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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
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verbrannt.
    »Die Formalitäten sind in Arbeit«, blaffte er. Ich hätte schwören können, dass seine Haut einen leichten Moosstich bekam.
    »Wunderbar«, murmelte ich und starrte auf einen Punkt an der Wand. Eigentlich hatte ich noch nach meinem Gehalt fragen wollen, doch der scharfe Tonfall hatte mich verunsichert. Doch was fürchtete ich – einen Zwergenaufstand?
    Er beachtete mich nicht mehr, und auch Stacey blickte durch mich hindurch. Sie deutete auf die Tür. Ich nickte verwirrt und ließ mich hinauswerfen.
    Als sich die Tür hinter mir schloss, starrte ich auf meine glänzend polierten Schuhspitzen.
    Houston, ich hatte ein Problem. Ich hatte mich soeben mit einem kleinen, grünen Männchen unterhalten.

5
    Waldwegwahrheiten
     
     
     
    E ine halbe Stunde später saß ich auf der Damentoilette, der einzige Zufluchtsort, der mir in der Hektik eingefallen war. Ich saß dort ziemlich lange, hatte aber nicht den Elan, auf die Uhr zu schauen. Als sich die Tür öffnete und ich durch den Spalt über dem Boden zwei rote Pumps erkennen konnte, imitierte ich eine interessante Reihe von Würggeräuschen. Erfolgreich. Das Waschbecken im Vorraum wurde nur kurz benutzt, dann verschwand die Besucherin hastigen Schrittes wieder und ließ mich mit meinen Grübeleien allein. Ich bereute, meine Handtasche bei meiner Jacke zurückgelassen zu haben, sonst hätte ich Kim anrufen und sie nach ihrer Meinung fragen können.
    Nur – was wollte ich ihr erzählen? Für meine Freundin würde ich klingen, als sei ich auf Drogen. Sie würde augenblicklich vorbeikommen und …
    Jetzt fiel mir erst auf, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich hierhergekommen war. Und wo ich mich genau befand. Allzu weit konnte ich von der Straßenecke nicht entfernt sein, wo man mich niedergestreckt hatte.
    Ich stieß einen Schwall Luft so gepresst aus, dass es wie ein Fauchen klang. Es gab genug Fragen, die ich nicht beantworten konnte, da musste ich nicht nach weiteren suchen. Ich erhob mich vom Deckel meiner Grübeleien – weiß, Hartplastik, keine Kratzer – und überlegte, ob ich zur Tarnung die Spülung betätigen sollte, entschied mich aber dagegen. Momentan gefiel ich mir gut in der Rolle der Unsichtbaren. Immerhin gab es für mich nicht einmal etwas zu tun. Gut, ich hatte einen Job und damit einen Auftrag. Irgendwie. Ich musste nur herausfinden, wie der genau aussah. Oder ich musste den wahnsinnigen Regisseur dieser Show enttarnen, um ihm mein Knie fünf Minuten lang ins Gesicht zu rammen. Oder woanders hin.
    Als ich die Damentoilette verließ, begrüßte mich Stille. Der Gang war leer. Ich überlegte und ging nach links. Vor einer Tür, die in derselben Farbe wie der überwiegende Teil der Umgebung gehalten war – interessantes, aussagekräftiges Weiß –, hielt ich an und versuchte, Bekanntes zu erkennen. War dies der Raum, in dem ich mit Stacey, der Tochter des Teufels, gesessen hatte? Lagen dort meine Jacke und Tasche ? Unwillkürlich musste ich an den Teufelsschwanz denken. Wenn ich Gewissheit über seine Echtheit haben wollte, enttarnte ich das Set eines wirklich schlechten B-Movies, oder ich wurde wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz gefeuert und konnte endlich zum Arzt. Ich schaffte es, mir einzureden, dass ich nur gewinnen konnte.
    Voller guter Vorsätze drückte ich die Tür auf und trat ein.
    Mich empfing der trocken-staubige Geruch eines Papierlagers. Zu meiner Rechten ragte ein Metallregal bis zur Decke, gefüllt mit Katalogen und Flyern. An einer anderen Wand stapelten sich Kartons in allen Größen und Formen. Manche waren aufgerissen, Umschläge und Papier quollen hervor.
    Neben einem kleinen Fenster stand eine Gestalt, die sich in diesem Moment zu mir umwandte. Ein winziger Flummi hüpfte in meinem Bauch auf und ab, als ich meinen Retter erkannte. Der Mann, der mich andererseits in dieses Irrenhaus gebracht hatte und vielleicht Teil der Crew war, die mich so hinters Licht führte. Dennoch, ich konnte ihm nicht böse sein, was zum Teil an seinem umwerfenden Lächeln lag, das er mir soeben schenkte.
    »Hey«, sagte er. »Dir scheint es besser zu gehen.«
    Er kam näher und sah mir in die Augen – besonders lange in mein malträtiertes.
    Ich trat einen Schritt nach vorn und stieß mit einem Knie gegen den Tisch, der mitten im Raum stand. Dieses Mal unterdrückte ich einen Schmerzenslaut und nickte.
    Er sah besorgt aus und kam näher.
    Oh, oh. Fasziniert beobachtete ich seine Bewegungen und vergaß das Pochen in

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