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Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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blickte, wurde sich Scatty bewusst, dass die Chance, hier zu sterben, ziemlich groß war. Wann immer sie ans Sterben dachte, stellte sie sich einen dramatischen Kampf vor, etwas Gewaltiges und Großartiges, das sicherstellen würde, dass man sich auch noch Generationen später an ihren Namen erinnerte. Die Vorstellung, an diesem einsamen Ort von prähistorischer Megafauna zur Strecke gebracht zu werden und zu sterben, behagte ihr gar nicht.
    Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf und sie richtete sich kerzengerade auf. Man hatte ihr einmal prophezeit, sie würde in exotischer Umgebung sterben. Exotischer als im Zeitalter des Pleistozän ging es wohl kaum, oder?
    Scathach hob das Gesicht. Der Himmel war wolkenlos und die Sterne schienen so hell, dass tatsächlich ein wenig Licht bis auf die Erde fiel. Sie versuchte die einzelnen Sternbilder zu erkennen. Die hatten sich während der Zeit, in der sie auf der Erde gelebt hatte, zwar erheblich verändert, doch wenn sie den Polarstern fand, sollte sie auch in der Lage sein …
    Der riesige graue Wolf kam mit einem Satz aus der Dunkelheit, das Maul weit aufgerissen. Geifer tropfte in sein Fell.
    Scatty ließ sich auf den Rücken fallen. Ihre Beine schossen nach oben, trafen die Brust der Bestie und schleuderten sie hoch in die Luft. Nur ein kurzes, überraschtes Aufheulen war zu hören, bevor sie ins Gras krachte, dann ein Knurren, als sie sich aufrappelte und davontrottete.
    Die Schattenhafte blieb auf dem Rücken liegen und blickte wieder hinauf in den Nachthimmel.
    Irgendetwas stimmte mit den Sternen nicht.
    Sie erhob sich langsam und trat aus dem Höhleneingang, um mehr vom Himmelsgewölbe sehen zu können. Eine gewaltige Lichtwelle, die, wenn die Form etwas anders gewesen wäre, fast die Milchstraße hätte sein können, brandete über den Himmel. Eigentlich hätte es ein Bogen sein müssen, doch was sie sah, war zu gerade. Und in welcher Richtung sie auch suchte, sie konnte den Polarstern nicht finden.
    »Wo …?«, flüsterte sie.
    Und dann ging im Osten riesig und gelb der Mond auf, stieg höher und höher und badete die Landschaft in milchweißes Licht. Der Himmel war so klar, dass einzelne Krater auf der Mondoberfläche zu erkennen waren.
    Einen Augenblick später ging der zweite Mond auf.
    Dann ein dritter.
    Und ein vierter.

KAPITEL EINUNDVIERZIG
    D er ist vielleicht groß«, flüsterte Josh ehrfürchtig und sah Sophie an. »Ich meine, richtig groß.«
    Sie nickte, ohne die Gestalt aus den Augen zu lassen.
    Prometheus war ein Hüne. Er maß knappe zweieinhalb Meter und sah aus, als würde er drei Zentner wiegen – alles nur Muskeln. Er hatte nicht ein Gramm Fett am Körper. Seine Jeans war zerschlissen, beide Knie waren durchgescheuert und die Säume ausgefranst. Das Logo auf seinem T-Shirt war so verblichen, dass es kaum noch zu erkennen war, und an seinen derben Stiefeln klebte eine dicke Dreckkruste. Der dicht gelockte Haarschopf war leuchtend rot, aber der Bart wies bereits graue und silbrige Strähnen auf.
    »Onkel!« Aoife stieß mit einem Freudenschrei die Wagentür auf und stürmte auf den Hünen zu.
    »Aoife!« Er fing sie auf, als wiege sie gar nichts, und warf sie in die Luft. Beide lachten.
    Josh musste lächeln beim Anblick dieses wild aussehenden Mannes, der Aoife – die in seinen Armen wie ein Kind wirkte – lachend in die Luft warf. Er erinnerte sich plötzlich ganz deutlich, wie sein eigener Vater ihn genauso hochgeworfen hatte, als er jünger war. Er hatte es geliebt, dieses Gefühl zu fliegen.
    »Mein Mädchen.« Prometheus warf Aoife erneut in die Luft, noch höher dieses Mal, und sie kreischte begeistert.
    »Lass mich nicht fallen«, keuchte sie.
    »Habe ich dich jemals fallen lassen?«, fragte Prometheus, und Josh fiel auf, dass sein Englisch einen erstaunlich starken südenglischen Einschlag hatte.
    »Nie«, antwortete sie außer Atem. »Es ist so lange her. Viel zu lange.«
    Der Hüne stellte Aoife auf den Boden und hielt sie auf Armeslänge von sich, während er sie betrachtete. »Du bist gewachsen …«
    »Keinen Zentimeter, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben«, widersprach sie.
    »Und wann war das?«
    »Ach, so lange ist das noch gar nicht her. Nur etwas über einhundertundzwanzig Jahre, glaube ich.« Aoife schob ihre Sonnenbrille ins Haar und sah in das flächige Gesicht ihres Onkels.
    Josh fiel sofort auf, dass beide genau dieselben grünen Augen hatten.
    »Das letzte Mal haben wir uns gesehen«, fuhr Aoife fort, »als du

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