Nicholas' Geheimnis (German Edition)
du eventuell gesprächsweise darüber hörst.«
Melanie stand auf und ging langsam im Salon hin und her. Nicholas machte es ihr schwer, auf dem schmalen Pfad zwischen Gut und Böse nicht die Richtung zu verlieren. Wo Gefühle im Spiel waren, nahm dieser Pfad unvorhergesehene Wendungen.
Gefühle! Melanie rief sich zur Ordnung. Unsinn – keine Empfindungen. Keine Gefühle für diesen Mann!
»Wer war der andere Mann?« fragte sie unvermittelt. Halte dich an deinen Plan, mahnte sie sich. Zuerst Fragen und Antworten. Überlegen kannst du später. »Du hast ihm Anweisungen erteilt.«
»Ich dachte, das hättest du vor lauter Angst nicht mitbekommen.« Nick griff nach seinem Drink.
»Du hast mit jemandem gesprochen«, bohrte Melanie weiter. »Der Mann führte deine Anweisungen aus, ohne Fragen zu stellen. Wer war das?«
Nick überlegte kurz und entschied sich für die Wahrheit. Sie würde es über kurz oder lang ohnehin herausbekommen. »Stephanos.«
»Dieser kleine alte Mann?« Melanie blieb vor Nick stehen und schaute ihn an. Stephanos entsprach nicht ihrer Vorstellung von einem gerissenen Rauschgiftschmuggler.
»Dieser kleine alte Mann kennt das Meer wie seine Hosentasche.« Nick musste über Melanies ungläubiges Gesicht lächeln. »Außerdem kann ich mich auf seine Loyalität verlassen. Seit meinen Kindertagen ist er bei mir.«
»Wie ungeheuer praktisch für dich!« Melanie trat ans Fenster. Sie bekam also ihre Antworten, nur fielen die nicht so aus, wie sie sich das gewünscht hatte. »Ein Haus auf einer günstig gelegenen Insel, ein treu ergebener Diener, ein Unternehmen, das den Vertrieb ermöglicht. Wer war der Mann, der in dieser Nacht vom Kliff zum Strand herunterkam, der dich nicht sehen sollte?«
Trotz ihrer Furcht hat sie entschieden zu gut aufgepasst, dachte Nick. »Das braucht dich nicht zu interessieren.«
Melanie drehte sich aufgebracht zu ihm herum. »Du hast mich in die Sache hineingezogen, Nicholas. Ich habe ein Recht darauf, volle Aufklärung zu bekommen.«
Nick stand auf. »Ich warne dich, Melanie, treib es nicht auf die Spitze!« stieß er hervor. »Was dabei herauskommt, wird dir nicht gefallen. Ich habe dir gesagt, was du wissen wolltest, das muss dir im Augenblick genügen. Gib dich damit zufrieden.«
Melanie erschrak und trat einen Schritt zurück, aber Nick packte sie zornig bei den Schultern.
»Verdammt, Melanie, was geht in dir vor? Dachtest du, ich wollte dir die Kehle durchschneiden oder dich von einem Kliff stoßen? Wofür hältst du mich eigentlich … für einen Killer?«
Melanie schaute ihn eher zornig als eingeschüchtert an. »Ich weiß nicht, wofür ich dich halten soll, Nick.«
Nick lockerte seinen Griff um Melanies Schultern. Er hätte nicht so fest zupacken dürfen, aber die Sache ging ihm unter die Haut – mehr, als ihm lieb war. »Ich erwarte nicht, dass du mir traust«, erklärte er ruhig. »Aber bei vernünftigem Nachdenken wirst du einsehen, dass du nur zufällig in meine Angelegenheit hineingeraten bist. Ich wünschte, es wäre nie geschehen, Melanie, das kannst du mir glauben.«
Melanie sah Nick in die Augen und glaubte es. »Du bist ein seltsamer Mensch, Nick. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass du dich mit Rauschgiftschmuggel abgibst.«
Nick lächelte und strich mit den Fingern durch Melanies Haar. »Glaubst du einer Eingebung oder deinem Verstand?«
»Nick …«
»Nein. Keine weiteren Fragen, oder ich muss dich … anderweitig beschäftigen. Ich bin sehr empfänglich für Schönheit, weißt du. Schönheit und Verstand, das ist eine Mischung, der man nur schwer widerstehen kann.« Nick hob das Medaillon an Melanies Hals hoch, betrachtete es kurz und ließ es dann wieder an der Kette herunterhängen. »Was hältst du von Dorian und Iona?«
»Lass Dorian und Iona aus dem Spiel!« Melanie wandte sich ab. Wie konnte sie sich zu diesem Mann hingezogen fühlen, der mit ihr spielte wie die Katze mit der Maus? Aber diesmal würde ihm das nicht gelingen. »Ich bin nach Lesbos gekommen, um mich von Belastungen und Problemen zu befreien«, sagte sie abweisend. »Nicht, um mir zusätzliche Probleme aufzuladen.«
»Was für Probleme?«
Melanie drehte sich wieder zu Nick um und blickte ihn wütend an. »Das ist meine Sache. Ich habe schließlich existiert, bevor ich an diesen verdammten Strand gegangen und dir über den Weg gelaufen bin.«
»Ja.« Nick griff nach seinem Glas. »Das habe ich nie bezweifelt. Zu dumm, dass du in jener Nacht nicht in
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