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Nicht lecker, aber Weltrekord

Nicht lecker, aber Weltrekord

Titel: Nicht lecker, aber Weltrekord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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Frosch, nicht niedlich, keines Menschen Lieblingstier, aber der heimliche Herrscher des Tümpels, zufrieden mit dem Amphibienstatus in Wassernähe. Vielleicht fresse ich auch Kaulquappen.
    Wow, das ist es! Eingedenk dieses Mantras sollte ich fähig sein, neben den Teenagern zu existieren. Es sollte mir möglich sein, geschwind, aber auch smooth an ihnen vorbeizugleiten, und wenn mich das nächste Mal ein Vogelmädchen oder ein Schneckenjunges fragt: »Hamse vielleicht eine Kippe für mich?«, dann drehe ich mich um, schlängle mich ganz langsam zu dem Wesen hin, stelle mich auf meine Sprungbeine und fixiere es mit kalten Augen: »Höre nun, liebes Ding, was ich, deine Gebieterin, dir zu sagen habe: Ich könnte dich jederzeit mit einem Happs verschlingen. Meiner Gnade verdankst du, dass ich dich an diesem Tümpel dulde. Nun küsse meinen Ring und schweige für immer!«
    Ich denke, das würde die Fronten klären. Bestimmt. Die wollen keine Kippen von Verrückten. Die denken, das sei ansteckend.

McFat
    Ich gehe zu McFat. Viele werden sich jetzt fragen: Darf man das noch, nachdem der Gründer dieser Kette von Fitness-Studios als Hauptsponsor der Loveparade aufgetreten ist, sich dann jedoch wie alle anderen aus der Verantwortung für die Tragödie zu stehlen versuchte? Ich sage ja, denn mein Vertrag läuft erst im nächsten Jahr aus. Da ist es doch wesentlich eindrucksvoller, den Angestellten meine fristgerechte Kündigung mit stählerner Faust auf die Theke zu hauen, als zu Hause zu bleiben, wo mein stiller Protest darin bestünde, dass meine Körperform sich langsam, aber sicher dem meines Sitzsackes angleichen würde. Dann doch lieber Präsenz zeigen, aktiven Widerstand leisten und die Kalorien vor den Augen der Unterdrücker verbrennen, das schindet Eindruck.
    Es geht schleppend voran, Rückschläge sind an der Tagesordnung, aber ich habe einen Traum: Ich weiß, dass sich unter dem weichen, weißen Sandstrand, der sich in meiner Bauchregion aufgetürmt hat, doch noch hartes, unnachgiebiges Kopfsteinpflaster befindet. Es will freigelegt werden, bestimmt.
    Ich beginne mein Programm bei McFat stets mit einer Schweigeminute. Das kann ich gut, neulich habe ich achtundsiebzig Sekunden geschafft, komplett mit Kniefall, vor dem Getränkeautomaten. Die Trainerin, die mir wieder hochhelfen musste, bemerkte, dass ich es nicht übertreiben sollte. Grundsätzlich seien Dehnübungen in Ordnung, aber ich müsse nicht jedes Mal einen Kranz niederlegen. Vor allem nicht immer denselben, der röche schon komisch. Ich nickte ergriffen, wenn auch eher röchelnd als stumm. Obwohl die Angestellten hier wöchentlich wechseln, achten sie sehr genau darauf, dass man sich nicht über seine Grenzen hinaus auspowert.
    Überhaupt kann man sagen, dass wir bei McFat alle eine große Familie sind, die sich vor langer Zeit übel verkracht hat. Sämtliche Mitglieder starren verbissen auf sechzehn verschiedene Fernseher, auf denen überall dasselbe Programm läuft, der McFat-Kanal. Der bietet Spannung, Spaß und Wissen, zusammengefasst in endlosen Wiederholungen alter »Tom und Jerry«-Folgen. Wenn ich mich warmlaufe, nutze ich diese Szenerie und versetze mich mental in eine andere Welt. Oft stelle ich mir vor, dass riesige Goldhamster die Weltherrschaft übernommen haben und uns Menschen für unsere Sünden in der Vergangenheit büßen lassen. Sie sind unerbittliche Diktatoren. Wenn ein Mensch tot vom Laufband fällt, tauschen sie ihn einfach aus. Das merken deren Kinder gar nicht, für die Goldhamster sehen wir alle gleich aus.
    Nach zehn Minuten bin ich nicht warm-, sondern heißgelaufen. Auf der Ebene des Konditionssportes kann man mich getrost mit »Wonderwoman« vergleichen:Mein Körper ist einfach schneller als die der anderen, aber ich lasse das nicht so raushängen, höchstens mal die Zunge. Kaum bin ich vom Laufband runter, beginnt die eigentliche Anstrengung.
    Am besten geht man es spielerisch an, wie bei einem Kindergeburtstag. Persönlich habe ich ein Kombinationstraining aus Stoppessen und Verstecken entwickelt, das Spaß bringt und alle Beteiligten auf Trab hält. Kaum sitze/liege/hänge ich auf einer der Maschinen, die einen bestimmten Muskel gezielt aufbauen sollen, eilt einer der Trainer in meine Richtung. Sie wollen mir zum hundertsten Mal den richtigen Gebrauch des Gerätes erläutern, das sie verharmlosend »Butterfly« nennen. Ich nenne es Guillotine und nutze es entsprechend.
    Hat ein Trainer meinen Standort erreicht, verstecke

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