Nicholas' Geheimnis (German Edition)
Lappen geht.« Nick tippte auf die über seinen Schreibtisch verstreuten Papiere. »Da ich jetzt alle benötigten Informationen besitze, wollen wir Athen nicht länger warten lassen. Heute Nacht schlagen wir zu.«
»Du bist gestern Nacht erst sehr spät nach Hause gekommen«, bemerkte Stephanos, zog eine alte Tabakspfeife hervor und stopfte sie umständlich.
»Kontrollierst du mich, Stephanos? Ich bin keine zwölf, falls du es nicht bemerkt haben solltest.«
»Du bist heute Morgen strahlender Laune.« Stephanos drückte den Tabak in seiner Pfeife fest. »Das war schon lange nicht mehr der Fall.«
»Du wirst entschieden zu naseweis auf deine alten Tage, Stephanos.« Nick riss ein Streichholz an und hielt es über Stephanos’ Pfeife.
»Ich bin noch nicht alt genug, um nicht an dem zufriedenen Gesichtsausdruck eines Mannes zu erkennen, dass er eine höchst angenehme Nacht verbracht hat.« Stephanos sog an seiner Pfeife. »Sie ist schön. Und sehr sexy.«
Nick zündete sich eine Zigarette an und lächelte. »Das erwähntest du bereits. Ich habe es auch bemerkt. Aber sag mal, Stephanos, seit wann sehen Männer deines Alters sich nach hübschen Mädchen um?«
Stephanos lachte. »Vor schönen Frauen sind nur die Toten sicher, und tot bin ich noch lange nicht.«
Nick lächelte ihn an. »Finger weg, alter Freund! Sie gehört mir.«
»Sie liebt dich.«
Nicks Hand mit der Zigarette erstarrte auf halbem Weg zu seinen Lippen. Sein Lächeln verschwand. Er warf Stephanos einen unheilvollen Blick zu, den der alte Mann mit einem breiten Grinsen quittierte. »Wie kommst du darauf?«
»Weil es stimmt. Ich habe es gesehen.« Er zog genüsslich an seiner Pfeife. »Es gibt aber Leute, die sehen nicht, was vor ihrer Nase steht. Wie lange ist sie übrigens noch allein?«
Nick rief sich innerlich zur Ordnung. Er betrachtete die Papiere auf seinem Tisch. »Weiß ich nicht genau. Noch einen oder zwei Tage oder so, je nach Ionas Zustand. Sie liebt mich …«, murmelte er und schaute Stephanos wieder an.
Dass Melanie sich von ihm angezogen fühlte, dass sie ihn mochte, vielleicht zu sehr mochte, das war ihm klar. Aber Liebe … diese Möglichkeit hatte er bisher nicht in Betracht ziehen wollen.
»Heute Nacht ist sie allein«, fuhr Stephanos unbeirrt fort und freute sich über Nicks ratlosen Gesichtsausdruck. »Es wäre nicht gut für sie, wenn sie wieder auf die Idee käme, herumzuspazieren.« Er rauchte einen Augenblick schweigend weiter. »Falls etwas schief geht, wäre es dir sicher lieber, wenn du sie hinter verriegelten Türen wüsstest.«
»Ich habe schon mit ihr gesprochen. Sie ist einsichtig genug und gibt auf sich Acht.« Nick schüttelte den Kopf, als würde das seine Gedanken in die Reihe bringen. Gerade heute brauchte er einen klaren Kopf. »Es ist Zeit, Kommissar Tripolos einzuweihen. Ruf in Mytilini an.«
Melanie genoss ein spätes Frühstück auf der Terrasse und spielte mit der Idee, an den Strand hinunterzugehen. Vielleicht kommt er auch, dachte sie. Ich könnte ihn ja anrufen und fragen. Sie entschied sich dagegen, weil sie sich an das erinnerte, was er ihr gesagt hatte. Wenn die heutige Nacht für ihn wirklich so wichtig war, dann musste sie ihn in Ruhe lassen. Wüsste ich nur mehr, dachte sie. Was mag er nur vorhaben? Falls ihm nun etwas zustößt … Melanie wünschte, es wäre schon morgen.
»Ma’am?« Zena hatte Melanie nur ganz leise angeredet. Dennoch fuhr Melanie zusammen. »Captain Tripolos möchte Sie sprechen.«
»Was?« Furcht stieg in Melanie auf. Wenn Nick schon mit Tripolos gesprochen hätte, würde er jetzt sicher nicht zu ihr kommen. Vielleicht war Nick noch nicht soweit. Was konnte Tripolos von ihr wollen?
»Sagen Sie ihm, ich sei nicht im Haus«, entschied sie schnell. »Erzählen Sie ihm, ich sei am Strand oder im Dorf.«
»Ja, Ma’am.« Das Mädchen nahm den Befehl ohne jede Frage entgegen und sah Melanie nach, die von der Terrasse schlich.
Zum zweiten Mal stieg Melanie den steilen Klippenpfad hoch. Diesmal hatte sie ein Ziel. Bei der ersten Biegung sah sie Tripolos’ Wagen unten vor dem Eingang zur Villa parken. Sie beschleunigte den Schritt und rannte, bis sie sicher war, außer Sicht zu sein.
Melanie blieb aber nicht unbeobachtet. Noch ehe sie auf der obersten Treppenstufe war, kam Nick ihr entgegen.
»Hallo! Du musst ja in blendender Verfassung sein, wenn du in solchem Tempo den Berg hinaufrennst.«
»Sehr komisch!« keuchte Melanie und lief in Nicks Arme.
»Hast du es nicht
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