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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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paar Sekunden reichen aus, um mein Herz zu einem Doppelsalto rückwärts zu animieren. Es ist erschreckend, wie unfassbar verliebt ich in den großen blonden Mann bin. So verliebt war ich mein ganzes Leben noch nicht. Die Tatsache, dass er ein Bein aus Stahl und Karbon hat, tangiert meine Gefühle nicht – schon gestern war ich mir dessen sicher, und nachdem ich die halbe Nacht schlaflos in meinem Bett gelegen und mir Gedanken gemacht habe, hege ich nicht mal mehr den klitzekleinsten Zweifel daran.
    Natürlich weiß ich viel zu wenig zu diesem Thema. Und natürlich frage ich mich, wie das Bein wohl aussieht, schließlich hatte ich noch nie einen Freund mit amputiertem Bein. Vor allem aber will ich wissen, wie und wann es überhaupt dazu kam, ob er noch Schmerzen hat, was er fühlt. Würde Simon offen mit der Sache umgehen, wäre es sicher nicht schwer, sich auf die Prothese als normalen Bestandteil seines und auch meines Lebens einzulassen. So aber, mit Simons eigenen Zweifeln und seinem Schmerz, ist es eine Herausforderung, sich der Sache zu stellen.
    Aber was wäre ein Leben ohne Herausforderungen? Denn allein die Vorstellung, dass es vorbei sein könnte, löst einen Schmerz in meiner Brust aus, der mir durch den Magen und bis in die Zehenspitzen zieht.
    Als Elena gegen Mittag den großen Gong im Flur schlägt, bin ich ein Nervenbündel. Es ist schließlich davon auszugehen, dass ich Simon jetzt wiedersehen werde. Aber sein Platz am Tisch bleibt leer.
    Dafür plappert die Öko-Gang so intensiv auf mich ein, dass ich nach knapp zwanzig Minuten und einem Teller Tofu mit Wintergemüse das Weite suche und mich wieder hinter meinen Schreibtisch flüchte. Dort harre ich unproduktiv aus und starre abwechselnd die Arbeitsoberfläche meines Mail- und des Buchhaltungsprogramms an. So lange, bis Harry an meine Tür klopft.
    »Hallo, Paula«, raunt er leise und macht einen vorsichtigen Schritt in mein Büro. »Störe ich dich?«
    Ich schüttle den Kopf. Wobei sollte er mich stören? Bei meinen verzweifelten Gedanken oder dem Anstarren meines Computers?
    »Du, sag mal. Ob du …« Er bricht ab und kratzt sich am Kopf. »Also, ob du ganz vielleicht mal zu Simon gehen könntest?«
    Ich lege den Kopf schief. Was wird das jetzt? »Also, es ist wegen der Versicherung. Und es pressiert jetzt doch ein klein wenig. Es ist nämlich so, dass diese Fuzzis noch heute unseren Bericht haben wollen. Elena sitzt über den Formularen und sagt nur noch Sachen wie ›sesselfurzende Korinthenkacker‹ und ›Ich werde wahnsinnig!‹. Alina ist in der Backstube, die muss ausgerechnet heute noch eine große Lieferung rausschicken, und Edgar versucht Elena zu beruhigen. Wegen der vielen Formulare, verstehst du?« Ich nicke mechanisch.
    »Und da dachte ich, dass du ja mal den Simon fragen könntest, ob er nicht doch jetzt mal gucken kann.«
    Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Warum fragst du ihn nicht selber?«
    Harry kratzt sich wieder am Kopf und wird rot. »Ja, das ist eine gute Frage.«
    Eine Weile schweigen wir, dann atmet Harry lautstark aus und murmelt: »Ach, Paula. Ich dachte, es wäre hilfreich, wenn du einen Grund hättest, zu ihm zu gehen. Aber es war wohl ein blöder Gedanke.«
    Ich atme tief durch und kneife kurz die Augen zusammen. Das war überhaupt kein blöder Gedanke, wie ich finde. Eigentlich war das ein wirklich lieber Gedanke.
    »Okay, ich geh rüber und sag ihm Bescheid«, antworte ich leichthin. Das Grinsen, das daraufhin auf Harrys Gesicht erscheint, kann man nur mit den Worten »freudigster Stolz« beschreiben.
    Bevor ich es mir anders überlege, laufe ich aus meinem Büro, die Treppe hinab, quer über den Hof und klopfe energisch gegen die Tür der Tischlerei. Diesmal warte ich sogar auf das »Herein«. Dann stürme ich ohne groß nachzudenken in die Werkstatt, stemme meine Hände in die Hüften und sage: »Deine Mitbewohner verlangen nach dir. Es gilt einen wasserdichten, rechtlich astreinen Bericht bezüglich unseres Schneedramas zu verfassen. Das trauen sie nur dir zu.«
    Simon steht stocksteif hinter seiner Werkbank und starrt mich an. Was vielleicht auch ein wenig daran liegt, dass ich wie eine Walküre im Kampfmodus wirken muss. Bevor ich doch noch anfange nachzudenken, spreche ich schnell weiter: »Und was ich noch fragen wollte: Warum sollte ich dich reparieren wollen? Du bist doch schon repariert. Besser hätte ich das auch nicht hinbekommen. Cooles Bein übrigens.« Schweigen hüllt uns ein, und nachdem er

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