
    Josh stolperte durchs Zimmer, stieß mit dem Knie gegen einen Stuhl, bevor er die Tür fand, erkennbar nur an dem dünnen Lichtstreifen darunter. Seine Schwester hatte das Zimmer gleich auf der anderen Seite des Flurs.
    Nach dem Frühstück war Saint-Germain mit ihnen ins oberste Stockwerk seines Hauses gegangen, wo sich jeder ein Zimmer aussuchen durfte. Sophies Entscheidung war sofort auf das Zimmer gefallen, das auf die Champs-Élysées ging – von ihrem Fenster aus konnte sie über den Dächern sogar den Arc de Triomphe sehen –, während Josh das Zimmer gegenüber genommen hatte, das auf den vertrockneten Hinterhof ging. Die Zimmer waren klein, hatten niedrige Decken und unebene, leicht schräge Wände. Doch jedes hatte ein eigenes Bad mit einer Minidusche – die allerdings nur zwei Einstellungen kannte: siedend heiß und eiskalt. Und als Sophie in ihrem Zimmer den Hahn aufgedreht hatte, war bei Josh kein Tropfen Wasser mehr gekommen. Er hatte seiner Schwester zwar versprochen, dass er nach dem Duschen und Umziehen noch zu ihr hinüberkommen würde, damit sie reden konnten, doch dann hatte er sich auf die Bettkante gesetzt und war fast augenblicklich erschöpft eingeschlafen.
    Sophie schrie ein drittes Mal, ein Aufschluchzen, das ihm Tränen in die Augen trieb.
    Josh riss seine Tür auf und lief über den schmalen Flur. Er stürmte in Sophies Zimmer … und blieb wie angewurzelt stehen.
    Johanna von Orléans saß bei seiner Schwester auf der Bett-kante und hielt Sophies Hand mit beiden Händen. Es brannte kein Licht im Zimmer, aber ganz dunkel war es dennoch nicht. Johannas Hände waren umgeben von einem kühlen silbernen Schein; es sah aus, als trüge sie hellgraue Handschuhe. Während Josh dastand und schaute, nahm die Hand seiner Schwester dieselbe Beschaffenheit und Farbe an. Es roch nach Vanille und Lavendel.
    Als Johanna sich zu Josh umdrehte, sah er, dass ihre Augen leuchtenden Silbermünzen glichen. Er machte einen Schritt auf das Bett zu, doch sie hob einen Finger an die Lippen und schüttelte leicht den Kopf, um ihm zu bedeuten, dass er still sein sollte. Der Glanz in ihren Augen erlosch. »Deine Schwester träumt«, sagte sie, doch Josh war sich nicht sicher, ob sie wirklich laut

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