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Nicht die Bohne!

Nicht die Bohne!

Titel: Nicht die Bohne! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Steffan
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zu uns.«
    »Aber er ist doch in seine Wohnung gegangen. Wo ist er denn dann?«, fragt Harry, während sein Blick zwischen Elena und mir hin und her wandert.
    Stumm zucke ich mit den Schultern. »Ich fahre nach Hause«, murmle ich und wende mich zum Gehen. Elena springt so energisch auf, dass sie dabei fast eine Karaffe mit Wasser vom Tisch fegt.
    »Ich begleite dich zum Auto«, sagt sie. Als nun auch Edgar Anstalten macht, sich zu erheben, zischt sie: » ICH begleite sie. Du guckst weiter in die Papiere.«
    Ergeben sinkt Edgar wieder auf seinen Stuhl.
    »Was ist denn los?«, wispert Harry, offensichtlich immer verstörter von der Gesamtsituation.
    »Pssst«, raunt Edgar, und die beiden wenden ihre Blicke wieder den Versicherungsunterlagen zu.
    Elena folgt mir durch den Flur. Auf dem Hof legt sie mir sanft einen Arm um die Schultern. »Was ist passiert?«, fragt sie leise, während sie mich fest an sich drückt.
    »Du hast das also gewusst?«, frage ich zurück.
    Zögerlich nickt sie. »Ja. Nur konnte ich es dir nicht sagen. Es ist … privat, verstehst du?« Ich nicke.
    »Ist sein körperliches Handicap ein Problem für dich?«, fragt Elena vorsichtig.
    »Dass er eine Beinprothese trägt? Nein, das ist kein Problem, da bin ich mir sicher«, erwidere ich fest. »Ich kenne mich zwar überhaupt nicht aus mit so etwas, aber es ändert nicht das Geringste an meinen Gefühlen. Ein Problem ist allerdings die Tatsache, dass er mich gerade angebrüllt und rausgeschmissen hat.«
    »Oh«, sagt Elena sehr spitz.
    »Ja, oh!«, bekräftige ich. »Er war im Bad, als ich kam. Und sein Bein lag auf dem Bett. Okay, ich hätte seine Wohnung nicht einfach so betreten dürfen, aber ich habe geklopft, und ich konnte ja nicht ahnen … Und dann hat er mich rausgeschmissen. Und gesagt, dass er überhaupt nichts von mir will. Dass ich ihn einfach in Ruhe lassen soll.« Meine Stimme zittert jetzt bedenklich. Und in meinem Hals hockt ein Frosch, der verzweifelt versucht, aus meinem Mund zu entkommen. »Verdammt noch mal! Ich dachte wirklich, dass das was ist zwischen uns beiden … Wieso vertraut er mir nicht?«
    »Paula, ganz langsam.« Sanft drückt Elena meine Schultern. »Simon ist noch lange nicht so weit, mit seinem Handicap normal umzugehen. Und du hast ihn ja förmlich in flagranti erwischt. Ich bin mir sicher, dass er’s nicht so gemeint hat. Er war vermutlich völlig überfordert mit der Situation. Stell dir das doch mal vor. Er ist so dolle in dich verliebt. Und wenn man verliebt ist, möchte man sich von seiner besten Seite zeigen. So eine körperliche Einschränkung ist ja nicht gerade ein Pappenstiel. Vermutlich macht er sich seit Wochen Gedanken, über sein Bein und dich und wie er dir das erklären soll.«
    »Aber er kennt mich doch und müsste doch wissen, dass ich damit irgendwie umgehen werde!«, entrüste ich mich.
    »Nein, Paula. Das kannst du nicht voraussetzen. Jede Form von Verlust lässt uns zweifeln. Am Leben und auch an uns. Einfach so darauf zu setzen, dass der Mensch, den man liebt, mit diesem Handicap schon umgehen kann, erfordert Mut und Vertrauen. Und in erster Linie geht es dabei um ihn, denn Mut und Vertrauen hat Simon beides nicht mehr. Er findet es gerade erst wieder. Durch dich. Gib ihm ein wenig Zeit. Aber gib ihn nicht auf.«
    »Okay«, antworte ich schwach. »Auch wenn ich nicht weiß, wie das Ganze weitergehen soll. Wie kann ich ihm denn helfen? Ich weiß ja noch nicht einmal, was passiert ist.«
    »Ich bin mir sicher, dass eure gemeinsame Geschichte noch nicht vorbei ist. Wenn er so weit ist, wird er dir alles erzählen.« Elena lächelt mich an. Ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange und fahre nach Hause. Sehr langsam und sehr nachdenklich.
    Den ganzen nächsten Morgen im Büro habe ich einen Puls wie ein Spitzensportler nach dem Sprint. Ich habe nämlich überhaupt keine Ahnung, wie ich mich Simon gegenüber verhalten soll, wenn ich ihn treffe. Deswegen verstecke ich mich die ersten drei Stunden meines Arbeitstages im Büro. Die Chance, Simon zufällig über den Weg zu laufen, ist hier drin doch eher gering.
    Nichtsdestotrotz pirsche ich zwischendurch mehrmals heimlich ans Fenster, um die Tischlerei zu bespannen. Beim vierten Mal ist mein Stalking erfolgreich, und ich erhasche einen Blick auf Simon, als er ein Fenster öffnet und ein paar Sekunden auf den Hof blickt. Vermutlich hat er wieder mit irgendwelchen Holzschutzmitteln hantiert und sorgt jetzt für eine ordentliche Frischluftzufuhr.
    Die

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