Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Linnhe
Vom Netzwerk:
Vielleicht hätte ich doch auf meine Mutter hören und nicht das blaue Kostüm wählen sollen. Und überhaupt, was dachte ich da eigentlich?
    »Warum bist du dann hier, wenn du dich nicht beworben hast?« Er kam zurück und setzte sich neben mich auf den Tisch, ließ seine Beine baumeln und behielt die Tür im Auge.
    Ich dagegen behielt ihn im Auge, wenn er auf die Tür achtete, und meine Füße, wenn er zu mir herüber sah. Er strahlte eine unwahrscheinliche Hitze aus, als hätte er lange in der Sonne gelegen und seine Haut mit Licht und Zufriedenheit aufgetankt. Er roch wirklich ein wenig nach Sommer.
    Das Gefühl, inmitten dieses Irrsinns womöglich einen Verbündeten zu haben, war warm und kuschelig, sodass ich nicht lange überlegte. Mittlerweile war ich mir sicher, dass zumindest Desmond mir nichts Böses wollte. Also erzählte ich ihm alles, angefangen von dem Absturz meines Computers bis hin zu dem Moment, an dem mein Vater mich an der Straßenecke abgesetzt hatte. Als ich endete, waren seine Augen zu großen, runden Scheiben geworden.
    »Du meinst … du weißt nicht Bescheid?« Er sprach mit rauer Stimme und schüttelte seinen Kopf.
    So konnte man es auch ausdrücken. Bei einem Kerl, der weniger gut aussah, hätte ich diese Worte womöglich als Beleidigung empfunden.
    »Ähm, ich …« Hitze flackerte auf meinen Wangen, während ich nach einer passenden Antwort suchte. Ich sah schnell ein, dass ich keine finden würde, weil ich nicht wusste, wovon er redete. »Worüber eigentlich?«
    Er wollte gerade antworten, als draußen Schritte laut wurden. Ich betete, dass die Tür sich nicht öffnen würde, doch vergeblich. Mit Schwung glitt das weiße Ding auf.
    »Hier hast du dich versteckt.«
    Stacey wirkte hoch motiviert und nur wenig überrascht.
    Ich ertappte mich dabei, wie ich meinen Körper nach rechts bog, ausnahmsweise nicht, um näher an Desmond heranzurücken, sondern um einen Blick auf Staceys Rückseite werfen zu können.
    Ihr Bambiblick traf mich. Rasch setzte ich mich wieder aufrecht und ließ ihr ein Lächeln entgegenleuchten. »Ich habe mich etwas verlaufen.« Meine Mundwinkel schmerzten bei der fröhlichen Mimik, mit der ich von allem abzulenken versuchte.
    »Das kann am Anfang leicht passieren«, sagte Stacey und strahlte professionell. »Dann komm mit, ich zeige dir, was du wissen musst. Danach kannst du dich mit den ersten Akten beschäftigen.«
    Akten?
    Ich warf einen hilflosen Blick in Desmonds Richtung, während Stacey bereits wieder halb aus der Tür war.
    Dann starrte ich auf ihren Hintern. Desmond nicht.
    Er lehnte noch immer an der Tischkante und versprühte Lässigkeit pur. Mit einem kurzen Nicken deutete er in Richtung des Fensters und bewegte seine Lippen. Wenn ich mich nicht irrte, murmelte er etwas über »draußen«. Ich zuckte ratlos mit den Schultern, doch da hatte Stacey mir bereits eine ihrer Stahlhände auf den Rücken gelegt und drückte mich auf den Gang. Die Tür fiel hinter uns ins Schloss und nahm mir die Sicht auf den Mann, der vielleicht ein wenig Licht in den Raum zu bringen vermochte, in dem ich seit meiner Ankunft hier wie eine Volltrunkene herumirrte.
     
    »Wie soll ich das anstellen?« Fassungslos starrte ich auf die Personalakte in meinen Händen und dann zu Stacey, die sich vorbeugte, um nach ihrer Kaffeetasse zu angeln. Ich wusste nicht, wie oft ich an diesem Tag schon auf ihren Rock gestarrt hatte, und wenn ich ehrlich war, wollte ich es auch gar nicht wissen. Falls mich Videokameras filmten, so hatte ich gute Chancen, zur sexistischsten Mitarbeiterin des Jahres gewählt zu werden. Aber welcher normale Mensch, nüchtern und ohne Wahnvorstellungen, konnte mir schon verübeln, wenn ich nach dem schwarzen, huschenden Schatten Ausschau hielt, den ich hier und da zu erahnen meinte?
    Dieses Mal wirbelte Stacey herum – sie besaß unglaubliche Reaktionen – und musterte mich mit einem Hauch von Verwirrung. »Stimmt etwas nicht?«
    Ich wedelte mit der Akte in der Hand.
    Stacey nickte. »Der Prokurist hat dir ja mitgeteilt, dass du entscheiden kannst, wie du am liebsten vorgehen möchtest.«
    »So ungefähr. ‚Das bleibt Ihnen überlassen‘, waren seine genauen Worte.«
    »Ganz genau. Alles, was wir brauchen, ist eine Bestätigung der Krankmeldungen unserer Kollegen.« Sie öffnete einen der Schränke und kramte einen braunen Karton hervor, den sie mir in die Hand drückte.
    »Hier, das gehörte deinem Vorgänger. Vielleicht kannst du es gebrauchen.«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher