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Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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das war auch wieder nicht ganz richtig. Denn ich war ja auf dem Weg zu etwas wirklich Besonderem.
    Ich war zwar beruflich unterwegs. Aber nicht auf dem Weg zu einer Kundin oder einem Kunden, um dort das Frühstücksgeschirr abzuspülen, die nassen Handtücher, die nach der Morgendusche zusammengeknüllt auf dem Badewannenrand hingen, aufzuhängen oder den Parkettboden zu wienern. Ich machte an diesem Morgen Geschäfte. Aber nicht mit meinen Händen, wie sonst.
    An diesem Tag tätigte ich nur eine Unterschrift und konnte danach meinen Heimweg antreten.
     
    Daraus bestand mein gesamter Arbeitstag, aus zwei Worten: Justyna Polanska.
     
    Außerdem würde ich in wenigen Minuten einem richtigen Star, einer meiner Lieblingsschauspielerinnen, leibhaftig begegnen. »Verrückte Welt«, dachte ich immer und legte einen Zwischenstopp bei Starbucks ein, um mich mit einem Kaffee aufzuwärmen. Denn es war doch ziemlich kalt. Aber ich wollte unbedingt laufen. Ich hatte die Hälfte des Weges bereits hinter mir.
     
    Endlich kam ich an der Adresse der Agentur an. Es war ein hochherrschaftliches Mehrfamilienhaus im Jugendstil. Fein renoviert mit einer strahlend weißen Fassade, reichlich verziert und mit ausladenden grünen Fensterläden.
     
    »Das gibt es doch nicht, diese Altbauten verfolgen mich …«, dachte ich amüsiert.
     
    Aber das Gebäude passte hervorragend in das vornehme Viertel, in das ich von der Münchner Innenstadt aus hingewandert war.
     
    Bevor ich auf dem goldenen Klingelschild nach dem Namen der Agentur suchen konnte, musste ich erst einmal einen Mülleimer finden, um meinen leeren Kaffeebecher zu entsorgen. In diesem Moment fiel mir auf, dass ich dringend auf die Toilette musste. Was tun? Noch schnell ein Café suchen und dort gehen, oder gleich in der Agentur mit der Tür ins Haus fallen, indem ich zuallererst nach dem stillen Örtchen frage? Da es genau eine Minute vor dem vereinbarten Zeitpunkt war, verwarf ich die Option mit dem Café und verschaffte mir Einlass. Eine der vielen Dinge, die sich mir an diesem Tag ins Gedächtnis brannten, war das auf Hochglanz polierte, hölzerne Treppenhaus. Es war ein dunkles Holz, ich tippte auf Mahagoni oder Wenge. Ich machte mir während des Aufstiegs in den dritten Stock ernsthaft Gedanken darüber, wie man solch ein edles Material hier in München wohl behandelte. Ob die Putzleute die gleichen Tricks anwenden wie ich?
    Entweder es handelte sich um eine Berufskrankheit, wegen der ich mir derartige Fragen stellte, oder ich wollte mich nur wieder ablenken von meiner ansteigenden Nervosität. Auf jeden Fall wirkte es.
     
    Als ich oben ankam, klingelte ich an der Eingangstür. Wenig später öffnete mir eine sehr elegante Frau in meinem Alter. Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln.
     
    »Guten Morgen, Sie müssen Frau Polanska sein. Es freut mich sehr. Bitte, kommen Sie doch herein.«
     
    Während ich ihr die Hand gab und sie sich mir vorstellte, sah sie mich besorgt an.
     
    »Um Gottes willen, Sie sind ja halb erfroren. Jetzt wärmen Sie sich erst einmal auf.«
     
    Sie führte mich durch das Büro, das aus fünf oder sechs Zimmern bestand. Alles war in feinstem Stil eingerichtet, und auch hier war die edle Einrichtung eingebettet in eine blitzblanke Umgebung. Ich war sehr beeindruckt. Sie führte mich in einen Raum, dessen Zentrum ein langer Konferenztisch aus weißem Lack bildete.
     
    »Frau Polanska, möchten Sie etwas Warmes zu trinken haben? Einen Tee vielleicht? Oder einen Latte macchiato?«
     
    »Einen Tee hätte ich sehr gerne. Aber ich müsste davor mal dringend für kleine Autorinnen.«
     
    Sie grinste mich an:
     
    »Kein Problem, die Toilette ist einmal um die Ecke«, sie deutete aus dem Zimmer hinaus auf den Flur und dann links, »der Tee kommt sofort. Die anderen sind noch nicht da, aber sie müssten jeden Moment kommen.«
     
    Damit waren »sie« und ihre Assistentin gemeint.
     
    Ich wollte ganz schnell machen, damit ich wieder im Raum sein und am Konferenztisch sitzen würde, bevor die beiden Damen erschienen. Deswegen zog ich geschwind meinen Mantel aus, warf ihn über die Stuhllehne und hastete auf den Gang hinaus. Es schien dort niemand zu sein, alle anderen Türen waren geschlossen. Ich begann meinen Sprint aufs Damenklo.
    Als ich im dunklen Gang um die Ecke bog, rannte ich eine Gestalt fast über den Haufen. Zumindest prallten wir so gut wie aufeinander. Ich sammelte mich und stammelte eine schnelle Entschuldigung. Da erst erkannte ich,

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