Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht ganz sauber

Nicht ganz sauber

Titel: Nicht ganz sauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
Vom Netzwerk:
wer hier vor mir stand. Zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Ich war durchgefroren, aufgeregt und musste dringend aufs Klo. Und da stand »sie« nun leibhaftig vor mir. Unglaublich. Für einen Augenblick vergaß ich meine Blase. Ich war zu perplex. Dabei hatte ich mir auf dem langen Spaziergang vom Hotel zur Agentur bereits minutiös überlegt, wie ich sie begrüßen würde. Toll! Anstelle meines vorbereiteten »Was für eine Ehre« grinste ich ihr debil ins Gesicht und blaffte:
     
    »Hi, wo ist denn hier das Klo?«
     
    Unmittelbar nach Beendigung des Satzes wurde mir auch schon bewusst, was ich da gerade von mir gegeben hatte. Doch nun war es zu spät. Ich konnte es nicht mehr ungeschehen machen. Ich sah sie an. Sie sah im echten Leben genauso toll aus wie im Film. Ihr Auftritt war klasse. Meiner hatte sich gerade selbst disqualifiziert …
     
    Ich war auf jede Reaktion gefasst.
    Sie begann zu lachen. Sie lachte mich aber nicht aus, sondern lachte mit mir. Über diese unfreiwillig komische Situation.
    Nachdem wir beide Luft geholt hatten, sagte sie schließlich:
     
    »Sie müssen Justyna sein. Es freut mich sehr, Sie endlich persönlich kennenzulernen. Das Klo ist hier hinter mir. Aber passen Sie auf, die Handseife spritzt, wenn Sie auf den Spender drücken.«
     
    Ich musste noch einmal lachen. Sie gluckste mit.
     
    »Es freut mich auch sehr, über alle Maßen. Ja, ich passe auf.«
     
    »Ich gehe schon mal in den Konferenzraum. Bis gleich.«
     
    Und mit einem Lächeln entschwand sie um die Ecke.
     
    Ich war baff und beglückt. Sie war genau wie der Comedian damals in der Talkshow ein ganz sympathischer und natürlicher Promi. Ein Mensch eben. Ich mochte sie auf Anhieb. Und freute mich umso mehr auf unsere Zusammenarbeit. Aber nun wollte ich sie auch nicht unnötig warten lassen. Daher verschaffte ich mir schnell Erleichterung und gesellte mich danach zu ihr und ihrer Agentin.
     
    Alles in allem war es ein sehr herzliches Aufeinandertreffen. Da Mr. Chaos und Frau Kiste im Vorhinein bereits alle zu verhandelnden Dinge wie Preis, Konditionen und sämtliche übrigen Vertragsklauseln geregelt hatten, war meine Aufgabe leicht.
     
    Wir plauderten über zwei Stunden über das Buch, was »sie« alles mit dem Stoff vorhatte und ob das auch meinen Vorstellungen entsprach. Und wie ich es mir schon im Vorfeld ausgemalt hatte: Es gab so gut wie keine strittigen Punkte. Wir alle schienen erleichtert darüber. Bevor ich dann schließlich unterschrieb, fragte mich die Agentin:
     
    »Nun, Frau Polanska, die gesamte Verhandlung mit Ihnen, Ihrer Anwältin und Ihrem Agenten verlief so angenehm und reibungslos. Daher würden wir gerne noch etwas für Sie tun. Gibt es denn noch einen Punkt, den Sie gerne in den Vertrag mit aufgenommen hätten?«
     
    Die Agentin hatte recht. Die Vertragsverhandlungen verliefen wirklich ohne Probleme. Der Grund lag an meinen Mitstreitern, meinen Musketieren, Frau Kiste und Mr. Chaos. Ich war so dankbar. Vor allem Mr. Chaos, der viel Zeit investiert hatte und stets ein Ohr für mich hatte, wenn es um das Buch oder die Verfilmung ging, hatte mir wieder einmal gezeigt, dass es sich lohnt, einem Menschen zu vertrauen.
     
    Daher hatte ich auf einmal folgende Idee …
     
    »Da gibt es etwas, das ich gerne noch von Ihnen hätte …«

Justyna auf Zelluloid – Teil V
    Finale
    Ich wusste, dass er an diesem Abend zu Hause war. Unmittelbar nach meiner Ankunft aus München am Frankfurter Flughafen fuhr ich zu ihm. Obwohl ich bereits seit über zwölf Stunden auf den Beinen war, fühlte ich mich frisch wie der junge Morgen. Ich hätte Bäume ausreißen können.
     
    Damit ich Mr. Chaos nicht überrumpeln würde, schickte ich noch vom Gepäckband eine kurze SMS.
     
    »Darf ich ganz kurz vorbeischauen? Brauche jemand zum Reden. Alles ging schief. Es war furchtbar.«
     
    Seine Antwort dauerte keine zwei Minuten.
     
    »Wenn du denkst, du kannst mich schocken, musst du früher aufstehen. Freue mich auf deine Erfolgsgeschichte. Bis gleich.«
     
    Na gut, auch in Ordnung. Man beziehungsweise ich konnte ihm einfach nichts vormachen. Während ich auf meinen Koffer wartete, kontrollierte ich noch einmal mein Handgepäck. Gott sei Dank blieben meine Mitbringsel aus München heil. Ich hatte sowohl für meinen Mann, meine Mutter, meine Schwester, Frau Kiste und Mr. Chaos frischen Kaffee von Dallmayr mitgebracht. Darüber hinaus noch ein Paar Ohrringe für meine Schwester und zwei Riesenlebkuchenherzen

Weitere Kostenlose Bücher