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Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister

Titel: Nicholas Flamel Bd. 5 Der schwarze Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Scott
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Duft von Anis, der Quelle ihres Lebens, zog sie an.
    Doch ohne den starken Willen des Älteren, der die Welt und ihre Bewohner am Leben erhielt, bekam ihre tönerne Haut Risse, und ganze Brocken von Ton begannen, von ihnen abzuplatzen. Bevor die Stücke den Boden berührten, zerfielen sie zu Staub. Prometheus weinte, als er ohnmächtig zusehen musste, wie die Letzten der Urmenschen sich in Nichts auflösten. Blutrote Tränen tropften aus seinen Augenwinkeln. »Vergebt mir«, flüsterte er in der alten Sprache von Danu Talis.
    Eines der tönernen Wesen trat direkt hinter dem Wagen auf die Straße und hob einen unnatürlich langen Arm. Die Geste hätte ein Willkommens- oder ein Abschiedsgruß sein können. Der Ältere drehte den Rückspiegel so, dass er die Gestalt besser sehen konnte. Er hatte ihnen nie Namen gegeben, doch dieses Wesen erkannte er an dem Narbenmuster auf der Brust. Es war einer der ersten Urmenschen, dem seine Aura in der trostlosen Stadt des Erdenfürsten Leben eingehaucht hatte. Schwarze Leere ballte sich hinter der Gestalt zusammen. Brauner Ton nahm die Farbe von Salz an und das Wesen verflüchtigte sich. »Vergib mir«, bat Prometheus noch einmal, doch da war der Letzte der Urmenschen, jener Rasse, die er zu unnatürlichem Leben erweckt hatte, bereits nicht mehr. Nichts wies mehr darauf hin, dass sie einmal existiert hatte.
    Prometheus’ Aura erhellte das Wageninnere und über sämtliche Metallteile tanzten winzige, Funken sprühende Flammen. Die brennenden Fingerspitzen des Älteren drückten tiefe Dellen in den Rückspiegel, als er ihn so neigte, dass er seine beiden Freunde auf der Rückbank sehen konnte. »Scathach hatte recht«, zischte er. »Sie hat immer gesagt, dass Nicholas Flamel Tod und Zerstörung folgen.«

KAPITEL SECHS
    D u sollst gehen, nicht rennen«, befahl Niten. Eisenharte Finger bohrten sich in Sophies Schulter und zwangen sie, stehen zu bleiben.
    Sie schüttelte die Hand ab. »Wir müssen –«
    »Wir dürfen keine Aufmerksamkeit erregen«, erklärte der schlanke Japaner ruhig. »Lass die Peitsche unter deiner Jacke verschwinden.«
    Sophie hatte gar nicht gemerkt, dass sie Perenelles Lederpeitsche mit dem silbernen und goldenen Griff immer noch in der rechten Hand hielt. Sie wickelte die Schnur fest um den Griff und steckte sie unter den linken Arm.
    »Schau dich um«, fuhr Niten fort. »Was siehst du?«
    Sophie drehte sich um. Sie standen am Fuß des Telegraph Hill. Eine ölig schwarze Rauchwolke, durchsetzt mit züngelnden Flammen, stieg hoch in den Himmel hinauf. Sirenen heulten, und Autos hupten, während die Leute ringsherum versuchten, einen Blick auf die Feuersbrunst zu erhaschen, die eines der eleganten Gebäude gleich unterhalb des Coit Towers verwüstete.
    »Ich sehe Feuer … Rauch …«
    Das dumpfe Geräusch einer Explosion im Innern des Gebäudes ertönte, und Glasscherben und Teile des Mauerwerks regneten auf den rotweißen VW -Bus herunter, der davor parkte. Sämtliche Fenster auf der rechten Wagenseite wurden pulverisiert. Eine Spur von Bestürzung huschte über Nitens für gewöhnlich so ausdrucksloses Gesicht. »Schau dir die Leute an«, sagte er. »Eine Kriegerin muss immer wissen, was in ihrer Umgebung vor sich geht.«
    Sophie betrachtete die Gesichter. »Alle schauen hinauf zu dem brennenden Haus«, erwiderte sie leise.
    »Ganz genau. Und das müssen wir auch, wenn wir nicht auffallen wollen. Also dreh dich um und schau hinauf.«
    »Aber Josh …«
    »Josh ist nicht mehr da.«
    Sophie schüttelte den Kopf.
    »Dreh dich um und schau hinauf«, wiederholte Niten. »Wenn man dich festnimmt, hast du überhaupt keine Chance mehr, deinem Bruder zu helfen.«
    Das Mädchen drehte sich um und blickte wieder auf das Feuer. Niten hatte recht, aber trotzdem fühlte es sich so falsch an, hier zu stehen, anstatt ihrem Zwillingsbruder zu folgen. Jede Sekunde Verzögerung bedeutete, dass Josh ihr weiter entglitt. Das Bild des brennenden Gebäudes zerfiel und löste sich auf, als ihre Augen sich mit Tränen füllten. Sie blinzelte und wischte sie mit den Handrücken fort. Das Ergebnis waren rußige Streifen auf ihren Wangen. Der Gestank von brennendem Gummi sowie der stechende Geruch von Öl und angesengtem Metall vermischten sich mit anderen giftigen Dämpfen, zogen über die gaffende Menge hinweg und trieben sie zurück. Niten und Sophie ließen sich mittreiben.
    Josh ist nicht mehr da.
    Sophie versuchte, den Sinn der Worte zu erfassen, doch es war ihr fast nicht

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