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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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weniger Sekunden deutlich gesunken.
    Ich beeilte mich, zu nicken und neutral zu wirken. In meinem Kopf rollten allerdings Vorahnungen wie eine graue Woge an und brachen sich in kurzen Bildern. Carsten, der mich verfolgt hatte. Desmond, der plötzlich so wütend ausgesehen hatte. Desmond, der gesagt hatte, er würde dafür sorgen, dass Carsten mir nicht mehr zu nahe kommt.
    O mein Gott! Ich atmete tief durch. Dies war nicht der richtige Ort für solche Überlegungen. »Noch einmal zurück zu Kirsten.«
    Carol winkte ab. »Ich habe seit Tagen nicht mit ihr gesprochen. Ich wusste nicht einmal, dass sie krank ist.«
    So sehr ich in ihrem Gesicht forschte, ich fand nichts, was auf eine Lüge hindeutete.
    »Das ist bedauerlich.« Ich war enttäuscht, wie ein Bluthund, dem seine Jagdbeute entkommen war. Andererseits spürte ich erneut das hartnäckige Kribbeln in meinem Magen. Es war da, seitdem ich argwöhnte, dass Stacey etwas mit Kirstens Verschwinden zu tun hatte. Und in Momenten wie diesem wallte es auf.
    »Hat Kirsten in der letzten Zeit etwas Ungewöhnliches erwähnt? Etwas, das ihre Arbeit betrifft?« Souverän rutschte ich in den Schnüfflermodus, selbst meine Stimme wurde sachlich und beinahe autoritär. Ich musste aufpassen, mich nicht allzu sehr darüber zu freuen, um das Gesamtbild nicht zu beeinträchtigen.
    Carol schüttelte ihren braunen Lockenkopf und dachte dann nach. Akzeptabel, falls es funktionierte.
    »Nicht wirklich«, sagte sie. »Das übliche Chaos eben. Stress, aufmüpfige Telefonisten, Stacey im Nacken, Sonderwünsche vom Prokuristen.«
    Ich hob eine Hand so zackig, dass es jeden Soldaten beeindruckt hätte. Der Name meiner Hauptverdächtigen war wie ein Magnet. »Wie meinst du das, Stacey im Nacken?«
    »Na was wohl. Es ist doch kein Geheimnis, dass Stacey sich mehr Einfluss in der Firma wünscht. Sie ist schon eine ganze Weile scharf auf Kirstens Job.«
    Sie klang verständnislos, als hätte ich die Gesetze der Physik infrage gestellt. Vielleicht hatte ich das auch. Vielleicht gab es irgendwo ein Unterrichtsbuch oder sogar einen Knigge, in dem geschrieben stand, dass Teufelstöchter von Natur aus machtgeil waren. Wie es jemanden reizen konnte, eine Horde Telefonisten zu beaufsichtigen, war mir nämlich schleierhaft.
    Meine Gedanken rasten. In ihnen befand ich mich bereits wieder im Auto, auf dem Waldweg, der zu Staceys Zuhause führte.
    »Ich muss wieder los«, klärte ich Carol und Victor auf und hob die Kamera. »Lass mich eben nur noch ein Foto machen.«
    Was soll ich sagen, sie posierte mit Leichenbittermiene. Wahrscheinlich hatten sie begriffen, dass es nichts zu bestechen gab, wenn Kirsten verschwunden und Quentin gefeuert worden war. Ich spielte in Carols Augen eindeutig im Team Stacey.
    Das einzig freundliche Gesicht, das sich mir zum Abschied zuwandte, war das von Pebbles.

18
    Bibliotheksbesuch
     
     
     
    D ie Titelmelodie von »Mission Impossible« kreiste in meinem Kopf, und ich nahm die Kurven besonders schnittig. Ich hatte mich in den vergangenen Minuten bemüht, die Sache mit Carsten zu vergessen. Vielleicht hatte das gefährliche Funkeln in Desmonds Augen nichts mit seinem Verschwinden zu tun und er hatte sich lediglich auf eigene Faust aufgemacht, um seine Schwester zu suchen. Womöglich gab es wirklich diesen Ort in der Südsee, an dem es sich mittlerweile die gesamte Familie Herms gut gehen ließ. Ich musste aufhören, wilde Vermutungen anzustellen, solange sie nichts mit meinem Job zu tun hatten.
    Nachdem ich mir das immer und immer wieder eingeredet hatte, schwenkten meine Gedanken um und wurden bald von Stacey und meinem Verdacht beherrscht. Der Besuch bei Carol und Victor hatte sich als Wasser auf meiner Mühle herausgestellt. Ihre Aussage passte in das Gesamtpuzzle und die Vermutung, dass Stacey nicht so unschuldig war, wie sie sich gab. Sie und Kirsten waren erbitterte Rivalinnen. Sollte ich zuvor noch Zweifel an meinen Plänen gehegt haben, so hatte Carol sie beseitigt. Nun musste ich zusehen, dass ich zu Staceys Konvent fand. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet, dass ich trotz allem gut in der Zeit lag. Sogar ziemlich gut, wenn ich zusätzlich meinen Status als ortsunkundige Blondine ausspielte. Trotzdem würde ich nach dem Weg fragen müssen, weil mich der Straßenplan bereits zweimal im Stich gelassen hatte. Offenbar hatte ich eine veraltete Version geerbt.
    Ich musterte die Fußgänger auf dem Gehweg. Erst, als es hinter mir wild zu hupen begann, kam ich auf die

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