Nicholas' Geheimnis (German Edition)
ihm. Eine physische Reaktion, redete er sich ein. Er brauchte eine Frau, irgendeine. Es ging um Sex, weiter nichts.
»Ah, da bist du wieder.« Stephanos trat ein. Er bemerkte Nicks miserable Laune und akzeptierte sie schweigend. Das war nichts Neues für ihn. »Die Kleine ist schöner, als ich in Erinnerung hatte.« Dass Nick nicht antwortete, focht ihn nicht an. Er ging zum Barschrank und schenkte einen Drink ein. »Was hast du ihr gesagt?«
»Nur das Nötigste. Sie ist intelligent, wachsam und erstaunlich mutig.« Nick starrte stirnrunzelnd in sein Glas. »Sie hat mich kalt lächelnd des Rauschgifthandels bezichtigt.« Als Stephanos auflachte, warf Nick ihm einen scharfen Blick zu. »Was gibt es da zu lachen? Ich finde das gar nicht komisch.«
Stephanos zuckte mit den Schultern. »Die Lady hat scharfe Augen, das muss man ihr lassen! Hast du mit ihr über Alex gesprochen?«
»Nicht ausführlich.«
»Ist sie loyal?«
»Alex gegenüber?« Nick runzelte die Stirn. »Mit Sicherheit! Einem Freund würde sie nie in den Rücken fallen.« Er setzte das Glas ab, das er am liebsten gegen die Wand geschmettert hätte. »Es wird schwierig sein, Informationen über Alex aus ihr herauszubekommen.«
»Du wirst es trotzdem schaffen. Wetten?«
»Verdammt!« knirschte Nick. »Wäre sie mir doch nicht über den Weg gelaufen in dieser Nacht!«
Stephanos leerte sein Glas und lachte leise in sich hinein. »Sie geht dir nicht aus dem Kopf, und das passt dir nicht.« Nicks strafenden Blick beantwortete er mit einem lauten Lachen. Dann seufzte er. »Falls du es vergessen hast, Athen erwartet deinen Anruf, Nick.«
»Athen kann warten. Der Teufel soll sie holen – alle miteinander!« Wütend schenkte er sich das Glas noch einmal voll.
5. K APITEL
Als Melanie in die Villa Theocharis zurückkehrte, war ihre Laune nicht besser als Nicks. Irgendwann auf der Rückfahrt war ihr klar geworden, dass es weder Zorn noch Furcht war, was sie spürte. Innerhalb weniger Tage hatte Nick geschafft, was Jack in all den langen Monaten ihrer Beziehung nicht fertig gebracht hatte: Er hatte ihr wehgetan.
Das hatte nichts mit den langsam verblassenden blauen Flecken auf ihren Armen zu tun. Dieser Schmerz ging tiefer, und der Grund dafür lag in dem Leben, zu dem sich Nick offenbar entschlossen hatte.
Das hat mit dir nichts zu tun, hatte er gesagt. Er hat Recht, redete Melanie sich ein, als sie die Haustür hinter sich ins Schloss warf und die kühle weiße Eingangshalle betrat. Sie hatte nur noch den einen Wunsch, sich ungesehen in ihr Zimmer zu flüchten. Aber daraus wurde nichts.
»Melanie, kommst du zu uns auf die Terrasse?« rief Dorian ihr zu.
Melanie setzte ein Lächeln auf und ging hinaus. Iona war bei Dorian und rekelte sich auf einer Liege. Sie trug einen pinkfarbenen Bikini und darüber ein gleichfarbiges Top aus hauchdünnem Georgette. Sie blickte kurz auf, begrüßte Melanie mit einer lässigen Handbewegung und schaute dann wieder über den Golf hinaus. Eine seltsame Spannung lag in der Luft.
»Alex telefoniert mit Übersee«, erklärte Dorian und zog einen Sessel für Melanie heran. »Und Liz musste zu einem längeren Palaver mit dem Koch in die Küche.«
»Ohne Dolmetscher?« fragte Melanie. Ihr Lächeln war jetzt schon wesentlich echter. Nein, dachte sie, Nick wird mir nicht die Stimmung verderben, bis ich schließlich noch in derselben dumpfen Verfassung bin wie Alex’ Cousine.
»Lächerlich.« Iona gab Dorian zu verstehen, er möge ihr eine Zigarette anzünden. »Liz sollte den Koch einfach hinauswerfen. Amerikaner fassen ihr Personal immer mit Samthandschuhen an.«
»Wirklich?« Melanie ärgerte sich über die Kritik an ihrer Freundin und an ihren Landsleuten ganz allgemein. »Das ist mir neu.«
Iona warf Melanie einen kurzen Blick zu. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass du über Erfahrung mit Dienstboten verfügst.«
Ehe Melanie darauf etwas erwidern konnte, wandte sich Dorian an sie. »Nun, Melanie, wie gefällt dir Nicks Haus?« Seine Augen baten Melanie eindringlich, Ionas schlechtes Benehmen zu ignorieren. Der Arme liebt sie, dachte Melanie.
»Ein märchenhaftes Haus! Es ist wie ein Museum, ohne dabei streng und steif zu wirken. Es muss Jahre gedauert haben, diese Dinge zu sammeln.«
»Nick ist ein guter Geschäftsmann.« Dorian schaute Melanie dankbar an. »Selbstverständlich benutzt er sein Wissen und seine Position dazu, die besten Stücke für sich selbst herauszusuchen.«
»Da war eine kleine alte Spieluhr
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