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Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer

Titel: Nicholas Flamel Bd. 4 Der unheimliche Geisterrufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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ihrer Schwester gewesen.
    Aoife von den Schatten! Jahrelang hatte sie es vermieden, an diesen Namen zu denken.
    Etwas bewegte sich im Gras, und sie warf wieder einen Stein, der die unsichtbare Kreatur ins Gestrüpp flüchten ließ.
    Inzwischen dachte Scathach nur noch ganz selten an ihre Eltern. Sie lebten beide noch – wären sie gestorben, hätte man ihr das gesagt – in einem entfernten Schattenreich, das angeblich nach dem Vorbild der untergegangenen Welt von Danu Talis gestaltet worden war. Seit vielen Jahrhunderten war Scathach nicht mehr dort gewesen. Nicht zum ersten Mal schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass Nicholas und Perenelle Flamel, so seltsam sich das auch anhörte, ihr die Eltern geworden waren, die sie nie wirklich gehabt hatte.
    Stirnrunzelnd überlegte sie, wann sie den Flamels zum ersten Mal begegnet war. Es musste Mitte des 14. Jahrhunderts in Paris gewesen sein, kurz nachdem sie das Buch Abrahams des Weisen erstanden hatten. Sie konnte mit Bestimmtheit sagen, dass sie in Spanien mit ihnen zusammengetroffen war, als sie versuchten, den Codex zu entschlüsseln. Und genauso sicher war sie sich, dass sie zu Perenelles Beerdigung im Jahr 1402 in Paris gewesen war. Im Lauf der Jahrhunderte hatten sich ihre Wege dann immer wieder gekreuzt. Mehrfach hatte sie ihnen das Leben gerettet und sie ihr. Und fast unbeabsichtigt waren sie ihre Familie geworden. Wenn sie einen guten Rat brauchte, ging sie zu Perenelle, und wenn sie Geld brauchte, bat sie Nicholas darum.
    Im Lauf der Zeit waren andere zu ihrer neuen Familie dazugekommen: Johanna war wie eine Schwester für sie. Doch das Problem mit Humani-Freunden war, dass sie alt wurden und starben, weshalb sie es in den letzten Jahrhunderten vermieden hatte, Freundschaften zu pflegen. Das letzte Mal, dass sie einen Kreis enger Freunde um sich geschart hatte, war die Zeit gewesen, als sie mit drei aus ihrem Vampir-Clan in einer Gothic-Punk-Band in Deutschland gespielt hatte. Da war es manchmal ganz schön wild zugegangen. Tagsüber schlafen, die ganze Nacht singen und feiern und dann in den Stunden vor Sonnenaufgang die angriffslustigen Wassergeister Nix und Nixe jagen. Seit sie in San Francisco Unterricht in verschiedenen Kampfsportarten gab, kannte sie viele ihrer Schüler näher und mit einigen traf sie sich an jedem letzten Freitag im Monat zu einer Karaoke-Nacht in einer Sushi-Bar in ihrem Viertel. Doch das tat sie nur, um den Anschein eines normalen Lebens zu erwecken, und sie waren alle eher Bekannte als echte Freunde.
    Sie war nicht einsam. Nicht wirklich …
    Doch die letzten Tage hatten ihr wieder bewusst gemacht, wie sehr sie die Gesellschaft von Humani genoss. Sie fand es toll, dass sie wieder einmal ernsthaft und nicht nur im Dojo Gebrauch von ihren Fähigkeiten hatte machen können. Sie hatte jahrtausendelange Übung in sämtlichen Kampfsportarten. Dieses Potenzial sollte sie einsetzen, um ihre Freunde zu beschützen und für ihre Sicherheit zu sorgen. Das gab ihr das Gefühl, gern gesehen zu sein und gebraucht zu werden. Das Abenteuer in Paris hatte zu der Erkenntnis geführt, dass es an der Zeit war, wieder eine aktivere Rolle in der Welt zu spielen. Sie hatte sich das Versprechen abgenommen, dass sie, wenn das alles hier vorüber war, wieder das für die Humani tun wollte, was sie immer getan hatte: Die beschützen, die Schutz nötig hatten, und diejenigen bestrafen, die Strafe verdient hatten.
    Im Augenblick war sie sich allerdings nicht mehr so sicher, ob sie dieses Versprechen würde halten können.
    Die Schattenhafte war auch früher schon in brenzligen Situationen gewesen: Gefangen in Schattenreichen, hatte sie schrecklichen Dingen ins Auge gesehen, gegen Ungeheuer gekämpft und einmal sogar ganz allein gegen eine ganze Armee. Doch sie hatte nie daran gezweifelt, dass sie überleben und wieder nach Hause finden würde. Jedes Schattenreich hatte einen Eingang und einen Ausgang – und diesen Ausgang brauchte sie nur zu finden. Feinde konnten bekämpft oder ausgetrickst werden, besiegt oder auf die eigene Seite gezogen.
    Aber das jetzt war etwas anderes.
    Es gab jede Menge Feinde in dieser Welt des Pleistozän und keiner konnte ausgetrickst oder auf ihre Seite gebracht werden. Das meiste von dem, was hier wuchs, war giftig oder ungenießbar, die Fauna ausnahmslos hungrig.
    Und die Zahl der Hungrigen war einfach zu groß.
    Nach ihrer Begegnung mit den Säbelzahntigern hatten Scathach und Johanna Löwen gesehen, riesige Bären und

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