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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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auf besagten Plan glotzen, blickt Simon auf. Er blinzelt einmal kurz, auf die mir mittlerweile so vertraute Simon-Art, und ich bleibe auf dem Weg zur Kaffeemaschine stehen. Weil er so eindringlich guckt. Als wollte er mir mit diesem Blick etwas sagen. Etwas Bedeutendes. Fragend hebe ich die Schultern, und er deutet mit dem Kinn auf die Tür.
    Aha, der Herr hat die Schockstarre der letzten Woche offenbar abgeschüttelt und wünscht den Rückzug für ein privates Gespräch. Eilig nicke ich und drehe mich auf dem Absatz um. Simon ist schon hinter mir und schließt nachdrücklich die Küchentür, damit kein Dachstuhlsanierer uns belauschen kann. Dann steht er direkt vor mir.
    »Paula. Ich …«, fängt er an, nur um sofort wieder zu verstummen. Die Hände in die Hüften gestützt, blickt er dabei flehentlich an die Decke. Ich verdrehe die Augen. Irgendwie kommt der Mann nicht über diese beiden Worte hinaus.
    »Simon. Du hast definitiv eine Blockade«, erkläre ich ihm, und aus einem unerfindlichen Grund legt sich meine rechte Hand auf seinen Bauch. War nicht geplant, fühlt sich aber gut an.
    Das mit der Blockade habe ich von Jutta, die ich gestern Abend noch telefonisch mit der Nicht-aufgeben-Theorie beschäftigt habe. Sie vermutet eine schwerwiegende seelische Traumatisierung des schönen blonden Mannes. Aber auf die Frage, was ich nun tun soll, hat sie nur kryptisch geantwortet: »Normal ist ungesund«, was mich so klug wie vorher ins Bett gehen ließ.
    Simon guckt zwar immer noch Löcher in die Luft, legt aber seine linke Hand auf meine rechte. Was sich noch besser anfühlt. Seine Handfläche ist hart, fest und warm – es geht doch nichts über eine echte Tischlerpranke.
    »Ich bekomme Herzrasen, wenn du vor mir stehst«, erwidert er leise und sieht mich jetzt direkt an. Vielversprechender Anfang, wie ich finde. Dann spricht er weiter. »Aber ich kann nicht für jemanden sorgen. Ich kann ja noch nicht einmal für mich sorgen. Es gibt zu viel, was ich nicht kann.« Seine Stimme bricht. Ganz schlechte Fortsetzung.
    Simon holt tief Luft. »Es gab in der Vergangenheit schon zu viele Menschen, die mich reparieren wollten.« Das Wort »reparieren« betont er mit einem leisen Zischen. »Das halte ich nicht mehr aus.«
    Ich glaube, jetzt nähern wir uns dem Kern der Sache. Simon ist weiß wie die Wand hinter ihm. Dennoch liegt seine Hand weiterhin auf meiner. Sie zittert leicht.
    Jetzt kommt es drauf an, Paula! Sag was sehr Kluges!
    »Ich will dich nicht reparieren. Wüsste gar nicht wo. Eigentlich will ich nur mit dir ins Bett.«
    Okay, sehr guter Anfang, leider gegen Ende völlig das Thema verfehlt. Könnte zumindest in dieser Form ein klein wenig missverständlich rüberkommen. Ich will ja nicht nur Sex. Auch. Aber nicht nur. Etwas zukunftsorientierter bin ich in meinem Zustand dann doch unterwegs.
    »Also, nicht nur«, erkläre ich deswegen schnell. »Aber es wäre nett. Ich bin ziemlich verliebt in dich. Und das ist unabhängig von dem mir nicht bekannten Defizit. Vielleicht erzählst du mir mal davon? Damit ich sagen kann, ob du dringend eine Reparatur benötigst oder meinen Ansprüchen auch so genügst.«
    Simon sieht mich an wie eine Kuh, wenn’s donnert. Ich bin selbst ziemlich baff. Scheiß auf den Kodex, der besagt, dass man Männern gegenüber seine Gefühle besser unerwähnt lassen sollte. Ganz offensichtlich fehlen Simon erst mal die Worte. Das nutze ich aus, schwinge mich auf meine Zehenspitzen, drücke meinen Bauch gegen seinen und gebe mich einem sehr intensiven Zungenkuss hin.
    Keine Ahnung, was in seinem Kopf passiert, aber Simons Körper küsst definitiv freiwillig mit. Seine Hände wandern in meine Haare, er umfasst meinen Hinterkopf und zieht mich fest an sich. Mir schießt noch durch den Kopf, dass ich mir bei weiterer Knutscherei im Stehen entweder einen Fußschemel besorgen oder wieder in die Tussi-Schuhe schlüpfen muss, als plötzlich Getuschel von der Treppe zu vernehmen ist. Sehr aufgeregtes Getuschel.
    »Zurück!«, höre ich Harry zischen.
    »Umdrehen! Hier können wir nicht lang!«, flüstert Elena.
    »Ohgottohgott«, glaube ich Edgar brummen zu hören. Spontan beenden wir die Knutscherei, und Simon tritt einen kleinen Schritt zurück. Allerdings hält er jetzt wieder meine Hand.
    »Nichts passiert«, knurre ich, ohne den Blick von Simon abzuwenden. »Ihr könnt euren Weg fortsetzen.«
    Eilige Fußtritte zeugen davon, dass ein Teil der Öko-Gang hinter uns durch die Diele huscht. Nur Edgar

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