Nicht menschlich Inc.
Flunsch und gab sich Mühe, unschuldig zu wirken. »Ich habe geglaubt, dass du dich mit Kirsten abgesprochen hast.«
»Abgesprochen? Inwiefern sollte ich das tun?«
Ein Kleinhundeblick. »Weil er es auch immer getan hat. Ich habe seinen Namen vergessen, dein Vorgänger.«
»Quentin«, murmelte ich, doch es ging in Carols munterem Geplapper unter.
»Kirsten hat dafür gesorgt, dass er sich zurückhält und es nicht durchsickert, wenn ich bei Victor bin. Wenn nicht sie, wer dann?« Sie lachte. »Bei ABM hat kaum jemand so viel Einfluss wie Kirsten, außer natürlich der Prokurist oder Stacey.«
»Aha.« Wie hast du sie bestochen? »Wie habt ihr euch da abgesprochen?«
»Da konnte man sich immer einigen«, mischte Victor sich ein, seine Hände tief in seine Hosentaschen gebohrt.
Sollte das eine Aufforderung sein, hielt er mich etwa für bestechlich? Ich ignorierte ihn ebenso wie den dackelartigen Weltschmerz in Carols Augen.
Victor legte einen Arm um die Schultern seiner Freundin. »Carol und Kirsten sind eben gut befreundet«, erklärte er.
Ich fand, dass dies eine nette Umschreibung von Kirstens Käuflichkeit war. Wenn die Vorsteherin der Telefonisten mit vielen Leuten auf diese Weise befreundet war, konnte die Erfolgsquote meines Vorgängers nicht sehr hoch gewesen sein. Im Gegensatz zu Kirstens Kontoauszügen.
Kein Wunder, dass man dem armen Quentin gefeuert hatte.
»Hm.« Ich grübelte. »Wie gut bist du mit Kirsten befreundet?«
Carol verschränkte die Arme. Sie hatte mich zum Feind deklariert. »Ich will nicht, dass sie deshalb Ärger bekommt.«
»Das ginge nur, wenn man wüsste, wo sie ist«, sagte ich und behielt sie genau im Auge.
»Was meinst du damit?« Carol schnappte nach meinen Worten wie ein Fisch nach einem Köder. »Ist sie nicht auf der Arbeit?« Sie spielte mit dem Saum ihres Oberteils und machte einen ehrlich erstaunten Eindruck.
Ich sah Victor an, doch der wirkte unbeteiligt. Natürlich, Kirsten war nicht seine Kollegin. Ob ich hier weiterkam, wenn ich beide einweihte? Es konnte hilfreich sein, nicht nur mit Kirstens Bruder, sondern auch ihren Freunden zu reden.
Ich bearbeitete meine Unterlippe mit den Zähnen. Warum eigentlich nicht? Ich erinnerte mich an keinen Absatz in meinem Vertrag, der besagte, dass ich nicht über meinen Job plaudern durfte. Zudem musste ich jede noch so kleine Chance auf einen Hinweis nutzen.
»Also gut.« Ich atmete tief ein. »Du stehst nicht als Einzige auf meiner Arbeitsliste. Kirsten ist ebenfalls krankgemeldet, aber ich finde sie nicht.«
»Was soll das heißen, du findest sie nicht?«
Ich schaute zerknirscht. »Sie ist nicht zu Hause und ich kann sie auch sonst nicht erreichen. Und das nicht erst seit heute.«
Victors Gleichgültigkeit schwand. »Hast du versucht, sie anzurufen?«
Ich schenkte ihm einen tadelnden Blick. Was erwartete er, dass ich irgendwo in der Stadt Rauchzeichen fabriziert hatte in der Hoffnung, Kirsten möge zufällig zum Himmel schauen?
»Ich habe sogar mit ihrem Bruder geredet«, entgegnete ich so würdevoll wie möglich. »Nichts. Aber wenn du so gut mit ihr befreundet bist«, wandte ich mich an Carol, »kannst du mir vielleicht einen Tipp geben, wo ich sie finden kann? Es ist besser für Kirsten, wenn ich beweisen kann, dass sie krank und nicht auf einer Kreuzfahrt ist.«
Carols Gesicht durchlief eine Reihe von Transformationen, doch sie entschied sich letztlich, mir zu antworten. Sie tauschte einen kurzen Blick mit ihrem Freund. »Wann bitte hast du mit ihrem Bruder gesprochen?«
Ihr Tonfall sagte vor allem eins, sie zweifelte an mir.
»Warum fragst du?«
»Na, weil er auch verschwunden ist.« Sie hüpfte beinahe wieder.
»Das muss in der Familie liegen«, warf Victor ein. Carol kicherte.
Ich dagegen fand das alles andere als lustig. »Das kann nicht sein, ich habe doch noch … wann?«
Carol gestikulierte in Richtung Haus. »Es kam vorhin in den Nachrichten. Er arbeitet bei der Behörde und führt jeden Tag zur gleichen Zeit eine Kontrollfahrt mit festgelegtem Ablauf durch. Nur ist er dieses Mal nicht zurückgekommen und er ist wohl auch nicht zu erreichen.«
»Vielleicht gibt es einen logischen Grund für seine Verspätung«, gab ich zu bedenken. »Waren die Nachrichten da nicht etwas voreilig?«
Carol lachte. »Hey, es ist die Behörde. Da gibt es keine Abweichungen vom Zeitplan.«
»Und natürlich sind die Nachrichten sofort an dem Thema dran«, sagte Victor und musterte mich, als wäre mein IQ innerhalb
Weitere Kostenlose Bücher