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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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können, müssen sie uns haben.« Sie streckte die linke Hand aus, um die sich eine dicke Schicht silbernen Lichts gelegt hatte. »Und wir sind keine gewöhnlichen Menschen mehr – wir sind nicht einmal mehr richtige Menschen«, fügte sie bitter hinzu.
    »Zieht alle zurück!«, brüllte Josh, und als er sich zu seiner Schwester umdrehte, sah sie voller Entsetzen, dass seine Pupillen golden leuchteten und wie das Schwert mit roten und schwarzen Sprenkeln durchsetzt waren. Sie erinnerte sich, dass Mars rote Augen gehabt hatte. Josh ergriff ihren Arm. »Wir ziehen uns hinter den Wassergraben zurück und stecken den dann in Brand«, sagte er.
    Sophie blinzelte. Da stand Josh hoch aufgerichtet und hielt Clarent in der linken Hand. Sie erbebte, als die Erinnerungen der Hexe in sie einströmten, und das geisterhafte Bild von Mars in einer roten und goldenen Rüstung schob sich vor ihren Bruder. Auch Mars trug sein Schwert in der linken Hand.
    Josh entdeckte den Dichter und holte tief Luft. »Shakespeare!« Laut und gebieterisch schallte seine Stimme durch die Stille, und nicht nur der Dichter, sondern auch Palamedes sahen herüber. »Rückzug! Zieht euch hinter den Wassergraben zurück.«
    Shakespeare schüttelte den Kopf, aber der kräftige Ritter fasste ihn einfach um die Taille und legte ihn sich über die Schulter. Shakespeare zappelte und protestierte, doch Palamedes kümmerte sich nicht darum. Er lief zu Flamel und den Zwillingen, und die Gabriel-Hunde, in Tier- wie in Menschengestalt, folgten ihm auf den Fersen.
    »Gut gemacht«, lobte Palamedes, als er Josh erreichte. »Sie hätten uns überrannt. Du hast uns gerettet.« Dann hob der Ritter Shakespeare von seiner Schulter und stellte ihn auf den Boden. Er schob sein Visier nach oben und grinste den unsterblichen Dichter an. »Schade, dass du nicht mehr schreibst, Will. Stell dir nur mal vor, was das für eine Geschichte gäbe!« Dann wandte er sich an Josh. »Wir sind so weit. Sämtliche Gabriel-Hunde sind hier. Lass uns den Graben in Brand stecken.«
    »Noch nicht. Sie sollen erst näher herankommen«, sagte Josh selbstbewusst. »Der Graben hält sie dann schon auf.« Er hielt inne, als ihm plötzlich Zweifel kamen. »Oder … doch nicht? Hast du schon einmal gegen die Wilde Jagd gekämpft?«
    Palamedes nickte. »Ja. Und ich kenne kein Tier, das freiwillig durchs Feuer geht. Cernunnos sieht zwar aus wie ein Mensch, ist aber halb Tier.«
    »Sie werden den Graben nicht überqueren.« Shakespeare sah mit rotem Gesicht zu ihnen auf. Seine Brille saß schief auf seiner Nase. »Ich habe die eine oder andere Tinktur in das Öl geschüttet. Ein paar Mineralien, Kräuter und exotische Gewürze, die die Erstgewesenen und die nächste Generation aus irgendeinem Grund abstoßen. Der Wassergraben ist mit Blei ausgeschlagen und ich habe dem Öl außerdem Eisenerz und verschiedene Oxide beigemischt. Nicht einmal Cernunnos wird durch dieses Feuer gehen können.«
    »Der Archon kommt«, flüsterte Sophie, aber keiner hörte sie. Sie schlang fest die Arme um sich, damit sie nicht mehr zitterte. Die Hexe von Endor hatte Cernunnos gekannt. Sie hatte ihn gekannt, gefürchtet und gehasst. Jahrhundertelang hatte die Hexe nach Überresten der Archon-Technologie gesucht und systematisch alles zerstört, was sie fand. Sie zerstörte die metallenen Bücher, schmolz die Werkzeuge ein und tötete die Geschichtenerzähler, die das Wissen lebendig hielten. Sie versuchte, alles aus ihrer Erinnerung zu tilgen, das etwas mit denen zu tun hatte, die vor der Älteren Generation geherrscht hatten. Jetzt drohte die Erinnerung Sophie zu überrollen.
    Eine riesige Gestalt wirbelte die staubigen Überreste der Wilden Jagd auf, dann trat Cernunnos aus der schmalen, von Metallwänden gesäumten Gasse. Er bewegte sich langsam und ohne Eile. Die gewaltige Keule lag locker auf seiner linken Schulter. Weißes Feuer züngelte um sein Geweih, sprang von einer Stange zur anderen und badete sein schönes, wie aus Stein gemeißeltes Gesicht in einem sanften Licht. Er legte den Kopf zur Seite, lächelte und breitete die Arme aus. Seine Lippen bewegten sich, doch die Worte, die sich in den Köpfen seiner Zuhörer formten, waren nicht synchron mit den Lippenbewegungen, und es klang, als redeten ein Dutzend Stimmen gleichzeitig. Die Zwillinge hörten ihn in amerikanischem Englisch mit einem deutlichen Bostoner Akzent reden. In Flamels Kopf kam das alte Französisch an, das er in seiner Jugendzeit gesprochen hatte.

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