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Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier

Titel: Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Besitz ergriffen. Von Norden und Süden hatten sich Eisschichten über die Landschaft geschoben und die Humani in den schmalen, nicht gefrorenen grünen Gürtel entlang dem Äquator getrieben. Ganze Zivilisationen waren verschwunden, vernichtet durch Klimaveränderung, Krankheit und Hunger. Meeresspiegel hatten sich gehoben, die Küstenstädte überschwemmt und die Uferzonen vollkommen verändert, während im Landesinneren das vordringende Eis viele Städte und Dörfer spurlos ausgelöscht hatte.
    Die Disir merkten rasch, dass ihre Fähigkeit, in dem bitterkalten nordischen Klima zu überleben, ihnen einen beträchtlichen Vorteil gegenüber Rassen und Zivilisationen verschaffte, die mit dem ewigen Winter nicht umgehen konnten. Banden brutaler Kriegerinnen beherrschten bald den gesamten Norden und unterwarfen die Städte, die das Eis verschont hatte. Wer sich ihnen in den Weg stellte, wurde gnadenlos umgebracht, und bald gab man den Disir ihren Beinamen: Walküren, die Totenbestimmerinnen.
    Es dauerte nicht lang, und die Walküren herrschten über ein eisiges Reich, das den größten Teil der nördlichen Hemisphäre umfasste. Sie zwangen ihre Humani-Sklaven, sie wie Göttinnen zu verehren, und verlangten sogar Opfer. Aufstände wurden brutal niedergeschlagen. Als die Eiszeit immer unerbittlicher zuschlug, orientierten sich die Disir weiter nach Süden und stürzten sich auf die restlichen, ums Überleben kämpfenden Zivilisationen.
    In Sophies Kopf purzelten die Bilder nur so durcheinander, und dann sah sie, wie die Herrschaft der Disir in einer einzigen Nacht ein Ende fand. Da wusste sie, was vor Jahrtausenden geschehen war.
    Die Hexe von Endor hatte sich mit Chronos zusammengetan, dem abstoßenden Älteren, der durch die Zeit wandern konnte. Es war notwendig gewesen, dass sie ihre Augen opferte, damit sie die verzweigten Fäden der Zeit erkennen konnte, doch sie hatte das Opfer nie bereut. Zehntausend Jahre hatte sie durchforstet und aus jedem Jahrtausend eine einzige Kriegerin oder einen Krieger ausgewählt. Danach war Chronos in jede Ära eingetaucht und hatte die Auserwählten in die große Eiszeit zurückversetzt.
    Sophie wusste, dass die Hexe besonderen Wert darauf gelegt hatte, dass ihre eigene Enkelin, Scathach, ebenfalls zurückversetzt wurde, um gegen die Disir zu kämpfen.
    Und die Schattenhafte war es gewesen, die den Angriff auf die Hochburg der Walküren angeführt hatte, eine Stadt aus massivem Eis nahe der Spitze der Welt. Sie hatte die Walkürenkönigin Brynhildr vernichtet, indem sie sie mitten in einen brodelnden Vulkan gestoßen hatte.
    Die Sonne hatte erst knapp über dem Horizont gestanden, da war die Macht der Walküren für immer gebrochen, ihre Stadt aus Eis war zerstört, die Ruinen waren geschmolzen, und nur eine knappe Handvoll Disir hatte überlebt. Sie flohen in ein unwirtliches, eisiges Schattenreich, in das sich nicht einmal Scathach traute. Die überlebenden Disir nannten diese Nacht Ragnarök, Das Verhängnis der Götter , und schworen der Schattenhaften ewige Rache.
    Sophie legte die Handflächen aufeinander und ein winziger Wirbelwind entstand. Feuer und Eis hatten die Disir in der Vergangenheit vernichtet. Was würde wohl passieren, wenn sie den Wind mit ein wenig Feuermagie aufwärmen würde? Noch während sie das dachte, machte die Disir einen Satz nach vorn. Das Schwert hielt sie mit beiden Händen hoch über ihren Kopf. »Dee will dich lebendig, aber von unverletzt hat er nichts gesagt«, rief sie.
    Sophie hob die Hände vor den Mund, drückte den Daumen der linken Hand auf den Beschleuniger am rechten Handgelenk und blies mit aller Kraft. Der Wirbelwind drehte sich zuerst auf dem Boden und bildete dann eine Spirale, die sich immer höher hinaufschraubte. Er holte einmal Schwung, zweimal … dann war er bei der Disir.
    Sophie hatte die Luft so weit erhitzt, bis sie heißer war als in einem Schmelzofen. Der heiße Wind packte die Walküre, wirbelte sie im Kreis herum, rollte sie über den Boden und warf sie hoch in die Luft. Sie krachte in den Kristallleuchter und sämtliche Glühbirnen bis auf eine gingen dabei zu Bruch. Im Dämmerlicht glühte der über den Boden fegende heiße Wirbelwind jetzt orangefarben. Die Walküre stürzte zu Boden, stand aber sofort wieder auf, obwohl die Kristallscherben wie gläserne Regentropfen auf sie niedergingen. Ihre bleiche Haut war krebsrot und sah aus wie bei einem schlimmen Sonnenbrand; die blonden Augenbrauen waren vollkommen weggesengt.

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