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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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zu wirken, vermied ich es, den Kopf in den Nacken zu legen, beschloss aber, das in einem unbeobachteten Moment nachzuholen.
    Eine Hand schob sich in mein Sichtfeld. »Victor Tarrach«, posaunte es mir fröhlich entgegen, als ich verdutzt danach griff. »Ich bin Carols Freund.«
    »Ah«, sagte ich und starrte auf den Boden zu meinen Füßen. Hatte Stacey nicht gesagt, dass ihre Freundin durch Bettgequietsche gestört worden war? Das kam mir komisch vor, denn der Boden war aus glattem Stein und alles andere als hellhörig.
    »Und Sie sind?«
    »Oh.« Ich riss mich aus meinen Gedanken. »Nala di Lorenzo.«
    Ich überlegte, ob ich etwas hinzufügen sollte, wollte aber noch nicht verraten, warum ich hier war.
    Victor nahm mir die Entscheidung ab und brüllte die Treppe hinauf. »Caro!«
    Die Treppe war ebenso imposant wie die gesamte Halle. In regelmäßigen Abständen waren antik wirkende Lampen an der Decke angebracht.
    »Ich komme«, tönte es kurz darauf zu uns herunter. Ich griff nach meiner Handtasche und zog unschlüssig den Fotoapparat heraus. Mit einem Mal kam ich mir dämlich vor.
    Die junge Frau, die uns entgegenhüpfte, sah nicht krank aus, eher, als käme sie direkt aus dem Yogastudio. Ihre Turnschuhe waren ebenso weiß wie ihre Leinenhose und passten perfekt zu der Kleidung ihres Freundes. Genau genommen gehörten die beiden in einen Werbespot, der auf einer Karibikinsel spielte.
    »Hallo.« Sie klang fröhlich. Keine kratzige oder heisere Stimme, kein Husten. Ich beobachtete ihren Gang, achtete auf Arme und Beine. Nichts schien gebrochen oder verstaucht zu sein. Sogar ihre Haut war makellos, ich konnte keinen Kratzer entdecken, der groß genug war, um einen Krankenschein zu rechtfertigen.
    »Hallo«, entgegnete ich höflich.
    Mit wissendem Lächeln deutete Carol auf die Kamera. »Du bist die Neue bei ABM?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ja, das stimmt. Ich bin Nala.« So musste sich ein Schauspieler fühlen, dessen Souffleuse in die Raucherpause entschwunden war. Mir fiel einfach nicht ein, was ich sagen sollte. Ich konnte Carol schlecht bitten, für ein Foto zu posieren, damit ich beweisen konnte, dass ihr Krankenschein nicht echt war.
    Carol lächelte mich an. Unschuldig, aber wissend. »Tja, dann hast du mich wohl erwischt.« Sie wippte auf ihre Zehenspitzen und wieder zurück und klang dabei unbekümmert. Möglicherweise war das ihre Art, eine Kündigung heraufzubeschwören. Ich hatte mich noch gar nicht schlaugemacht, wie es hier mit sozialen Leistungen aussah. Oder sie zählte nicht zu den intelligentesten Arbeitskolleginnen.
    »Ich bin als Managerin für den Mitarbeiterverbleib eingestellt worden«, erklärte ich.
    »Ich weiß.« Carol zwinkerte zunächst zu Victor hinüber, dann zu mir. »Na dann. Soll ich mich ins Bett legen und leidend aussehen oder was machen wir?« Sie hüpfte herum. »Wir können auch schnell ein Bein bandagieren, was meinst du?« Sie winkte Victor, der sehr begeistert wirkte.
    Ich war es nicht. Ich war keine korrupte Polizistin, also wie kam Carol auf solche Ideen? Andererseits fiel es schwer, angesichts Carols kindlicher Freude die strenge Kollegin zu geben. Ich fühlte mich wie eine Spielverderberin oder eine Politesse. Schlimmer, ich fühlte mich zehn Jahre älter als die zwei, die auf verschiedene Stellen an Carols Körper tippten, auf denen sie Pflaster platzieren wollten.
    Victors Finger pikte in Carols Bauch. Carol giggelte.
    Schließlich wandte sie den Kopf und zog ihre Nase kraus. »Entschuldige …?«
    »Nala«, half ich aus und hob die Kamera in die Höhe.
    Carol hopste vergnügt weiter und lachte, doch dann blinzelte sie verdattert. Langsam rutschten ihre Mundwinkel nach unten. »Du willst wirklich dokumentieren, dass ich nicht krank bin, sondern nur etwas Zeit mit meinem Freund verbringen möchte?« Sie klang fassungslos.
    Das war ungerecht. Sie machte mich nicht nur zum Spielverderber, sondern auch zur Liebestöterin. In dieser Rolle fühlte ich mich nicht wohl. Ich trat von einem Fuß auf den anderen. Meine Schuhe erzeugten ein Stakkato auf dem glatten Untergrund.
    Ich räusperte mich. »Ich muss belegen, ob du ernsthaft krank bist oder nicht«, versuchte ich eine Erklärung. »Mehr nicht.« Ebenso gut hätte ich ihr erzählen können, ich müsste sie in Ketten quer durch die Stadt schleifen. Mir antwortete eine Wand aus Schweigen.
    »Was dachtest du denn, was ich vorhatte?« Ich wattierte die Herausforderung mit einem freundlichen Lächeln.
    Carol zog einen

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