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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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hinein. »Ich werde gleich anrufen.«
    Dee hüstelte. »Ich stehe in deiner Schuld.«
    »Ich weiß.« Machiavelli grinste.
    »Dann möchte ich dich um einen letzten Gefallen bitten. Würdest du unseren Meistern noch nicht sofort sagen, wo ich bin? Gib mir noch diesen einen Tag, um den Alchemysten zu finden.«
    Nach kurzem Zögern antwortete Machiavelli: »Ich werde es deinem Gebieter nicht sagen. Und du weißt, dass ich zu meinem Wort stehe.«
    »Das weiß ich.«
    »Du hast noch einen Tag Zeit«, sagte Machiavelli, doch Dee hatte bereits aufgelegt.
    Machiavelli lehnte sich zurück und tippte sich mit dem Handy an die Lippe. Dann wählte er eine Nummer. Er hatte dem Magier versprochen, dessen Gebieter nicht zu informieren, aber sein eigener Gebieter wüsste sicherlich gerne Bescheid.
    In London erschienen am Horizont orange- und pinkfarbene Streifen, durchzogen von Purpur und Schwarz. Dee sah sich den Himmel ganz bewusst an. Seine grauen Augen nahmen die Farben auf und verfolgten konzentriert, wie sie sich veränderten, während der Tee in seiner Tasse kalt wurde. Er wusste, wenn er Flamel und die Zwillinge nicht fand, konnte das der letzte Sonnenaufgang sein, den er sah.

K APITEL N EUNUNDVIERZIG
    N ach Sonnenuntergang war die Temperatur rasch gesunken, und die Brise, die aus der Bucht von San Francisco herüberwehte, war kalt und salzig. Perenelle befand sich im Wachturm über dem Pier und blickte hinunter auf die Insel. Obwohl sie mehrere Kleiderschichten übereinander trug und sich in sämtliche Decken gewickelt hatte, die sie in den Zellen gefunden hatte, fror sie. Ihre Finger und Zehen waren schon gefühllos, und sie hatte sogar in eine angegammelte Decke gebissen, damit ihre Zähne nicht so laut klapperten.
    Sich mit ihrer Aura aufzuwärmen, wagte sie nicht – die Sphinx hatte sich aus ihrem eisigen Grab befreit und suchte die Insel nach ihr ab.
    Perenelle hatte vor dem Kokon von Areop-Enap gestanden und nachgeschaut, ob sich darin etwas bewegte, als die salzige Luft ihr den unverwechselbaren Geruch der Kreatur zugetragen hatte: eine ranzige Mischung aus Schlange und Löwe und muffigen Federn. Keine Sekunde später war de Ayala vor ihr aufgetaucht.
    »Ich weiß«, sagte sie, bevor er den Mund aufmachen konnte. »Ist alles bereit?«
    »Ja« , antwortete der Geist knapp. »Aber wir haben dasselbe doch schon einmal versucht …«
    Perenelle lächelte zuversichtlich. »Sphinxe sind stark und furchterregend … aber nicht sonderlich helle.« Sie zog eine der Decken fester um ihre Schultern. »Wo ist sie jetzt?«
    »In der Ruine des Wärterhauses. Eine Ahnung von deinem Geruch muss noch dort hängen … Was nicht heißen soll, dass du streng riechst« , fügte er rasch hinzu.
    »Ich weiß schon. Aber mein Geruch ist einer der Gründe, weshalb ich mich entschlossen habe, heute im Freien zu übernachten. Ich hoffe, dass die steife Brise ihn wegweht.«
    »Eine gute Idee« , lobte der Geist.
    »Und wie sieht die Sphinx aus?«, hatte Perenelle gefragt und Areop-Enaps dicken Kokon getätschelt, bevor sie rasch zum Wachturm gegangen war.
    Der Geist hatte vergnügt gelächelt. »Unglücklich.«
    Die Sphinx hob eine gewaltige Pfote und setzte sie vorsichtig wieder ab. Sie zuckte zusammen, als ein ihr ungewohntes Gefühl durch ihr Bein schoss: Schmerz. Seit drei Jahrhunderten war sie nicht mehr verletzt worden. Die Wunden würden heilen, blaue Flecken schnell vergehen, aber die Erinnerung an ihren verletzten Stolz würde ihr ewig bleiben.
    Sie war geschlagen worden. Von einer Humani .
    Sie legte den Kopf in den Nacken und holte tief Luft. Zwischen ihren vollen, weiblichen Lippen erschien eine schwarze, gespaltene Zunge. Sie zuckte hin und her und schmeckte die Luft. Und da war er: ein schwacher Hinweis, nur die leiseste Spur einer Humani. Aber die Ruine hatte kein Dach und war den Elementen ausgesetzt, ständig fuhr die reinigende Brise vom Meer her durch, sodass die Spur wirklich nur noch ganz entfernt vorhanden war. Die Humani war hier gewesen. Die Sphinx tappte hinüber zum Fenster. Genau hier, aber es war schon eine Weile her. Die gespaltene Zunge leckte über die Steine. Hier hatte sie sich mit der Hand abgestützt. Der Kopf wandte sich dem großen Loch in der Mauer zu. Und dann war die Humani hinausgegangen in die Nacht.
    Die Sphinx mit den schönen weiblichen Zügen runzelte die Stirn. Sie legte die zerrupften Adlerflügel dicht an den Körper und verließ die Ruine.
    Hier draußen spürte sie die Aura der Humani nicht

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