Nicholas Flamel Bd. 2 Der dunkle Magier
richtete sich auf und drehte sich zu den anderen um. »Clarent ist nicht da.«
Saint-Germain ging zu der Stelle, an der einmal die Hintertür gewesen war. Der Garten war ebenfalls verwüstet. Von der steinernen Brunnenfigur fehlte ein Stück und die Wasser-schale war in der Mitte auseinandergebrochen. Es dauerte einen Augenblick, bis er begriff, dass das U-förmige Metallblatt einmal seine Gartentür gewesen war. Erst dann fiel ihm auch auf, dass die Gartenmauer auf der gesamten Länge zusammengebrochen war. Von der über zwei Meter hohen Einfriedung war fast nichts mehr übrig. Überall im Garten lagen kaputte Backsteine, fast so als sei die Mauer von außen niedergedrückt worden.
»Etwas Großes – etwas sehr Großes war im Garten«, sagte er zu niemand Bestimmtem.
Flamel schaute auf. »Riechst du etwas?«, fragte er.
Saint-Germain holte tief Luft. »Schlange«, antwortete er überzeugt. »Aber es ist nicht der Geruch von Machiavelli.« Er trat in den Garten und nahm noch einmal eine Lunge voll kühler Luft. »Hier draußen riecht es noch intensiver.« Er hustete. »Das stinkt vielleicht … Es ist der Gestank von etwas sehr Altem …«
Da er wissen wollte, was es mit den vielen hupenden Alarmanlagen auf sich hatte, ging er durch den Garten, stieg über die Reste der Mauer und schaute die Gasse hinauf und hinunter. Die Alarmanlagen von Häusern und Autos heulten hauptsächlich auf der linken Seite und dort brannte auch in sämtlichen Häusern Licht. Kurz vor der Einmündung in die Straße erkannte er die demolierte Karosserie eines schwarzen Wagens.
Er stürzte zurück in die Küche. »Am Ende der Gasse steht ein zweihunderttausend Euro teurer Wagen, der reif ist für den Schrottplatz.«
»Nidhogg«, flüsterte Flamel entsetzt. Er nickte. Jetzt ergab alles einen Sinn. »Die Disir haben Nidhogg mitgebracht«, sagte er. Dann runzelte er die Stirn. »Aber selbst Machiavelli würde etwas wie ihn nicht in eine Großstadt bringen. Dazu ist er zu vor sichtig.«
»Nidhogg?«, fragten Johanna und Sophie wie aus einem Mund und schauten sich an.
»Ihr könnt ihn euch vorstellen wie eine Kreuzung zwischen Dinosaurier und Schlange«, erklärte Flamel. »Wahrscheinlich älter als dieser Planet. Ich glaube, er hat sich Scathach geschnappt und Josh ist ihm nach.«
Sophie schüttelte energisch den Kopf. »So etwas würde Josh nie machen. Er könnte es gar nicht … Er hat panische Angst vor Schlangen.«
»Wo ist er dann?«, fragte Flamel. »Und wo ist Clarent? Es ist die einzig mögliche Erklärung: Er hat das Schwert genommen und sucht Scathach.«
»Aber ich habe gehört, wie er sie um Hilfe angefleht hat …«
»Du hast gehört, wie er ihren Namen gerufen hat. Vielleicht wollte er sie warnen.«
Saint-Germain nickte. »Das macht Sinn. Die Disir waren nur hinter Scathach her. Nidhogg hat sie sich geschnappt und ist abgehauen. Josh muss hinter ihnen her sein.«
»Vielleicht hat er doch Josh geschnappt und sie ist hinter ihnen her«, meinte Sophie. »Für sie wäre es typisch.«
»Nidhogg hatte kein Interesse an Josh. Ihn hätte er einfach nur gefressen. Nein, Josh ist freiwillig losgezogen.«
»Das zeugt von sehr viel Mut«, meinte Johanna.
»Aber Josh ist nicht mutig …«, begann Sophie. Doch noch während sie es sagte, wusste sie, dass es nicht wirklich stimmte. Er hatte sich in der Schule immer für sie eingesetzt und sie beschützt. Aber warum sollte er Scatty folgen? Er mochte die Kriegerin ja nicht sonderlich.
»Die Leute ändern sich«, sagte Johanna. »Niemand bleibt immer der Gleiche.«
Der Lärm draußen nahm zu. Eine Mischung aus Polizei-, Feuerwehr- und Krankenwagensirenen kam näher. »Nicholas, Sophie, ihr müsst gehen«, drängte Saint-Germain. »Gleich wird es hier nur so wimmeln von Polizei und sie werden entschieden zu viele Fragen stellen. Fragen, auf die wir keine Antworten haben. Wenn sie euch hier entdecken – ohne Pässe und sonstige Papiere –, nehmen sie euch mit zum Verhör.« Er zog eine Lederbrieftasche heraus, die mit einer langen Kette an seinem Gürtel befestigt war. »Hier drin ist etwas Geld.«
»Das kann ich nicht …«, begann Flamel.
»Nimm es.« Saint-Germain bestand darauf. »Du darfst deine Kreditkarten nicht mehr benutzen. Machiavelli kann sonst jeden deiner Schritte nachvollziehen. Ich weiß nicht, wie lange die Polizei sich hier aufhalten wird. Wenn ich kann, treffen wir uns heute Abend um sechs bei der gläsernen Pyramide vor dem Louvre. Wenn ich um sechs nicht
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