Nicht gekauft hat er schon
sein.
Ich sagte ihm also, ich interessierte mich für den C-Klasse-Kombi und für den SL. – Ein Fragezeichen lag quer in der Luft. Äh, Kombi UND Sportwagen? Na, was denn nun? Und dann merkte ich schon, was hinter der Stirn des Verkäufers abging: Ach du jemine!, dachte der. Da ist also so ein junger Schnösel, der träumt von einem SL, und hinterher reicht es gerade mal, einen C-Kombi zu finanzieren. Tststs, und das am Samstagnachmittag …
Vorurteile sind ruckzuck fix und fertig. Jedenfalls war offensichtlich, dass er mich nicht ernst nahm. Den SL wollte er mir gar nicht erst zeigen: »Da vorne am Eingang sind die Prospekte.«
Dann wollte er sich aufraffen, mir die preisliche Unterkante seines Produktportfolios zu eröffnen und gönnerisch auf die C-Klasse einzugehen. Aber ich wollte was zum SL wissen. Da gab es so verschiedene Ausstattungslinien. Ich fragte klar und deutlich, was denn da die Unterschiede wären.
»Steht im Prospekt.«
Das war ’ s – ich sagte: »Wissense was, Sie wären der erste Verkäufer, der es schafft, mich Prospekte lesen zu lassen.«
Er schaute mich zum ersten Mal an.
»Eigentlich wollte ich nur zwei Autos kaufen«, sagte ich. Zwei!
Ich schob den Kinderwagen wieder raus und ging zu meinem 7er- BMW. Nicht zu einem Astra. So langsam schien ihm zu dämmern, dass etwas falsch gelaufen war. Er kam hinter seinem Schreibtisch vor und laberte mir noch was von hinten hinterher, aber das interessierte mich schon nicht mehr. Dieser Verkäufer von Mercedes hat seine faire Chance gehabt und nicht genutzt. Durch sein Verhalten hat er für mich ein emotional negatives Image seiner Marke platziert. Mal sehen, ob ein höflich und hartnäckiger neuer Hardseller es schafft, mich vielleicht in Zukunft doch von Mercedes zu überzeugen?!
Kein Mensch bringt mich dazu, Prospekte zu lesen.
Hätte der Verkäufer seinen Interesse-Kanal auch nur einen Spalt breit offen gehabt, dann hätte er herausfinden können, dass mein Leasing ausläuft und ich in meiner Lebenssituation nicht nur ein, sondern zwei Autos kaufen wollte, einen Kombi als Familienvater plus Hundehalter sowie einen Sportwagen als Autoliebhaber, beides in Personalunion. Er hätte rausfinden können, dass ich der Marke BMW nicht treu bin, dass ich kaufen und nicht leasen wollte, dass ich solvent war und ein Kunde, der unbedingt alle Autos im privaten Fuhrpark reinrassig von einer Marke haben wollte, um nur eine Werkstatt zu haben.
Stattdessen hatte er sich ein Vorurteil darüber gebildet, was ich wollte. Tu das nie!
Ohne Frau und ohne Stil
Wie das besser geht, habe ich erlebt, als ich mein Haus renoviert und umgebaut habe. Damals hatte ich ohne Frau und Stil geplant, nur für mich allein. Was bedeutete, der Martin Limbeck hat sich endlich so eingerichtet, wie er sich schon immer hatte einrichten wollen. Er hat aus einer Wohnung ein einziges großes Zimmer gemacht – alle Wände raus, auch die zur Küche. Die Frage damals war nur gewesen: Was für eine Küche? Das ging mir wochenlang durch den Kopf, ich schaute mir alles Mögliche an. Irgendwann wusste ich, was ich wollte: Eine schneeweiße Hochglanzküche mit grauer Understatement-Beton-Arbeitsplatte – extrem gutaussehend! Jetzt ging es nur noch darum, wer sie mir bauen sollte.
Eines Tages war ich bei Freunden zur Wohnungseinweihung eingeladen. Die Küche dort gefiel mir ausnehmend gut, der Hausherr schlug mir vor, mich mit seinem Küchenverkäufer zusammenzubringen: Tobi. Irgendwann stand Tobi vor mir: Ein Typ mit Rod-Stewart-Frisur, Ohrring und Hawaiihemd. Schräg. Tobi sah so gar nicht aus wie jemand, der Küchen verkauft. Eher wie jemand, der E-Gitarren verkauft. Aber schließlich hatte ich ja damals auch nicht so ausgesehen, als würde ich zwei Autos bei Mercedes kaufen.
Du brauchst etwas ganz anderes: Eine Küche, die nicht nach Küche aussieht.
Ich sprach also mit Tobi über meine Super-Weiße-Hochglanz-Traumküche. Tobi sagte, er würde gerne vorbeikommen, die Maße aufnehmen und sich dabei dann das ganze Haus und die restliche Einrichtung ansehen. Das ganze Haus? Wieso das denn? Wollte er mir noch ein Bett verkaufen? Aber egal, Tobi kam, maß und inspizierte das Haus. Er sagte nichts. Das war schon ein witziger Typ, der machte mir Spaß. Drei Tage später rief er an und sagte: »Ich habe mir Gedanken gemacht über die Küche. Also, Limbeck – vergiss es! Nix Super-Weiße-Hochglanz-Traumküche! Das machst du nicht. Klar? Du brauchst was völlig anderes. Komm vorbei – ich
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