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Nicht lecker, aber Weltrekord

Nicht lecker, aber Weltrekord

Titel: Nicht lecker, aber Weltrekord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katinka Buddenkotte
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ich mich meist geschickt, indem ich ein Handtuch über meinen Kopf werfe. Doch sie erkennen mich neuerdings an meiner definierten Nackenmuskulatur, also husche ich in letzter Zeit lieber in eine dunkle Ecke, um ihnen zu entkommen. Für einen rechteckigen Raum verfügt die McFat-Halle über außerordentlich viele vergessene Winkel und Höhlen, die noch nie ein Mensch mit Putzlappen betreten hat. In der verträumtesten Grotte steht nur ein einziges Gerät, und das ist für ’n Arsch, wie wir hier sagen. Es trainiert den Gluteus Maximus. Wenn man es beherzt angeht, kann man irgendwann mit seinem Allerwertesten Walnüsse knacken.
    Erfolge stellen sich äußerst langsam ein: Bisher konnte ich nur beobachten, dass mein Traumstrand am Bauch zur Wanderdüne mutiert ist, sich also ins Hinterland verpissthat. Walnüsse kann ich noch nicht knacken, aber neulich saß ich eine halbe Stunde auf einer brennenden Zigarette, ohne es zu merken. Es fällt mir schwer, diesen Nebeneffekt als erfreulich zu verbuchen. Doch von der Idee her ist McFat ein toller Laden, mit einem Konzept, das voll aufgeht. In der Innenstadt hat sogar eine Filiale direkt neben dem McDonalds eröffnet, welch genialer Schachzug. Ein Perpetuum mobile für die Unterschicht, und ich – ich bin ein Teil von ihm.
    In meine Filiale geht man am besten am frühen Morgen, gesetzt den Fall, man ist eine Frau. Ich sage das nur, weil die Grenzen hier manchmal fließend sind. Jedenfalls kann man sich morgens gute Laune anwiegen. Da stellen die Trainer die Waage um fünf Kilo zurück, eine notwendige Maßnahme, die sie sich anhand einer Leistungskurve ihrer Mitglieder ausgerechnet haben, denn morgens kommen, um abzunehmen, die Hausfrauen hierher, abends die türkischen Jungs, die Muskeln zulegen wollen. Da stellen sie die Waage um fünf Kilo vor. So ist man mittags von fetten Weibern und dürren Bürschlein umringt, die alle unzufrieden mit dem Kopf schütteln. Das verbrennt allerdings nur sieben Kalorien in der Minute, ich habe das mal ausgerechnet.
    Wenn ich mich zum Abschluss meiner Bemühungen auf den Cross-Stepper stelle, frage ich mich oft, was ich hier mache. Und auch dort hilft mir meine McFat-Familie. Sie alle telefonieren, während sie sich abstrampeln, wild auf ihren Handys.
    »Isch bin beim Training, Alter!«, ruft der Junge neben mir in sein Mobiltelefon.
    Nein, das kann ich nicht behaupten. Ein »Training« hat, zumindest im klassischen Sinne, ein Ziel. Mir fällt nicht ein, für was ich hier trainieren könnte. Vielleicht für »Ups, die Pannenshow«.
    »Menno, ich bin beim Sport«, hilft mir ein pummeliges Mädchen zur Rechten weiter, aber auch diese Bezeichnung halte ich für übertrieben. Sport verbinde ich mit einer gewissen Eleganz und einer ausgefeilten Technik, mit Grazie und Teamgeist in zu kurzen Hosen. Alles das trifft nicht auf mich zu. Ich schwitze nur sehr, wovon achtzig Prozent allerdings Angstschweiß sind. Immer wieder fürchte ich, jemand könnte auf die Digitalanzeige meines Crosstrainers lugen und feststellen, dass ich nach vier Jahren immer noch auf der niedrigsten Stufe rumhample. Im Englischen ist das einfacher: »I’m working out«, sagt man da, und es stimmt meistens. Denn Spaß ist das nicht hier. Aber der Deutsche an sich drückt sich um Arbeit herum, vielleicht aufgrund der Geschichte. Normalerweise wird jedes noch so haarsträubende Wort aus dem Englischen übernommen oder auf ungelenke Weise eingedeutscht. Kürzlich fragte mich ein Mann vom Fernsehen, ob ich gut plotten könne, und ich entgegnete, dass ich weder eigene Schläger hätte noch über die nötige Platzreife verfüge. Erstaunt erfuhr ich, dass Plotten die Fähigkeit beschreiben soll, sich für ein Drehbuch einen guten Plot , also Handlungskern, auszudenken. Ich erwiderte, dass ich grundsätzlich eher kernlosen Unfug schriebe, das käme beim Publikum besser an. Er nickte zustimmend. Aber nie habe ich jemanden fragen hören: »Bist du noch am Outworken?«,nicht mal bei McFat. Selbst die Bezeichnung After-Work-Party verschwindet mangels Klientel allmählich, und wenn man jemanden totschießt, heißt es auch nur, dass unsere Jungs in Afghanistan einen guten Job machen. Es ist einfach vertrackt, mit dem Englischen und der Arbeit. Seit Jahren versuche ich beispielsweise, meinem sudanesischen Patenkind zu schreiben. Bisher brachte ich lediglich die folgenden Zeilen zustande:
    »Dear Ismael, just like you, I have now access to fresh water.«
    Leider hören unsere

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