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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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klapperdürr, die Rippen und sonstigen Knochen deutlich sichtbar. In ihren weit aufgerissenen Mündern waren unregelmäßige Zähne zu sehen und die ausgestreckten Hände endeten in dolchscharfen Klauen.
    Dee zog seine Hosenbeine hoch, damit sie nicht den Boden berührten, bevor er sich hinkauerte, um die Statue genauer zu betrachten. Sie sah aus wie aus dem Museum, eine klassische Skulptur von Michelangelo oder Bernini vielleicht - Phobos und Deimos auf dem Rücken von Mars Ultor . Dee machte eine Bewegung mit der Hand und die Lichtkugel schwebte über die Köpfe der Satyrn. Die Detailgenauigkeit war unglaublich: Jede Haarsträhne war zu erkennen, selbst der Geifer auf ihrem Kinn, und einer der beiden – Dee nahm an, es war Phobos – hatte eine abgebrochene Kralle. Aber die zwei waren keine Statuen! Bis gestern noch waren sie lebendig und wild gewesen und Mars hatte sie auf ihn losgelassen. Es wäre ein schrecklicher Tod gewesen. Die Satyrn ernährten sich von Panik und Angst … Und Dee hatte im Lauf der Jahrhunderte gelernt, dass es vieles gab, vor dem man Angst haben konnte. Das Wissen um das, was die Erstgewesenen mit ihm machen konnten, verursachte ihm Magenkrämpfe. Phobos und Deimos hätten sich monatelang an ihm gütlich getan.
    Der Magier beugte sich vor und betrachtete den Helm, der den Kopf des Kriegsgottes vollständig bedeckte. Unter dem gelben Überzug aus gehärteter Knochenmasse war noch der graue Stein zu sehen. Er glitzerte wie Granit, doch es handelte sich nicht um natürlich gewachsenes Gestein. Einen kurzen Augenblick lang empfand Dee so etwas wie Mitleid mit dem Dunklen Erstgewesenen. Die Hexe von Endor hatte bewirkt, dass seine Aura sichtbar und steinhart wurde und seinen Körper in einer unendlich schweren Kruste einschloss. Wäre es dem Gott gelungen, sie abzustreifen, wäre seine Aura erneut wie Lava aufgesprudelt und hätte sich sofort wieder verhärtet. Mars, der einst die ganze Welt durchstreift hatte und von einem Dutzend Nationen unter verschiedenen Namen als Gott verehrt worden war, war jetzt jahrtausendelang praktisch unbeweglich gewesen.
    Dee fragte sich, welches Verbrechen der Kriegsgott wohl begangen haben mochte, dass die Hexe so sehr in Rage geraten war und ihn zu diesem schleichenden Untod verdammt hatte. Es musste etwas wahrhaft Schreckliches gewesen sein. Dann zuckte ein Lächeln um seinen Mund, als ihm ein Gedanke kam. Er streckte die Hand aus und klopfte auf den Helm. Es klang hohl und gedämpft in der Knochenkammer. »Ich weiß, dass du mich hören kannst«, sagte Dee im Plauderton. »Das scheint wohl dein Schicksal zu sein: Zuerst schließt die Hexe dich in deiner eigenen Aura ein und dann überziehe ich dich mit steinharter Knochenmasse.«
    Plötzlich stiegen schwarze Rauchkringel aus dem Helm des Dunklen Älteren auf.
    »Ah, gut«, murmelte Dee. »Einen Augenblick lang habe ich befürchtet, du wärst vielleicht doch tot.«
    In der Dunkelheit hinter dem Helm glühten zwei Augen purpurrot. »Mich bringt man nicht so leicht um.« Mars sprach in einem rauen Schnarrton, eingefärbt mit einem undefinierbaren Akzent.
    Dee richtete sich auf und bürstete mit der Hand seine Knie ab, obwohl kein Stäubchen auf der Hose war. »Das hat noch jeder Ältere gesagt, den ich um die Ecke gebracht habe. Aber in deinen Adern fließt Blut, und was lebt, kann getötet werden.« Er entblößte seine kleinen Zähne in einem winzigen Lächeln. »Zugegeben, euch umzubringen, ist schwierig, um nicht zu sagen nahezu unmöglich, aber es ist eben doch zu schaffen. Ich weiß es. Denn ich habe es geschafft. Vor nicht mal einer Woche habe ich Hekate getötet.«
    Das gesamte Innere des Helms leuchtete rot, dann verblasste das Glühen. In Granit und Knochen gefangen, konnte Mars sich nicht bewegen, doch Dee spürte deutlich den Blick des Erstgewesenen auf sich. Schwarzer Rauch ringelte sich aus den Schlitzen im Helm, und wo seine Augen hätten sein sollen, waren jetzt zwei blau gesprenkelte rote Kugeln. »Bist du zurückgekommen, um dich zu brüsten, Magier?«
    »Ursprünglich nicht.« Dee ging um die Statue aus den drei Gestalten herum und betrachtete sie von allen Seiten. »Aber wenn ich schon da bin, kann ich mich ruhig auch ein bisschen brüsten.« Er strich mit der Hand über Mars’ Schulter und spürte, wie seine eigene Aura flackerte, als ein winziger Energieschub knisternd durch ihn hindurchfuhr. Auch unter einer Decke aus Stein und Bein war die Aura des Kriegsgottes noch erstaunlich

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