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Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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gewaltige Bisonherden. Große, ohrenbetäubend kreischende Kondorschwärme waren über den Himmel gezogen. Bei Einbruch der Nacht hatten sie die ersten Wölfe entdeckt, große Tiere, die im hohen Gras neben ihnen hergetrottet waren.
    »Wölfe?«, fragte Johanna plötzlich. Offensichtlich war sie aufgewacht und hatte Scathachs letzte Bemerkung gehört.
    »Direwölfe«, präzisierte Scathach. »Die Vorfahren der heutigen Wölfe und genauso gefährlich. Und auf jeden, den du siehst, kommen mindestens zehn, die du nicht siehst.«
    »Ich sehe vier.«
    »Dann steht da draußen ein großes Rudel und beobachtet uns.«
    Zum ersten Mal in ihrem sehr langen Leben begann Scathach es für möglich zu halten, dass sie eventuell in Schwierigkeiten stecken könnte. In echten Schwierigkeiten. In dieser Situation nützten ihr nicht einmal ihre Schnelligkeit und ihre Kampftechniken etwas. Sie warf einen weiteren Stein in die Dunkelheit, hörte, dass er ein lebendiges Ziel traf, und warf den nächsten in die Richtung, in die das Tier höchstwahrscheinlich laufen würde. Ein Wolf bellte angstvoll.
    »Jeder Schuss ein Treffer«, flüsterte sie.
    Sie waren erst wenige Stunden in dieser Umgebung und hatten bereits die Aufmerksamkeit der großen Raubtiere auf sich gezogen. Scathach bezweifelte nicht, dass sie sie abwehren konnte, und Johanna war ihr im Kampf fast ebenbürtig, doch früher oder später würde eine von ihnen verwundet werden. Und auch wenn sie beide unsterblich waren, waren sie doch nicht unverwundbar – und falls die Verletzung schwer genug war, würden sie trotz allem sterben. Ein Hieb mit der Pranke eines Tigers, ein Biss, selbst ein Kratzer würde sich bald entzünden. Ihr Stoffwechsel würde die Heilung unterstützen … falls sie sich Nahrung zuführten. Das Problem bestand allerdings darin, dass es in dieser Landschaft niemanden gab, von dem sie sich Nahrung holen konnte – außer Johanna. Und so weit würde sie es nie kommen lassen.
    Die Mitglieder von Scathachs Vampir-Clan waren keine Bluttrinker. Sie hatten andere Bedürfnisse. Und auch wenn sie selten – äußerst selten – Nahrung aufnehmen musste, würde sie früher oder später der Hunger überkommen. Auch Johanna würde etwas zu essen brauchen. Sie war Vegetarierin, aber wer wusste schon, was man in dieser Zeit und an diesem Ort unbeschadet essen konnte?
    Die Schattenhafte nahm einen tiefen Atemzug und sog die saubere Nachtluft ein, dann lehnte sie sich zurück, stützte sich mit durchgedrückten Armen ab und ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Ganz in der Nähe brüllte ein Löwe und etwas Kleineres quiekte erschrocken.
    Sie lebte schon länger, als sie es sich jemals hätte vorstellen können, und sie hatte Zivilisationen aufblühen und untergehen und wieder aufblühen sehen. Sie hatte die besten und die schlimmsten Zeiten der Humani-Geschichte miterlebt. Im Laufe ihres langen Lebens hatte sie Fehler gemacht, und auch wenn es nicht in ihrer Natur lag, sich für das, was sie getan hatte, zu rechtfertigen, gab es doch Dinge, die sie aus heutiger Sicht lieber anders gemacht hätte. Am meisten bedauerte sie, dass sie Cuchulain ausgebildet hatte. Sie hatte aus einem Jungen einen Krieger gemacht und das hatte ihn letztendlich das Leben gekostet. Vielleicht hätte sie einen Gebieter des Älteren Geschlechts bitten sollen, ihn vorher unsterblich zu machen. Seltsam, aber sie hatte jahrhundertelang nicht mehr an Cuchulain gedacht. Die Gedanken an ihn waren untrennbar verbunden mit Erinnerungen an ihre Schwester und diese Erinnerungen waren zu schmerzvoll.
    Könnte sie ihr Leben noch einmal leben, sie würde nie – niemals – mehr gegen ihre eigene Schwester kämpfen. Als ihre Eltern und ihr Bruder sie ignoriert hatten, war Aoife immer für sie da gewesen. Aoife hatte sie immer bedingungslos geliebt.
    Scathach setzte sich wieder auf, zog die Beine an den Oberkörper, schlang die Arme darum und legte das Kinn auf die Knie. Es war lange her, seit sie das letzte Mal an ihre Schwester gedacht hatte. Jetzt fragte sie sich, ob Aoife wohl noch auf dieser Erde war. Sie ging davon aus. Gelegentlich kursierten Gerüchte über eine rothaarige Kriegerin mit heller Haut, oder sie hörte Geschichten, in denen sie mit Aoife verwechselt wurde und in denen die Legenden, die man sich über die Schwestern erzählte, vermischt und durcheinandergebracht wurden, sodass sie manchmal selbst nicht mehr wusste, welche zu welcher gehörte.
    Während sie so über die Landschaft

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