Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin
Lächeln. »Na, du, Madame Perenelle. Hinter dir sind sie her. Sie wollen dein Wissen und deine Erinnerungen. Du und dein Mann, ihr gehört zu der Sorte Menschen, von denen es nur ganz, ganz wenige gibt. Ihr seid unsterblich, ohne von Gebietern des Älteren Geschlechts abhängig zu sein. Und jetzt wo du auf Alcatraz gefangen bist, werden die Dunklen Erstgewesenen und ihre Verwandten alles Erdenkliche tun, um sicherzustellen, dass du hier nicht mehr lebend wegkommst.«
Blaue und weiße Funken knisterten durch Perenelles Haar, das sich langsam hob und fächerartig hinter ihrem Kopf ausbreitete wie ein glänzender schwarzer Heiligenschein. Ihre grünen Augen glitzerten kalt und eine schneeweiße Aura umgab sie und erfüllte das halb eingefallene Haus mit grellem Licht.
Eine Welle schwarzer Spinnen zog sich in die dunklen Ecken zurück. »Weißt du, wie viele Dunkle Ältere samt ihren näheren und weiteren Angehörigen versucht haben, mich umzubringen?«, fragte Perenelle.
Areop-Enap zuckte mit den Schultern, wobei sie sämtliche Beine bewegte; es sah eklig aus. »Viele?«, vermutete sie.
»Und weißt du, wie viele von ihnen noch am Leben sind?«
»Wenige?«
Perenelle lächelte. »Sehr wenige.«
K APITEL F ÜNF
W arte, mein Telefon klingelt.«
Sophie stellte sich in einen Hauseingang, fischte in ihrer Tasche herum und zog schließlich ihr Handy heraus. In Hekates Schattenreich hatte die Batterie ihren Geist aufgegeben, doch der Graf von Saint-Germain hatte einen passenden Akku aufgetrieben, der funktionierte. Sophie hielt ihr Handy so, dass sie die ungewöhnlich lange Nummer auf dem Display erkennen konnte. Dann blickte sie von ihrem Bruder zu Nicholas Flamel. »Ich weiß nicht, wer es ist.«
Josh schaute seiner Schwester über die Schulter. »Ich kenne die Nummer auch nicht.«
»Womit beginnt sie?«, fragte Flamel. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, auf dem Display etwas zu erkennen.
»Null, null, drei, drei …«
»Das ist die Ländervorwahl von Frankreich«, sagte Flamel. »Geh ran. Es kann nur Francis sein.«
»Oder Dee oder Machiavelli«, warf Josh rasch ein. »Vielleicht sollten wir – «
Doch bevor er ausreden konnte, hatte Sophie schon auf die grüne Taste gedrückt. »Hallo?«, meldete sie sich vorsichtig.
»Ich bin’s!« Saint-Germain redete ohne jeden Akzent, seine Stimme klang locker, und die vielen Geräusche im Hintergrund sagten Sophie, dass er irgendwo draußen war. »Gib mir den Alten, aber sag ihm nicht, dass ich ihn so genannt habe!«
Sophie verkniff sich ein Grinsen und reichte das Handy dem Alchemysten. »Du hast recht gehabt, es ist Francis und er will mit dir sprechen.«
Flamel drückte das Handy ans Ohr und legte die freie Hand auf das andere, um den Verkehrslärm etwas zu dämpfen. » Allô ?«
»Wo seid ihr?«, fragte Saint-Germain auf Lateinisch.
Flamel sah sich um und versuchte, sich zu orientieren. »In der Marylebone Road kurz vor der U-Bahn-Station Regent’s Park.«
»Moment, ich habe jemanden auf der anderen Leitung.« Flamel hörte, wie Saint-Germain sich vom Telefon entfernte und die Information in wahnsinnig schnellem alten Französisch weitergab. »Okay«, sagte er einen Augenblick später, »geht weiter die Straße hinunter, immer geradeaus, und wartet dann vor der Kirche St. Marylebone. Da werdet ihr abgeholt.«
»Woher weiß ich, dass der Fahrer für dich arbeitet?«, erkundigte sich Nicholas.
»Gute Frage. Hast du Grund zu der Annahme, dass unsere Unterhaltung abgehört wird?«
»Sowohl der Italiener als auch der Engländer haben garantiert die Möglichkeit dazu«, antwortete Flamel vorsichtig.
»Stimmt.«
»Und wir wurden von einem Begrüßungskomitee der unerwünschten Art erwartet. Ich kann mir vorstellen, dass die drei Bericht erstattet haben, noch bevor sie sich an unsere Fersen geheftet haben.«
»Ah.« Es entstand eine kurze Pause, dann sagte Saint-Germain vorsichtig: »Ich nehme an, du hast das Problem diskret gelöst.«
»Sehr diskret. Nur …«
»Nur?«
»Auch wenn ich meine Aura nicht benutzt habe, ist doch ein gewisses Maß an Kraft freigesetzt worden. Das hat sicherlich Aufmerksamkeit erregt, vor allem in dieser Stadt.«
Wieder entstand eine Pause. »Okay«, sagte Saint-Germain schließlich, »ich habe dem Fahrer gerade eine SMS geschickt. Erinnerst du dich an ein Fest, das ich im Februar 1758 in Versailles gegeben habe? Es war mein Geburtstag und du hast mir ein in Pergament eingeschlagenes Buch aus deiner Privatbibliothek
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