Nicholas' Geheimnis (German Edition)
mich kaum in diesem Dickicht mit einem doppelt geschliffenen Messer in Schach gehalten.«
»Man könnte sagen, ein Fischzug war genau das, womit ich beschäftigt war«, sagte er etwas geistesabwesend.
»Die türkische Küste ist von der Insel aus leicht zu erreichen. Alex erzählte mir, dass der Schmuggel ein echtes Problem darstellt.«
»Alex?« Nicks Gesichtsausdruck änderte sich unmerklich. »Wie steht Alex zu diesem Problem?«
Melanie zögerte. Diese Frage passte nicht in ihren Plan. »Er nimmt es resigniert hin, so wie man das Wetter akzeptieren muss.«
»Interessant.« Nick lehnte sich zurück. »Hat sich Alex ausführlich zu den Aktionen der Schmuggelboote geäußert?«
»Selbstverständlich nicht!« antwortete Melanie empört. Was fiel ihm ein, den Spieß umzudrehen und sie einem Verhör zu unterziehen? »Mit Aktionen dieser Art dürfte Alex kaum vertraut sein. Im Gegensatz zu dir«, schloss sie.
»Ich verstehe.«
»Also?«
»Also was?« Nick schaute Melanie mit leicht erheitertem Lächeln an, das aber nicht bis in seine Augen reichte.
»Willst du es leugnen?« Melanie wünschte, er täte es. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie sehr sie wollte, dass er es bestritt.
Nick schaute sie einen Moment nachdenklich an. »Wozu? Du würdest mir nicht glauben, oder? Du hast dir schon eine feste Meinung gebildet.« Er neigte den Kopf zur Seite, und jetzt lächelten auch seine Augen. »Was würdest du tun, wenn ich es zugäbe?«
»Ich würde dich anzeigen, was sonst?« Melanie trank einen kräftigen Schluck aus ihrem Glas.
Nick brach in lautes Gelächter aus. »Oh Melanie, was für ein braves, allerliebstes Kind du bist!« Er beugte sich zu ihr hinüber und ergriff ihre Hand. »Du kennst meine Reputation nicht«, fuhr er fort, ehe sie etwas sagen konnte. »Aber ich versichere dir, die Polizei wird dich für verrückt erklären.«
»Ich könnte beweisen …«
»Was?« Nick warf Melanie einen scharfen Blick zu. Langsam bekam die glatte Fassade Risse. »Du kannst nicht beweisen, was du nicht weißt.«
»Eins weiß ich gewiss: Du bist nicht, was zu sein du vorgibst.« Melanie wollte ihm ihre Hand entziehen, aber Nick hielt sie fest.
Er war zwischen Verärgerung und Bewunderung hin und her gerissen. »Was ich bin oder nicht bin, hat mit dir nichts zu tun.«
»Niemand wünscht sich das mehr als ich.«
Nick betrachtete Melanie über den Rand seines Glases hinweg. »Deine Schlussfolgerung, ich könnte am Schmuggel beteiligt sein, würde dich also veranlassen, die Polizei einzuschalten. Das wäre sehr unklug.«
»Es wäre aber richtig.« Melanie holte tief Luft und sprach die Frage aus, die ihr am schwersten auf der Seele lastete. »Das Messer … Hättest du Ernst gemacht?«
»Bei dir?« Nicks Augen waren so ausdruckslos wie seine Stimme.
»Egal bei wem!«
»Eine hypothetische Frage kann man nicht präzise beantworten.«
»Nicholas, um Gottes willen …«
Nick stellte sein Glas ab und legte die Fingerspitzen aneinander. Seine Stimme klang kalt und gefährlich. »Wäre ich das, wofür du mich hältst, dann ist es entweder unglaublich mutig oder unglaublich dumm von dir, diese Diskussion vom Zaun zu brechen.«
»Ich fühle mich nicht bedroht.« Melanie richtete sich in ihrem Sessel auf. »Alle wissen, wo ich bin.«
»Ich könnte dich mit Leichtigkeit für immer zum Schweigen bringen, wenn ich wollte. Dafür bieten sich genügend Gelegenheiten.« Nick sah Angst in Melanies Augen aufflackern, aber sofort hatte sie sich wieder in der Gewalt, wie er nicht ohne Bewunderung bemerkte.
»Ich werde schon auf mich aufpassen«, versicherte sie.
»Ah ja?« Nicks Stimme schien schon wieder umzuschlagen. »Nun, wie dem auch sei, ich habe nicht die Absicht, Schönheit zu verschwenden, die mir sehr begehrenswert erscheint. Außerdem könnten deine Talente mir zu Nutze kommen.«
Empört warf Melanie den Kopf in den Nacken. »Ich lasse mich nicht zu deinem Werkzeug machen! Rauschgiftschmuggel ist ein schmutziges Geschäft in meinen Augen.« Sie richtete den Blick forschend auf Nicks Gesicht. »Nicholas, ich verlange eine klare Antwort. Darauf habe ich ein Recht. Es stimmt, ich kann nicht zur Polizei gehen, egal, was du getan hast. Selbst wenn ich die Wahrheit erfahre – du hast von mir nichts zu befürchten.«
Bei ihrer letzten Bemerkung blitzte etwas in Nicks Augen auf, verschwand aber gleich wieder. »Die Wahrheit ist, ich habe mit Schmuggel zu tun. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Mich würde alles interessieren, was
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