Nicht mein Märchen (spezieller Festtags-Preis) (German Edition)
Ich bin mir sicher es ist alles in Ordnung,“ wiederholte sie.
Ich verabschiedete mich schnell und legte auf.
Einige Tage später rief mich Officer Baca spät abends auf meinem Handy an, einen schadenfrohen Unterton in seiner Stimme. „Miss Chloe, raten sie mal wer zurück im Knast ist?“
„Chris?“ sagte ich.
„Du hast mir ein Bild von ihm gegeben, auf dem er Auto fährt. Er hat keinen gültigen Führerschein, also sind wir rüber zu seinem Haus und er hat uns in sein Zimmer gelassen, ohne dass wir einen offiziellen Durchsuchungsbefehl hatten. Er ist halt nicht die hellste Leuchte. Wir haben sogar nochmal bei Frau Gracia nachgefragt, aber sie teilte uns mit, dass sie ihn nicht länger rechtlich vertritt.
„Was haben sie gefunden?“
„Drogen – und eine Schusswaffe.“
„Er hatte eine Waffe?“
„Ein Verbrecher mit Waffenbesitz. Mein Partner hat ihn direkt verhaftet während ich ein paar Worte mit seinem Vater gewechselt habe. Hab ihm erzählt in was für Schwierigkeiten Chris ist, und dass es besser wäre ihn nicht wieder auf Kaution raus zu holen.“ Officer Baca kicherte. „Weiß nicht, ob er auf mich hört, ich bin wahrscheinlich etwas zu weit gegangen, aber erstmal haben wir ihn, Miss Chloe.“
„Also, muss ich umziehen?“
„Naja, ich werde noch mal die Leute vom Schutzprogramm kontaktieren und sehen ob er aus dem Gefängnis raus kommt oder nicht. Wenn er draußen ist, solltest du besser nicht zu Hause sein.“
„Klar.“
„Das hier wird nie komplett vorbei sein, weißt du?“ sagte Officer Baca. „Ich wünschte ich könnte dich eines Tages anrufen und dir sagen, dass er für den Rest seines Lebens im Knast gelandet ist und dass du dir keine Sorgen mehr machen musste – aber solange er niemanden umbringt oder selber umgebracht wird, gehen solche Sachen leider immer weiter. Vielleicht für den Rest deines Lebens.“
„Ich weiß.“
„Lass deine Telefonnummer niemals im Telefonbuch eintragen und sei wirklich sehr vorsichtig mit deiner Privatsphäre.“
„Ja, ich verstehe. Danke.“
„Pass auf dich auf.“
„Ja, werde ich. Vielen Dank . Für alles.“
„Es war mir eine Ehre, Miss Chloe.“
Nachdem ich eine Woche lang nichts von Matthew gehört hatte, wartete ich bis um zehn Uhr abends und fuhr zu seinem Apartment rüber. Diesmal stand sein Truck dort und das Licht bei ihm war an. Im Eilmarsch stieg ich die Treppen hoch und pochte an seine Tür.
Ich sah den kleinen Lichtpunkt des Türspions aufleuchten als er die Klappe zur Seite schob, dann passiert lange Zeit nichts. Ich war gerade kurz davor, an die Tür zu hämmern, als er sie öffnete. „Howdy,“ sagte er. Er trug Jogginghosen, ein Sweatshirt und Socken mit einem Loch am großen Zeh.
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ja, ich weiß.“ Er schloss für einen Moment die Augen. „Ich weiß. Warte kurz, ich komm raus.“ Die Tür blieb offen, während er ging um seine Hausschuhe zu holen. Ich setzte mich auf die oberste Treppenstufe und starrte zum Horizont. Hinter der Skyline der Stadt war der Himmel pechschwarz, und dicht gesprenkelt mit Sternen.
Ich hörte mehr als dass ich es sah, dass Matthew sich neben mich setzte. „Es tut mir leid,“ war das Erste was er sagte.
„Was genau?“ fragte ich. Jetzt wo er hier war, in unmittelbarere Nähe, wollte ich ihn packen und schütteln und anfangen zu heulen. Ich wollte ihm sagen, dass ich mich in ihn verknallt hatte und wissen wollte, worum es in diesem Spiel gerade ging. Er war der letzte Mensch auf der Welt von dem ich vermutet hätte, dass er mich betrog.
„Dass ich dich nicht zurückgerufen habe,“ sagte er. „Falls es hilft, und wahrscheinlich tut es das nicht viel, aber ich brauchte die Zeit zum Nachdenken.“ Das Laternenlicht vor seiner Wohnung warf tiefe Schatten auf sein Gesicht, was ihn noch ernster aussehen ließ als er eh schon war.
„Und, bist du schon fertig mit Nachdenken?“
„Weiß nicht.“
„Also, soll ich wieder gehen, oder-“
Er legte den Arm um mich. „Nein.“
Ich schüttelte ihn ab. „Und zu welchem Entschluss bist du beim Nachdenken gekommen?“
„Nun ja…“ Er seufzte und vergrub den Kopf in seinen Armen.
Ich spielte mit dem Gedanken, einfach aufzustehen und zu gehen. Einfach weggehen und nie wieder mit ihm reden, aber so würde ich nicht die Antworten bekommen, die ich wollte – also wartete ich. Er würde schon reden. Ich konnte sehr hartnäckig sein.
„Also, ich habe einen Fehler
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