Nicholas' Geheimnis (German Edition)
dass sie ja sehr wohl in Ohnmacht gefallen war, und zwar in Nicks Armen. Sie lächelte schwach und trat ans Fenster.
Nick sollte wissen, dass sie mit allem fertig wurde und sich vor nichts fürchtete, jetzt, da sie zusammen waren.
Gezeigt hatte sie es ihm auf jede nur erdenkliche Weise, aber gesagt hatte sie es ihm noch nicht.
Konnte sie es ihm denn sagen? Melanie ließ sich in einen anderen Sessel sinken. Wenn ein Mann zehn Jahre seines Lebens nur seinen eigenen Regeln gefolgt war, Gefahren getrotzt und Abenteuer gesucht hatte, wollte er sich dann überhaupt an eine Frau binden und die Verantwortung übernehmen, die Liebe erforderte?
Dass sie Nick nicht gleichgültig war, wusste Melanie. Vielleicht empfand er mehr für sie, als ihm recht war: Und dass er sie mehr als je ein Mann zuvor begehrte, daran bestand auch kein Zweifel. Aber wirklich lieben würde ein Mann wie Nick nicht so leicht.
Nein, Melanie wollte ihn mit ihren eigenen Empfindungen jetzt nicht belasten. Für ihn wäre es schon eine Belastung, wenn sie ihm ihre Liebe ganz selbstlos schenkte. Im Augenblick hatte er andere Sorgen. Melanie wollte ihm ihre Liebe nur weiterhin zeigen und ihm vertrauen.
Allerdings schien ihn selbst das schon aus dem Gleichgewicht zu bringen. Anscheinend konnte er nicht glauben, dass ihm jemand trotz seiner Vergangenheit vertraute. Wäre ihm vielleicht wohler gewesen, wenn Melanie sich von ihm abgewandt hätte, nachdem er ihr alles über sich erzählt hatte? Vermutlich hätte er ihre Ablehnung besser begriffen als ihr Verständnis.
Nun, er wird sich daran gewöhnen müssen, dachte Melanie. Ich werde ihm einen möglichen Rückzug jedenfalls nicht leicht machen. Sie stand wieder auf und trat erneut zum Fenster. Von hier oben aus hatte sie einen ganz anderen Ausblick als von ihrem Schlafzimmerfenster. Irgendwie wirkte alles von hier aus gefährlicher. Die Felsen erschienen schroffer, das Meer düsterer. Aber das passte gut zu dem Mann, an den sie ihr Herz verloren hatte.
Dieses Zimmer hatte keinen Balkon, und da Melanie sich plötzlich nach Luft und Sonne sehnte, durchquerte sie das angrenzende Schlafzimmer und öffnete dort die Glastüren. Sofort hörte sie die Brandung rauschen. Sie lachte glücklich und lehnte sich über das Balkongitter.
Oh, sie könnte sehr gut mit der Herausforderung eines solchen Anblicks leben. Er würde sie nie langweilen. Sie könnte beobachten, wie die Farben des Meeres mit denen des Himmels wechselten, könnte den Möwen nachschauen, und sie könnte auf die Villa Theocharis hinunterblicken und ihre vornehme Eleganz bewundern. Melanie selbst aber würde die rauen grauen Mauern und die atemberaubende Höhe vorziehen.
Sie warf den Kopf zurück und wünschte sich ein Unwetter. Donner, Blitz und Sturm. Gab es einen Ort auf der Welt, wo man sich solcher Urgewalten besser erfreuen konnte als hier? Sie lachte wieder und schaute den Himmel herausfordernd an.
»Mein Gott, wie schön du bist.«
Melanies Augen leuchteten, als sie sich umdrehte. Nick lehnte in der offenen Balkontür und betrachtete sie. Sein Gesichtsausdruck war unbewegt, aber Melanie spürte die unter seiner ruhigen Oberfläche brodelnde Leidenschaft.
Sie lehnte sich an das Balkongitter zurück. Der Wind spielte mit ihrem Haar. In ihren Augen spiegelte sich die Farbe des Himmels. Melanie fühlte plötzlich die Macht, die sie besaß. »Du begehrst mich. Das sehe ich. Komm her und zeige es mir.«
Es schmerzt, dachte Nick. Ehe ihm Melanie begegnet war, hatte er nie gewusst, dass Verlangen schmerzen konnte. Vielleicht tat es nur weh, wenn man wirklich liebte. In der vergangenen Nacht war jeder Höhepunkt ein wilder Sturm für ihn gewesen. Diesmal, schwor er sich, zeige ich ihr eine andere Art von Liebe.
Langsam trat Nick auf Melanie zu. Er nahm ihre Hände und presste den Mund in die Innenflächen. Als er zu ihr aufschaute, sah er, dass ihre Lippen vor Überraschung halb geöffnet waren. Eine neue Empfindung regte sich in ihm – Liebe, Schuldgefühle und das Bedürfnis, sie zu schützen.
»Habe ich dir bisher so wenig Zärtlichkeit gezeigt, Melanie?« fragte er leise.
»Nick …« Melanie konnte nur seinen Namen flüstern. Ihr Blut pulsierte heiß, und ihr Herz zerschmolz.
»Habe ich keine liebevollen Worte für dich gefunden?« Er nahm ihre Hände und küsste jeden einzelnen Finger. Melanie bewegte sich nicht. Sie schaute Nick nur an. »Und trotzdem kommst du zu mir. Ich stehe in deiner Schuld. Welchen Preis verlangst du?«
»Nein,
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