Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin
Socken und Unterwäsche zum Wechseln mitgebracht. Und meinen Laptop natürlich.«
Die beiden Männer gaben ein seltsames Paar ab, als sie zum Ausgang gingen: Machiavelli in seinem schwarzen Maßanzug und Billy in einem verwaschenen Jeanshemd, ausgebeulten Jeans und abgelaufenen Stiefeln. Obwohl der Flughafen von Menschen nur so wimmelte, kam ihnen niemand so nahe, dass er sie gestreift hätte. Die Menge teilte sich unbewusst vor ihnen.
»Dann ist das also nur ein Kurztrip?«, erkundigte sich Billy.
Machiavelli lächelte. »Ich hoffe, mit dem nächsten Flugzeug, das noch freie Plätze hat, zurückfliegen zu können.«
»Ich bewundere dein Selbstbewusstsein.« Billy bemühte sich um einen neutralen Ton. »Ich bin nämlich zufällig der Meinung, dass Mrs Flamel nicht so einfach zu schlagen ist.« Er zog eine uralte Ray-Ban-Sonnenbrille aus der Brusttasche seines Hemdes und sie traten hinaus in den strahlenden Sonnenschein des frühen Nachmittags.
»Ist alles bereit?«, fragte Machiavelli, als sie ins Halbdunkel des Parkhauses gingen.
Billy zog die Wagenschlüssel aus der Tasche. »Ich habe ein Boot gemietet. Es wartet an Pier 39 auf uns.« Er blieb stehen, als er plötzlich merkte, dass Machiavelli nicht mehr neben ihm war. Den Schlüssel für den leuchtend roten Thunderbird in der Hand, drehte er sich um und sah, dass der Italiener bewundernd zu dem Cabrio hinüberschaute, das sich von der Masse der gewöhnlichen Autos in Farbe und Stil ganz gewaltig abhob.
»Ein neunzehnhundertneunundfünfziger Thunderbird Cabrio – nein, ein neunzehnhundertsechziger«, verbesserte sich Machiavelli. Er strich mit der Hand über die glänzende Kühlerhaube und die Lampen. »Wunderschön.«
Billy grinste. Er war eigentlich davon ausgegangen, dass er Niccolò Machiavelli nicht mögen würde, aber gerade war der Italiener in seiner Achtung eine Stufe gestiegen. »Er ist mein ganzer Stolz.«
Machiavelli ging um den Wagen herum, begutachtete die Räder und die Auspuffanlage. »Das sollte er auch sein. Alles noch original, hm?«
»Allerdings«, erwiderte Billy stolz. »Den Auspuff musste ich schon zwei Mal erneuern, aber ich habe immer darauf geachtet, dass der Ersatz vom gleichen Modell stammt.« Er stieg ein und wartete, bis Machiavelli ebenfalls Platz genommen hatte und angeschnallt war. »Ich habe dich für einen Lamborghini- oder vielleicht noch Alfa-Romeo-Fahrer gehalten.«
»Ferrari vielleicht, aber nie einen Alfa!«
»Besitzt du viele Autos?«, erkundigte sich Billy neugierig.
»Kein einziges. Ich habe einen Firmenwagen und einen Fahrer. Ich selbst fahre nicht.«
»Willst nicht oder kannst nicht?«
»Ich mag es nicht, außerdem bin ich ein sehr schlechter Fahrer.« Machiavelli lächelte. »Aber der Wagen, in dem ich gelernt habe, hat schließlich auch nur drei Räder gehabt.«
»Wann war das?«
»1885.«
»Ich bin 1881 gestorben. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das ist, nicht fahren zu können«, murmelte Billy, als sie den Parkplatz verließen. »Genauso wenig wie nicht reiten zu können.« Er drückte aufs Gas und der Wagen reihte sich in den dichten Flughafenverkehr ein. »Willst du etwas essen?«, fragte er. »Es gibt ein paar gute französische und italienische Restaurants …«
Machiavelli schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Hunger. Aber wenn du etwas möchtest …«
»Ich brauche nicht mehr viel in letzter Zeit«, erwiderte Billy.
Machiavellis Handy piepte. »Entschuldige.« Er zog das papierdünne Telefon aus der Tasche und sah aufs Display. »Ah«, sagte er erfreut.
»Gute Nachrichten?«
Machiavelli lehnte sich zurück und lächelte. »Ich habe gestern eine Falle gestellt. Vor zwei Stunden ist sie zugeschnappt.«
Billy sah ihn von der Seite an, schwieg aber.
»Nachdem ich erfahren hatte, dass die Frau des Alchemysten in San Francisco festgehalten wird, war mir sofort klar, dass entweder er oder einer seiner Verbündeten versuchen würde, hierherzukommen. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder mit dem Flugzeug, mit dem ich gerade angekommen bin, oder über das Krafttor bei Notre Dame.«
»Gehe ich richtig in der Annahme, dass du das Krafttor manipuliert hast?« Billy grinste. »Das hätte zumindest ich getan.«
»Das Tor befindet sich direkt am Nullpunkt von Paris. Ich habe die Steine lediglich mit einem alchemystischen Gebräu auf der Grundlage von gemahlenen Mammutknochen eingestrichen – Knochen aus dem Pleistozän – und der Mischung einen Anziehungszauber beigefügt.«
Die Ampel
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