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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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langen, gespaltenen Zunge schnappte er sich ein Stück brennendes Fleisch und schluckte es im Ganzen hinunter. Die Flammen ließen seine Augen zu Rubinen werden, und als er sich die Lefzen leckte, kringelten sich graue Rauchfäden seitlich aus seinem Maul.
    Shakespeare bückte sich und tätschelte dem Hund reichlich unsanft den Kopf. Erst als er gerade wieder die Treppe zur Hütte hinaufgehen wollte, schien er die Zwillinge zu bemerken.
    Seine übergroßen Brillengläser reflektierten das matte Licht der Abendsonne, das sie in silberne Spiegel verwandelte. »Es hat ein kleines Missgeschick gegeben mit unserem Abendessen«, sagte er, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Ist nicht so schlimm«, erwiderte Sophie rasch. »Wir haben keinen großen Hunger. Und ich versuche sowieso, auf Fleisch zu verzichten.«
    »Vegetarier?«, fragte Shakespeare.
    »Fast«, sagte Sophie, und Josh nickte zustimmend.
    »Möglich, dass drinnen noch Salat ist«, meinte der Unsterbliche. »Weder Palamedes noch ich sind Vegetarier. Aber es gibt Obst, jede Menge Obst.«
    »Etwas Obst wäre super«, sagte Josh. Allein bei dem Gedanken an Fleisch drehte sich ihm der Magen um.
    Erst jetzt schien Shakespeare das Schwert wahrzunehmen, das Josh in der Hand hielt. »Die blanken Schwerter fort!«, rief er plötzlich laut. Er kam näher und zog dabei ein erstaunlich sauberes weißes Taschentuch aus der Tasche, nahm die Brille ab und begann, sie zu putzen. Ohne die dicken Gläser glich er etwas mehr dem Bild des berühmten Stückeschreibers, das Sophie aus ihren Schulbüchern kannte. Er setzte die Brille wieder auf und sah Josh an. »Ist das Clarent?«
    Josh nickte. Er spürte, dass die Waffe leicht zitterte und seine Hände langsam warm wurden.
    Shakespeare beugte sich vor, die lange, schmale Nase war nur Zentimeter von der Schwertspitze entfernt, aber er machte nicht den Versuch, die Waffe zu berühren. »Sein Gegenstück habe ich viele Male gesehen«, erinnerte er sich versonnen. »Die Klingen sind gleich, nur die Griffe unterscheiden sich etwas.«
    »War das während deiner Zeit bei Dee?«, fragte Sophie geschickt.
    Shakespeare nickte. »Während meiner Zeit bei dem Doktor.« Er hob die Hand und tippte mit dem Zeigefinger vorsichtig auf die Klingenspitze. Der dunkle Stein sprühte Funken, es bildete sich ein blassgelbes Wellenmuster darauf, als hätte jemand eine zähe Flüssigkeit über die Klinge geschüttet, und ein Hauch von Zitrone erfüllte die Luft. »Dee erbte Excalibur von seinem Vorgänger, Roger Bacon, aber er wollte immer diese Waffe hier haben. Die beiden Schwerter sind älter als die Erstgewesenen, und es gab sie schon lange, bevor Danu Talis aus dem Meer gehoben wurde. Schon für sich allein sind sie mächtig, aber in den Legenden heißt es, gemeinsam seien sie in der Lage, die Erde in ihrer gesamten Struktur zu zerstören.«
    »Mich wundert es, dass Dee sie nicht gefunden hat«, sagte Josh. Er spürte, wie das Schwert vibrierte, und seltsame Bilder tauchten am Rand seines Bewusstseins auf. Irgendwoher wusste er, dass es Shakespeares Erinnerungen waren.
    Ein runder Bau, der in Flammen steht …
    Ein erschreckend kleines, offenes Grab und eine junge Frau, die sich darüber beugt und eine Handvoll Erde hineinwirft …
    Und Dee. Ein wenig jünger, als Josh ihn in Erinnerung hatte; das Gesicht ohne Falten, das Haar dunkel und voll, das Ziegenbärtchen ohne eine Spur von Grau …
    »Der Magier hat immer geglaubt, das Schwert liege in einem See irgendwo in den walisischen Bergen«, fuhr Shakespeare fort. »Jahrzehntelang hat er dort danach gesucht.«
    »Flamel hat es in einer Höhle in Andorra gefunden«, berichtete Sophie. »Er glaubt, dass Karl der Große es im neunten Jahrhundert dort versteckt hat.«
    Shakespeare lächelte. »Dann hat sich der Magier also getäuscht. Es ist erfreulich zu hören, dass der Doktor nicht immer recht hat.«
    Sophie trat hinter Josh hervor und drückte seinen Arm hinunter. Der Wind, der über die Schwertklinge strich, seufzte. »Und du bist wirklich … wirklich William Shakespeare? Der Dichter?«, fragte sie. Obwohl sie in den letzten Tagen so viel gesehen und erlebt hatte, fand sie die Vorstellung einfach grandios.
    Der Mann stellte einen Fuß hinter den anderen und machte eine überraschend elegante, tiefe Verbeugung, indem er das vordere Bein gestreckt ließ, die rechte Hand in einem weiten Bogen zur Seite führte und den Kopf fast bis auf Taillenhöhe beugte. »Ergebenster Diener.« Der strenge

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