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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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morgen noch hier sein?«
    Dees Blick brachte den Sekretär dazu, keine Antwort mehr abzuwarten, sondern lieber hinauszueilen. Der Magier wusste, dass sein gesamtes Büro auf glühenden Kohlen saß, weil er unerwartet aufgetaucht war. Es gingen Gerüchte um, dass er die Londoner Filiale der Enoch Enterprises schließen wollte. Obwohl es inzwischen 22 Uhr war, hatte sich noch niemand beklagt.
    »Nehmen Sie Platz, Mr Hunter.« Dee wies vor sich auf den niedrigen Sessel aus Chrom und Leder. Er selbst blieb hinter seinem Schreibtisch aus poliertem schwarzen Marmor sitzen und beobachtete den Besucher genau. Irgendetwas stimmte nicht mit ihm, fand er. Die Gesichtszüge waren seltsam verschoben, die Augen saßen eine Spur zu weit oben, jedes hatte eine andere Farbe und der Mund war etwas zu weit unten und zu breit. Es war fast, als sei er von jemandem erschaffen worden, der schon lange keinen Menschen mehr gesehen hatte. Er trug einen hellblauen Nadelstreifenanzug, aber die Hosenbeine waren ein Stückchen zu kurz, sodass man über den schwarzen Socken noch weiße Haut blitzen sah. Dafür reichten die Ärmel des Jacketts bis über den Handrücken. Seine Schuhe waren mit einer dicken Schmutzschicht überzogen.
    Hunter setzte sich. Seine Bewegungen waren ungelenk und steif, als wüsste er nicht so genau, was er mit seinen Armen und Beinen tun sollte.
    Dee strich kurz mit den Fingern über Excalibur, das unter seinem Schreibtisch lehnte. Er kannte außerdem ein halbes Dutzend Aurazauber, die alle darauf abzielten, eine Aura zu überladen und zum Aufflammen zu bringen. Dann hätte er nur noch ein Problem: Er müsste den Staub aus dem Teppich entfernen. Der Sessel würde wahrscheinlich schmelzen.
    »Woher haben Sie gewusst, dass ich hier bin?«, fragte Dee unvermittelt. »Ich bin nur ganz selten in diesem Büro. Und es ist schon ein bisschen spät für ein Meeting.«
    Der große Mann mit dem blassen Gesicht versuchte zu lächeln, verzog stattdessen aber ganz merkwürdig die Lippen. »Mein Vorgesetzter wusste, dass Sie sich in der Stadt aufhalten. Er ist davon ausgegangen, dass Sie dieses Büro aufsuchen würden, weil es Ihnen Zugang zu Ihrem Kommunikationsnetz gewährt.« Hunter sprach ein ausgesprochen gewähltes Englisch, aber er hatte eine etwas hohe Stimme, sodass alles, was er sagte, leicht lächerlich wirkte.
    »Können Sie sich nicht klarer ausdrücken?«, fuhr Dee ihn an. Er war müde und die Zeit lief ihm davon. Obwohl die Straßen schon stundenlang gesperrt waren und die Polizei zahllose Kontrollstellen eingerichtet hatte, gab es von Flamel und den Zwillingen noch immer keine Spur. Die britische Regierung geriet langsam unter Druck. Man verlangte die Beseitigung der Kontrollstellen. Sämtliche Straßen von und nach London waren immer noch blockiert und in London selbst stand der Verkehr still.
    »Sie hatten gestern spätabends noch ein Treffen mit meinem Vorgesetzten«, sagte Hunter. »Es wurde beendet, bevor es zu einem befriedigenden Abschluss kam, allerdings aufgrund von Umständen, die gänzlich außerhalb Ihrer Zuständigkeit lagen.«
    Der Magier stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Er hielt Excalibur in der rechten Hand und ließ die Steinklinge in der linken sacht auf und ab wippen. Der Mann im Sessel zeigte keine Reaktion. »Was bist du?«, fragte Dee neugierig. Er war zu dem Schluss gekommen, dass die Kreatur nicht menschlich und wahrscheinlich nicht einmal durch und durch natürlich war. Er ließ sich auf ein Knie nieder und sah dem Mann namens Hunter ins Gesicht und in die ungleichen Augen. Grün und grau. »Bist du eine Tulpa, ein Golem, Simulacrum oder Homunculus?«
    »Ich bin ein Gedankengebilde«, antwortete die Gestalt und lächelte. Sie hatte das Gebiss eines Hirsches. »Geschaffen von Cernunnos.«
    Dee wich zurück, noch während die Gestalt sich verwandelte. Der Körper blieb der eines großen, schlecht gekleideten Mannes, doch der Kopf verformte sich, wurde exotisch und wunderschön, selbst als ihm ein mächtiges Geweih wuchs. Der Gehörnte Gott lächelte kaum merklich, die Augen mit den Schlitzpupillen weiteten sich und wurden wieder schmal. »Schließ die Tür ab, Doktor. Du willst doch nicht, dass jetzt jemand hereinkommt.«
    Dee ging in einem weiten Bogen um sein Gegenüber herum zur Tür und schloss ab. Excalibur hielt er dabei immer zwischen sich und dem Gott. Was Cernunnos da gerade getan hatte, war bewundernswert. Mithilfe seiner Fantasie und Willenskraft hatte der Archon allein aus

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