Nicht lecker, aber Weltrekord
Geburtstag! Höchste Zeit, dem geliebten Menschen kleine Hinweise zu geben, möglichst dezent.
»Weißt du, was ich mir wirklich, wirklich, wirklich wünsche?«, frage ich meinen Freund, und zwar so laut, dass er tatsächlich aufwacht.
»Was denn?«, grummelt er müde, aber nur, weil er nicht ganz zu Unrecht vermutet, dass ich ihm erneut die Vorteile eines Hundes darlegen möchte.
Zuletzt habe ich behauptet, einen ausgebildeten Bernhardiner vielleicht von der Steuer absetzen zu können, da die Argumentation »Dann sind wir schon drei, die nur schlafen, fressen und Haare verlieren« ihn nie vollkommen überzeugt hat.
»Ich wünsche mir eine Verabredung!«, rufe ich.
Die Überraschung ist ganz auf meiner Seite, mein Freund knurrt: »Mit wem? Mit dem Verband der Lawinenrettungshilfe?«
Ich freue mich kurz und leise darüber, dass mein Freund wohl doch intensiver über das Bernhardinerthema nachgedacht hat, als ich es ihm zugetraut habe,antworte jedoch: »Nein, ich will eine Verabredung mit dir. Ein Date. Wir hatten irgendwie nie ein richtiges Date«, nörgle ich mich warm.
Mein Freund seufzt: »Marie-Antoinette hatte auch kein Date mit dem König von Frankreich, bevor sie ihn geheiratet hat.«
»Und sie ist deswegen geköpft worden«, triumphiere ich.
Mein Freund stöhnt, wie er immer stöhnt, wenn er sich selbst verbal ausgeknockt hat. Jetzt fürchtet er, dass ich nachlege, wenn er nicht sofort wieder aus seiner Ecke krabbelt. Dafür, dass es drei Uhr morgens ist, befindet er sich in Topform. Aber wir trainieren ja auch jede Nacht.
»Wir sollen uns also verabreden, ja? – Wie stellst du dir das genau vor? Wir wohnen zusammen!«
Mein Freund ist manchmal so dermaßen in der Realität festgefahren, dass ich mich schon wundere, wie wir uns dort überhaupt begegnen konnten. Ein Date aber will ich immer noch.
»Okay, ich verzichte darauf, dass du mich mit dem Auto abholst«, schlage ich ihm großzügig vor, und er nimmt das Angebot an.
»Großartig, Katinka, da trifft es sich doch wunderbar, dass wir gar kein Auto haben.«
Mein Freund vertritt übrigens tatsächlich die irrwitzige Meinung, dass man ein Kraftfahrzeug leichter steuerlich geltend machen könnte als einen alpinen Rettungshund.
»Du könntest mit dem Zug nach Münster kommen«,biete ich an, »dort unterhältst du dich eine Weile mit meinem Vater, bis ich die Treppe heruntergeschwebt komme. In einem, na, sagen wir hellblauen Seidenkleid, damit du die zum Kleid passenden Blumen mitbringen kannst …«
Mein Freund sitzt plötzlich kerzengerade im Bett: »Blumen? Ab sofort guckst du keine Highschool-Filme mehr! Absolutes Abschlussballverbot für dich, verstanden? Es ist doch nicht zu glauben! Wenn man dich mal für einen halben Tag allein vor dem Fernseher lässt, tust du nichts anderes, als dich freiwillig amerikanisieren zu lassen. Woher kommt das bloß? Und überhaupt: ein Date! Du bist doch keine sechzehn mehr!«
»Meinetwegen können wir das ganze auch Verabredung oder Rendezvous nennen«, beginne ich zu schniefen.
Mein Freund sieht mich besorgt an, er knickt ein: »Okay, rendezvousen wir uns. Aber ohne Blumen, ohne Zugfahrt nach Münster, und deine Eltern muss ich auch nicht zum hundertsten Mal kennenlernen. Außerdem werde ich keinen Anzug anziehen!«
Das mit dem Anzug kam von ihm. Ich wittere eine Verhandlungsbasis.
»Aber du rasierst dich!«
»Nur, wenn ich sowieso müsste.«
Ich schmolle. Kurz, aber wirkungsvoll.
»Okay, es wird rasiert. Und was machen wir dann?«
»Nicht ins Kino!«, jauchze ich aufgeregt. »Führ mich bloß nicht ins Kino aus, da willst du immer nur den Film sehen.«
»Ja, du doch auch«, entgegnet mein Freund. »Außerdem gehen wir beide doch sehr oft ins Kino, um Filme zu sehen. Beziehungsweise: Ich sehe den Film und erzähle dir währenddessen, was passiert, weil du ja immer deine Brille vergisst!«
»Genau deswegen gehen wir ja bei unserer Verabredung nicht ins Kino. Ich will bei meinem ersten Date mit dir auf keinen Fall eine Brille tragen, ich will hübsch aussehen.«
Mein Freund versteht das nicht: »Du siehst doch gar nicht, wie du ohne Brille aussiehst.«
» Du sollst mich doch angucken, du Depp! – Du bist total unromantisch.«
Mein Freund schnauft: »Ich bin nicht unromantisch. Ich will nur nicht den ganzen Tag darauf aufpassen, dass du nicht gegen die Straßenlaternen rennst, nur weil du deine Brille nicht aufsetzen willst!«
»Aber genau das ist doch romantisch«, rufe ich.
»Was? Gegen
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