Nicht ganz sauber
würdest du tun? Ich weiß nicht … Geht es mir ums Geld oder darum, das Buch in guten Händen zu wissen?«
»Ich habe einen Favoriten oder Favoritin. Aber ich werde keine Namen nennen. Ich möchte wirklich nicht, dass du mir später vorwirfst, ich hätte dich beeinflusst.«
»Tu mir einen Gefallen, Mr. Chaos.«
»Noch einen? Mann, Mann, Mann. Du bist aber ganz schön gierig …«
»Ja, ich weiß, ich bin schrecklich. Schreib deinen Favoriten auf ein Blatt Papier, stecke es in einen Umschlag und klebe ihn zu. Lege ihn irgendwo in eine Schublade. Und wenn ich mich entschieden habe und der Vertrag unter Dach und Fach ist, dann gib ihn mir, und ich sehe nach, ob wir beide den gleichen Riecher hatten.«
»Oder ich könnte dir dann später einfach sagen, wer mein Favorit war. Aber du magst es ja dramatisch. So seid ihr ja in Polen, oder?«
»Du hast es erfasst. Wir lieben es dramatisch.«
Nachdem wir fertig waren, begleitete mich Mr. Chaos zur Tür.
»Ich wollte dir noch was sagen, Mr. Chaos.«
»Ja?«
»Das, was du bis jetzt für mich getan hast, hat noch nie jemand für mich getan. Ich bin dir aufrichtig dankbar.«
»Das habe ich gerne getan. Und jetzt raus, sonst werde ich noch rührselig. Außerdem: Wenn uns Nachbarn hier so sehen, denken die noch, ich wäre heterosexuell geworden.«
»Stimmt, das wäre skandalös. Dann verschwinde ich mal lieber. Gute Nacht, mein Agent.«
»Gute Nacht, du Putzfrau, du …«
In dieser Nacht tat ich kein Auge zu. Ich dachte immerzu darüber nach, wer nun den Zuschlag für das Buch bekommen sollte.
Auch wenn das Angebot der Schauspielerin, ähnlich wie das des Regisseurs, ein wenig unter dem der Produktionsfirma lag, war ich innerlich bereits an diesem Punkt geneigt, entweder ihr oder ihm den Zuschlag zu geben. Entschiede ich mich für die meistbietende Filmfirma, würde ich das Kostbarste, das ich bisher mit meinen eigenen Händen erschaffen hatte, einfach so aus der Hand geben. Ohne zu wissen, was sie aus meinem Buch machen würden. Ohne Anhaltspunkt, ob Unter deutschen Betten es jemals aus deren Schublade oder Archivregal auf den TV-Bildschirm oder die Kinoleinwand schaffen würde. Das Risiko, mit dem Verkauf an die Produktionsfirma mein Buch ins Reich der Vergessenen zu schicken, wäre zumindest vorhanden. Vor kurzem erst hatte ich ein wunderbares Buch gelesen: Der Schatten des Windes, von Carlos Ruiz Zafón. In dieser Geschichte geht es unter anderem um den Friedhof der vergessenen Bücher. Unwillkürlich kam mir dieser Ort immer wieder in den Sinn.
Ich wollte nicht, dass mein Buch in einem Friedhof landete. Der Gedanke, dass meine geschriebenen Worte in bewegten Bildern umgesetzt werden würden, machte mich so glücklich. Daher war ich bestrebt, nur das beste Angebot zu akzeptieren. Das beste musste für mich jedoch nicht zwangsläufig das höchste sein …
Ich wusste aber, dass wir mit dem endgültigen Abschluss noch lange nicht so weit waren, denn es müsste ja erst einmal ein entsprechender Vertrag aufgesetzt werden, der beiden Seiten zusagen musste. Doch meine beiden Favoriten standen in diesem Moment so gut wie fest. Ganz sicher war ich mir in dieser schlaflosen Nacht aber immer noch nicht.
Zwei Tage später traf mich ein Blitz. Andere nennen es Erleuchtung. Es war nachmittags um fünfzehn Uhr, ich war gerade bei Frau Wagner und dabei, ihre Fenster zu putzen. Plötzlich hielt ich inne. Die letzten Tage hatte ich mir nicht leichtgemacht. Die Entscheidung, wer von den fünf Interessenten den Zuschlag für die Verfilmung bekommen sollte, war aus beruflicher und privater Sicht unbestritten die wichtigste, die ich in meinem Leben fällen musste.
Und auf einmal war es so klar, so sonnenklar, was ich tun musste. Ich stieg von der Leiter, griff in meine Handtasche, zog mein Handy heraus und schickte Mr. Chaos eine SMS:
»Ich habe mich entschieden.«
Danach rief ich eine Nummer in München an …
Justyna auf Zelluloid – Teil III
Zwei Tage in München
Ich hatte mich schließlich für »sie« entschieden. Die Schauspielerin und Produzentin. Sie schien mir am ehrlichsten und leidenschaftlichsten daran interessiert, das Buch zu einem erfolgreichen Film zu machen. Und sie war ein Star. Was konnte mir Besseres passieren?
Nachdem Frau Kiste den von ihr aufgesetzten Vertrag für fair und gut befand und grünes Licht gab, bat mich die Schauspielerin, sie zur Unterzeichnung
Weitere Kostenlose Bücher