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Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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dieses Mal schlugen Funken aus der wehrhaften Haut des Monsters.
    »He! Vorsicht!«, schrie Scathach, als die niedersausende Klinge ihrem Kopf gefährlich nahe kam. »Das ist eine der wenigen Waffen, die auch mich umbringen können.«
    »Sorry«, murmelte Josh durch zusammengebissene Zähne. »Ich habe so was noch nie gemacht.« Er holte erneut aus und Scatty flogen Funken ins Gesicht. »Wozu brauchen wir überhaupt eine Kralle?«, ächzte er und hackte auf die eisenharte Haut ein.
    »Nidhogg kann nur mit einer seiner eigenen Krallen umgebracht werden«, erklärte Scathach erstaunlich ruhig. »Pass auf! Zurück!«
    Josh wirbelte herum und sah den gewaltigen Kopf nach vorn stoßen, durch die eingestürzte Mauer. Die weiße Zunge schoss aus dem Maul. Jetzt hatte Nidhogg ihn im Visier. Das Monster war zu schnell: Es gab keine Fluchtmöglichkeit – und falls Josh sich bewegte, würde das Ungeheuer nur Scatty treffen. Er stellte sich breitbeinig hin, hielt den Schwertgriff mit beiden Händen umklammert und hob die Klinge vor sein Gesicht. Dann schloss er die Augen vor dem bevorstehenden Albtraum – und riss sie sofort wieder auf. Wenn er sterben würde, wollte er wenigstens mit offenen Augen sterben.
    Es war wie in einem dieser Videospiele, nur dass dieses Spiel tödlich enden konnte. Er sah, wie sich die beiden Enden der gespaltenen Zunge fast wie in Zeitlupe um die Klinge wickelten, als wollten sie ihm die Waffe entreißen. Er verstärkte seinen Griff, fest entschlossen, das Schwert nicht loszulassen.
    Als die Zunge die Steinklinge berührte, setzte die Wirkung augenblicklich ein.
    Die Kreatur erstarrte, dann bäumte sie sich auf und zischte wie eine Maschine, aus der Dampf entweicht. Die Klinge begann, in Joshs Händen zu vibrieren wie eine Stimmgabel, wurde warm, dann heiß und glühte schließlich in einem gleißend weißen Licht. Josh kniff die Augen zu …
    … und hinter den geschlossenen Lidern zog eine Reihe flackernder Bilder vorbei: eine verbrannte Landschaft voller schwarzer Steine, dazwischen blubbernde Seen aus roter Lava und über allem ein Himmel, in dem sich schmutzige Wolken türmten, aus denen es Asche und ausgeglühte Kohlestückchen regnete. Über den ganzen Himmel verteilt hing von den Wolken etwas herunter, das aussah wie die Wurzeln eines riesigen Baumes. Diese Wurzeln waren die Quelle der weißen Asche: Sie lösten sich auf, verdorrten, starben …
    Nidhogg riss seine geschwärzte Zunge von Clarent los.
    Josh keuchte und öffnete die Augen im selben Moment, in dem seine Aura wieder aufflackerte, noch intensiver, noch heller dieses Mal, und ihn blendete. Voller Panik schwang er das Schwert vor seinem Gesicht hin und her und wich zurück, bis er die Küchenwand an seinen Schulterblättern spürte. Er blinzelte heftig, hätte sich gern die Augen gerieben, wagte aber nicht, eine Hand vom Schwertgriff zu nehmen. Um sich herum hörte er Steine fallen, Putz abbröckeln, Holz knarren und brechen. Er zog die Schultern hoch, da er jeden Augenblick erwartete, dass ihm etwas auf den Kopf fiel.
    »Scatty!«, rief er.
Doch es kam keine Antwort.
    Er brüllte lauter: »Scatty!«
    Angestrengt versuchte er, die hellen Flecken, die vor seinen Augen tanzten, wegzublinzeln, und sah, wie das Monster Scathach aus dem Haus zerrte. Seine Zunge, jetzt schwarzbraun verfärbt, hing seitlich aus seinem Maul. Das Untier hielt die Kriegerin so fest umklammert, dass es sie fast zerquetschte, bog den Körper zu einem U und schob sich durch den verwüs teten Garten, wobei sein langer Schwanz ganze Mauerbrocken aus dem Haus riss und damit das einzige noch heile Fenster zerschlug. Dann erhob sich die Kreatur wie eine dressierte Eidechse auf die Hinterbeine und rannte polternd die Gasse hinunter. Fast hätte sie dabei die Gestalt in dem weißen Kettenhemd zertrampelt, die Wache gestanden hatte. Ohne sich noch einmal zum Haus umzudrehen, lief die Gestalt hinter dem Ungeheuer her und verschwand.
    Josh stolperte durch das Loch im Haus nach draußen, blieb oben auf der Treppe stehen und warf einen Blick zurück. Die eben noch ordentlich aufgeräumte Küche glich einem Schlachtfeld. Dann betrachtete er das Schwert in seiner Hand und lächelte. Er hatte das Monster aufgehalten. Sein Lächeln wurde breiter. Er hatte es in die Flucht geschlagen und seine Schwester und alle anderen im Haus gerettet … Alle außer Scatty.
    Er holte tief Luft, sprang die Treppe hinunter, rannte durch den Garten und hinaus auf die Gasse, hinter dem Monster

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