Nicht mein Märchen (spezieller Festtags-Preis) (German Edition)
„Das ist eine von ihnen.“
„Ja, ich werde dich nicht bitten, mir alle zu zeigen,“ sagte Steve. „Aber kannst du Fotos davon machen? Für den Fall, dass wir sie als Beweismittel einreichen können?“
„Klar.“
Er schüttelte den Kopf und rief seinen Internetbrowser auf. „Die Statuten findet man online… hier. Okay, viele von denen werden die gleichen sein wie in der alten Strafanzeige.“ Wir hatten eine Kopie davon vor uns auf dem Tisch liegen. „Aber wir werden die alle nochmal checken, ich möchte nicht versehentlich irgendein Landwirtschafts-Subventions-Gesetz oder sowas zitieren.“
Ich lachte.
„Okay, also… Kidnapping…“ Er klickte auf einen Link nach dem andern bis er gefunden hatte, was er suchte und notierte sich die Paragraphennummer in einem weiteren Fenster. „Freiheitsberaubung…okay. Körperverletzung…hier. Angriff mit tödlichen Waffe… okay. Ich denke das kommt eigentlich an erster Stelle. Ehm… lass mal sehen, fahrlässige Gefährdung einer Minderjährigen… ich weiß nicht genau worunter ich das finde. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie ihn nicht auf versuchten Mord angeklagt haben.“
„Mein Zustand war nicht schlecht genug.“
„Also der war wohl verflixt schlecht!“ Ich bekam den Eindruck, dass alle Vanderholts nicht viel fluchten. „Ich schau mir mal die Kriterien dafür an, nur um sicher zu gehen.“ Seine Finger flogen wieder über die Tastatur seines Laptops.
Er hielt inne und sah mich an. „Wie geht’s dir gerade überhaupt? Meine Vater und ich waren so beschäftigt mit dieser ganzen Sache, wir haben nicht einmal gefragt. Wie geht es dir mit dieser einstweiligen Verfügungs-Geschichte?“
„Gut, denke ich. Gestresst.“
„Ja, Jason sagte mir schon, ihr hättet da nicht viel drüber geredet. Er hat allerdings die hier besorgt.“ Steve grub einen Stapel Fotos aus. Ich starrte. Der Typ hinter dem Lenkrad des kleinen Sedan sah definitiv aus, wie ein älterer, fetterer Chris. Sein Haar war durcheinander und er trug eine Sonnenbrille, aber ich konnte sein charakteristisch zugespitzes Kinn erkennen.
Schuld wallte in mir auf, wie Blut aus einer Wunde. Jason hatte mich in Kontakt mit seiner Familie gebracht und mir Beweismittel besorgt und ich hatte ihn letzte Nacht so abgewürgt.
„Ich will nicht neugierig sein, aber… mein Bruder hat mich gestern angerufen,“ sagte Steve.
„Was hat er gesagt?“
„Dass dein ‘Freund‘“ er machte mit den Fingern Anführungszeichen in der Luft, „einen Haufen Schmutz über ihn ausgegraben und sowas wie eine kleine Verfahrensakte angelegt hat.“
„Er versucht nur, mich zu beschützen.“
„Vor was, genau?“
„Matthew denkt, dass Jason versucht mich anzugraben oder sowas in der Richtung. Ich weiß nicht, vielleicht rede ich zu oft mit Jason, vielleicht sieht es von meiner Seite auch so aus.“
„Ach, naja.“ Steve strich sich mit den Fingern durch sein kurzes Haar, sein Ehering glitzerte im Licht der Nachmittagssonne die durch die Fenster fiel. „Jason ist immer am telefonieren, irgendwann wächst ihm das Ding noch am Ohr fest. Er ist oft einsam in LA und kann auch nach all dieser Zeit immer noch nicht viel mit den Leuten dort anfangen. Aber alle aus unserer Familie wissen, dass ihr nur Freunde seid.“
„Tja, also es tut mir leid sollte ich ihn gestern Abend verärgert haben.“
„Du solltest mit ihm reden. Gib ihm ne Chance seine Seite der Geschichte zu erzählen.“
„Über so Zeugs wie Matthew ausgegraben hat rede ich normalerweise nicht mit meinen Freunden.“
„Klar, aber wenn ich noch eins sagen darf – es ist hart genug für Jason, dass sein ganzes Privatleben ständig unter Beobachtung ist. Lass ihn seine Version erzählen, selbst wenn‘s unangenehm ist. Es würde ihm bestimmt viel bedeuten. Und falls es was bringt, dass ich das sage: aber mein Bruder ist ein anständiger Kerl.“
Ich nickte.
„Nicht dass deine Freundschaft mit Jason was damit zu tun hat, dass wir diesen Fall hier übernehmen wollen, ok? Genau für Sachen wie das hier haben wir schließlich Jura studiert.“
„Das ist es auch, weswegen ich in die Forensik gehen will.“
„Und wahrscheinlich auch, warum Beth sich bei der Staatsanwaltschaft in Albuquerque bewirbt.“
„Wirklich?“
„Ja, ich kenne sie nicht sehr gut, aber sie und meine Mutter telefonieren ab und zu. Ich denke mal dieser Fall ist ihr persönlich sehr nahe gegangen. Sie besorgt uns eine Affidavit.“
„Was ist das?“
„Eine
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