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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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zwei Bretter auf Betonklötzen. Die Bretter hatten sich verzogen und standen an beiden Enden hoch. Unter der Werkbank lag der schwarze Rahmen eines Fahrrads, der so mit Gras und Brennnesseln überwuchert war, dass man ihn kaum sah.
    »Die Scheune ist schon ewig nicht mehr benutzt worden«, stellte Josh fest. Er stand mittendrin und drehte sich einmal um seine eigene Achse, während er sprach. Er stieß Clarent in den Boden zwischen seinen Füßen und verschränkte die Arme. »Hier sind wir sicher.«
    Gilgamesch wanderte herum, zog eine Kleiderschicht nach der anderen aus und ließ sie einfach auf den Boden fallen. Unter all den Mänteln und Jacken trug er einen einstmals schicken Nadelstreifenanzug. Das Jackett war speckig und die Hose hatte fadenscheinige Knie und einen glänzenden Hosenboden. Unter dem Jackett trug der König ein schmuddeliges kragenloses Hemd und um den Hals einen ausgefransten Wollschal. »Ich mag Plätze wie diesen«, verkündete er.
    »Mir gefallen alte Häuser auch«, sagte Josh. »Aber was kann man denn hieran mögen?«
    Gilgamesch breitete die Arme aus. »Was siehst du?«
    Josh verzog das Gesicht. »Schrott. Einen verrosteten Traktor, einen kaputten Pflug, ein altes Fahrrad.«
    »Ah … Ich sehe einen Traktor, mit dem einst die Felder ringsum bestellt wurden. Ich sehe den Pflug, den er gezogen hat. Ich sehe ein Fahrrad, das unter einen Tisch geschoben wurde, damit es aus dem Weg ist.«
    Josh drehte sich ein zweites Mal um sich selbst und besah sich die Gegenstände erneut.
    »Und ich sehe alle diese Sachen und frage mich, was für ein Leben die Person wohl geführt hat, die den teuren Traktor und den Pflug so umsichtig in die Scheune gestellt hat, damit sie nicht Wind und Wetter ausgesetzt waren, und die ihr Fahrrad unter einen selbst gebastelten Tisch geschoben hat.«
    »Warum fragst du dich das?«, wollte Josh wissen. »Was spielt es denn für eine Rolle?«
    »Weil sich jemand erinnern muss«, erwiderte Gilgamesch ärgerlich. »Jemand muss sich an den Menschen erinnern, der mit dem Fahrrad gefahren ist und den Traktor gelenkt hat, an die Person, die die Felder bestellt hat, die geboren wurde, gelebt hat und starb, die geliebt und gelacht und geweint hat, an die Person, die im Winter gefroren und im Sommer geschwitzt hat.« Er ging weiter durch die Scheune und strich über die einzelnen Gegenstände, bis seine Handflächen rot waren von Rost. »Erst wenn sich keiner mehr an dich erinnert, bist du wirklich nicht mehr. Das ist der wahre Tod.«
    »Dann wird es dich immer geben, Gilgamesch, weil man sich immer an dich erinnern wird«, sagte Sophie leise. Sie saß auf einem umgekippten Fass und beobachtete den König genau. »Das Gilgamesch-Epos wird bis heute immer wieder neu aufgelegt.«
    Der König blieb stehen, neigte den Kopf zur Seite und überlegte. »Das mag stimmen.« Er lächelte und wischte sich die Hände an den Hosenbeinen ab. Auf dem schmutzigen Stoff waren jetzt auch noch rote Roststreifen zu sehen. »Ich habe es einmal gelesen. Hat mir aber nicht gefallen. Nur ein Teil davon stimmt und die guten Stellen haben sie weggelassen.«
    Flamel schloss das Scheunentor und es wurde dämmrig. »Du könntest deine eigene Version davon schreiben«, schlug er vor. »Deine Geschichte erzählen, so wie sie sich wirklich zugetragen hat.«
    Gilgamesch lachte dröhnend und die Tauben flatterten erschrocken auf. »Und wer würde mir wohl glauben, Alchemyst? Wenn ich nur die Hälfte von dem aufschreiben würde, was ich weiß, würde man mich einsperren …« Er verstummte und seine Augen verloren an Glanz.
    Flamel trat rasch vor ihn und verbeugte sich tief in der altmodisch-höfischen Art. Er wusste, dass er die Situation in den Griff bekommen musste, bevor Gilgamesch sich an zu vieles erinnerte. »Majestät, haltet Ihr Euer Versprechen und unterweist die Zwillinge in der Magie des Wassers?«
    Den Blick auf Flamel gerichtet, nickte der König bedächtig. »Ja, ich werde es tun.«
    Flamel richtete sich wieder auf, aber die Zwillinge sahen noch den triumphierenden Ausdruck auf seinem schmalen Gesicht. »Sophie wurde in Luft und Feuer ausgebildet. Josh hat noch keinerlei Ausbildung, er weiß also nicht, was ihn erwartet.«
    Josh kam herüber. »Sag mir einfach, was ich tun muss«, bat er. Seine Augen glänzten und er grinste seine Schwester an. »Bald sind wir wieder richtige Zwillinge.«
    Sie lächelte. »Das ist kein Wettbewerb.«
    »Vielleicht nicht für dich!«
    Gilgamesch rollte ein Fass neben das

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