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Nicht alles Kraut ist grün

Nicht alles Kraut ist grün

Titel: Nicht alles Kraut ist grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Verteidigungstaktik erkennen zu lassen. Ich möchte die Sache schnell hinter mich bringen, so daß mein Klient zur Aburteilung an das nächsthöhere Gericht überstellt wird. Dort können wir dann alle Minen springen lassen.
    Sie möchte ich allerdings als Zeugen bei der Vorverhandlung haben, um Ihre Aussage festhalten zu lassen, ehe Sie es sich womöglich noch anders überlegen.«
    Er grinste, öffnete eine Schublade und fischte mit geschicktem Griff ein Formular heraus, das er mir überreichte. »Die Vorverhandlung beginnt morgen früh um zehn«, sagte er. »Hier ist Ihre Vorladung.«
    »Was ist mit Colburn Hale? Brauchen Sie den auch?«
    »Morgen nicht«, sagte Newberry. »Colburn Hale brauche ich erst zur Hauptverhandlung. Haben Sie heute schon unser Lokalblatt gelesen?«
    »Nein. Warum?«
    Er nahm die Zeitung vom Tisch und reichte sie mir. Auf der ersten Seite prangten flammende Überschriften: >Millionär hinter Gittern: Mord!< Und darunter, etwas kleiner: >Anwalt Newberry rät seinem Klienten zu schweigen.<
    Ich las den dazugehörigen Artikel. Die wenigen vorliegenden Fakten waren weidlich ausgewalzt. Ein Kriminalbeamter aus Los Angeles, der einem großen Rauschgiftring auf der Spur war, hatte sich nach Calexico begeben und mit Hilfe der hiesigen Polizei war festgestellt worden, daß der Stoff in den Schwimmern eines kleinen Hausbootes verborgen über die Grenze gelangt war. In dem Hausboot hatte man die Leiche von Edward Sutton, vermutlich Rauschgiftschmuggler, gefunden. Er war mit einem Revolver vom Kaliber .38 erschossen worden. Später fand die Polizei dann den Revolver in einem Luzernenfeld, in einiger Entfernung vom Tatort. Der Mörder hat sich dort offenbar der Waffe entledigen wollen.
    Newberry beobachtete mich gespannt bei meiner fesselnden Lektüre und blinzelte dabei heftig.
    Unvermittelt fragte er: »Colburn Hale bleibt dabei, daß er in der Mordnacht die Waffe hatte und daß sie ihm weggenommen wurde?«
    »Ganz recht.«
    »Und es war ein weiterer Mann namens Puggy beteiligt, der offenbar zu dem Rauschgiftring gehört?«
    »Ja.«
    »Und an der Grenze haben Sie zwei Männer in dem Kombiwagen sitzen sehen?«
    »Genau.«
    »Vielleicht«, meinte Newberry erfreut, »lohnt es sich doch, schon in der Vorverhandlung eine Schau abzuziehen. Dazu brauche ich diesen Hale. Können Sie ihn morgen nicht mitbringen?«
    »Wenn Sie mir eine Vorladung für ihn mitgeben, will ich sehen, was sich tun läßt.«
    »In Mexiko ist aber die Vorladung nicht rechtskräftig«, wandte Newberry ein.
    Ich grinste. »Glauben Sie, daß Hale das weiß?«
    Newberry grinste zurück. »Es müßte ihm wahrscheinlich erst jemand sagen.«
    »Also her mit der Vorladung«, sagte ich. »Ich will versuchen, ihn hinzulotsen. Sehr schön sieht er nicht aus. Er hat ein wundervolles blaues Auge, und —«
    »Großartig«, sagte Newberry. »Wir werden ihn doch gut gebrauchen können. Sein Foto wird sich in der Zeitung sicher gut machen: ein geheimnisvoller Zeuge, der meinen Klienten von jedem Verdacht befreien wird... Für die Zeitungsfritzen ist das ein gefundenes Fressen.«
    »Ich bringe Ihnen Hale — aber unter einer Bedingung.«
    »Nämlich?«
    »Ich muß Calhoun sprechen. Und zwar sofort.«
    Er schüttelte den Kopf. »Dazu ist es jetzt zu spät. Besuchszeit ist von —«
    Ich deutete aufs Telefon. »So was läßt sich doch deichseln?«
    »Es kann schwierig sein.«
    »Sie werden von Calhoun dafür bezahlt, Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen.«
    Er griff nach dem Hörer, verlangte das Büro des Sheriffs, und sprach eine Weile mit leiser Stimme. Dann wandte er sich zu mir um und nickte.
    »Alles in Butter«, sagte er. »Aber Sie müssen gleich los.«
    »Bin schon unterwegs«, sagte ich.
    Er sah mir nachdenklich nach, während ich zur Tür ging.
     

13
     
    Milton Calhoun hatte die beste Zelle im Untersuchungsgefängnis. Ob er das einem diskreten Hunderter oder Newberrys guten Beziehungen zu verdanken hatte, blieb unklar. Auf jeden Fall war das Logis für eine Unterbringung auf Staatskosten durchaus erträglich.
    Er freute sich offensichtlich über meinen Besuch.
    »Wie gefällt Ihnen der Anwalt, den ich Ihnen besorgt habe?« fragte ich.
    »Der Mann scheint in Ordnung zu sein.«
    »Er hat kurzfristig eine Vorverhandlung ansetzen lassen«, sagte ich. »Für morgen früh um zehn.«
    Calhoun nickte. »Aber bei der Vorverhandlung wird nichts entschieden, sagte Newberry. Die ist nur pro forma.«
    »Mit wem haben Sie gesprochen, seit Sie hier

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