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Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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bei jedem Schlagloch und jeder Erhebung in der unbefestigten Straße. Black Hawk brauste mit hoher Geschwindigkeit die schmalen Landstraßen entlang, das Gaspedal bis zum Anschlag durchgedrückt und ein wildes Grinsen auf dem Gesicht.
    »Ich glaube«, begann Machiavelli – er musste schreien, um sich wegen des Motorenlärms Gehör zu verschaffen –, »ich glaube, deinem Gebieter wäre es lieber, wenn er uns lebend in die Finger bekäme, damit er uns selbst umbringen kann. Er ist womöglich sauer, wenn du den Job für ihn übernimmst. Mach langsamer.«
    »Schnell ist was anderes«, entgegnete Black Hawk. Der Jeep machte einen Satz nach vorn und der Motor heulte auf, als alle vier Räder abhoben. »Das jetzt ist schnell.«
    »Mir wird schlecht«, verkündete Machiavelli. »Und wenn ich mich übergeben muss, geht das in deine Richtung«, versprach er. »Und in deine«, fügte er mit einem Blick über die Schulter auf Billy the Kid hinzu.
    Widerwillig nahm Schwarzer Falke den Fuß vom Gas.
    »Ich habe nicht fünfhundert Jahre in Europas turbulentester Geschichte überlebt, um jetzt bei einem Autounfall zu sterben. «
    »Black Hawk könnte mit verbundenen Augen über diese Straßen fahren«, meinte Billy the Kid.
    »Dessen bin ich mir sicher, auch wenn es über meinen Verstand geht, warum er so etwas tun wollte.«
    »Hast du nie etwas nur wegen des Nervenkitzels getan?«, fragte Black Hawk.
    »Nein«, sagte Machiavelli. »Schon lange nicht mehr.«
    Black Hawk wirkte schockiert. »Aber das ist doch eine solche Vergeudung der Unsterblichkeit! Du tust mir leid«, fügte er hinzu.
    »Ich tue dir leid?«
    »Du lebst nicht, du überlebst nur.«
    Niccolò Machiavelli sah den Indianer lange an. Schließlich nickte er und wandte den Blick ab. »Du magst recht haben«, sagte er.
     
     
    Das Haus stand etwas abseits der Straße.
    Auf den ersten Blick sah es aus wie ein ganz gewöhnliches Holzhaus von der Art, wie sie überall in den Vereinigten Staaten zu finden waren. Erst wenn man näher kam, erkannte man, was wirklich Sache war: Das Haus war riesig; der größte Teil war in den Berg dahinter gebaut worden.
    Machiavelli spürte, wie er Gänsehaut bekam. Seine Haut prickelte, als der Wagen von der unbefestigten Straße auf eine schmale, ausgefahrene Zufahrt abbog. Überall entdeckte er Anzeichen für Abwehrzauber. Hier war ganz alte Magie spürbar, Kräfte aus uraltem Geheimwissen. Er erhaschte einen Blick auf Bäume mit geheimnisvollen, in die Rinde geritzten Symbolen, auf Steine mit aufgemalten Spiralen, auf in Zaunpfähle geschnitzte Strichmännchen. Der Weg führte mitten durch eine Wiese hindurch, auf der das Gras so hoch stand, dass es bis zu den Wagenfenstern reichte. Die Halme strichen über das Metall und es klang wie tausend geflüsterte Warnungen. Ringsherum nahm der Italiener Bewegung wahr und sah Schlangen, Kröten und flinke Eidechsen davonhuschen. Auf der linken Seite der Zufahrt überragte eine schlaksige, ungestalte Vogelscheuche die Wiese. Ihr Kopf bestand aus einem riesigen, knotigen Kürbis, der völlig vertrocknet war. Jemand hatte runde Augen und einen Mund hineingeschnitten, aus dem eine Zunge hing.
    Die Wiese endete abrupt, so als hätte jemand auf der Erde einen Strich mit dem Lineal gezogen. Das restliche Stück Land bis zum Haus war vollkommen eben. Machiavelli nickte anerkennend. Durch die Wiese kam nichts und niemand, ohne zahllose Alarmsysteme auszulösen oder von einem der giftigen Wächter, die überall lauerten, angegriffen zu werden. Unentdeckt in die Nähe des Hauses zu gelangen, war schlicht unmöglich.
    Vor der offenen Eingangstür lag ein Luchs, der größer war als alle, die Machiavelli je gesehen hatte. Das Tier blickte dem Wagen reglos entgegen. Lediglich an dem kaum merklichen Zucken seiner schwarzen Pinselohren erkannte man, dass es lebendig war und keine Statue.
    Black Hawk hielt direkt vor dem Haus, ließ jedoch den Motor laufen und machte keine Anstalten auszusteigen. »Endstation«, sagte er ernst.
    Niccolò stieg erleichtert aus. Er begann Sand und Staub von seinem teuren Maßanzug zu klopfen, gab es aber rasch wieder auf. Das gute Stück war hinüber. Daheim in Paris hatte er noch einen ganzen Schrank voll identischer Anzüge, doch er bezweifelte, dass er noch einmal Gelegenheit haben würde, sie zu tragen.
    Er blickte sich um und atmete die warme, nach Gras duftende Luft ein. Wann immer er ans Sterben dachte – was er mit erstaunlicher Regelmäßigkeit tat –, stellte er es

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